Sehr verehrte Damen und Herren!
Dieses Wochenende vom 15. bis 17. März 2013 treffen sich in Würzburg
die Riesengebirgler aus dem ehemals sudetendeutschen Landkreis Trautenau zu
ihrem jährlichen Heimattreffen. Dieses Heimattreffen erhält eine besondere Bedeutung:
Wir können dieses Jahr das 65jährige Bestehen des "Riesengebirgler Heimatkreises
Trautenau e.V." feiern.
Bevor ich über die Geschichte des Heimatkreises berichte, möchte ich ihnen diese
Landschaft und ihre Besiedelung in gebotener Kürze schildern. Als "homines
laboris", als Menschen der Arbeit sind unsere Vorfahren nach Böhmen und
somit auch ins Riesengebirge gezogen; als arbeitsame Menschen waren sie auch
diesem Lande wert und willkommen bis sich 1945 nach Kriegsende die Verhältnisse
grundlegend änderten. Als Vertriebene und Flüchtlinge kehrten wir, die Nachkommen
jener "homines Iaboris" wieder nach Deutschland zurück.
Fast über ein volles Jahrtausend ist der Bogen über die friedliche Besiedlung
Böhmens durch unsere Vorfahren gespannt. Dazwischen aber liegen Arbeit und Mühe,
Freud und Leid, Leben und Sterben von vielen Generationen, die in redlichem
Bemühen dem Lande ihr Bestes gaben, einem Lande, das wir Vertriebenen unsere
Heimat nennen.
Unsere Heimatlandschaft das "Riesengebirge" ist ein Teil der Sudeten
und erstreckt sich auf einer Länge von 40 Km vom Neuweiter Sattel bis zum Liebauer
Pass. Es besteht aus Urgestein, Granit, Gneis und Glimmerschiefer und sein höchster
Berg ist die Schneekoppe 1603 Meter hoch. Hier entspringen die Elbe und die
Aupa. Entlang dieser beiden Flüsse war das Wohngebiet unserer Menschen, die
deutsch waren und im 12ten bis 13ten Jahrhundert von böhmischen Herzögen und
Königen als Bauern, Handwerker, Bergleute und Kaufleute ins Land gerufen worden
waren um dieses bis dahin menschenleere Land zu besiedeln. Sie stammten vorwiegend
aus Franken, aber auch aus Thüringen und Schlesien. Im 16ten Jahrhundert, als
Böhmen schon zu Österreich gehörte kamen auch Holzfäller aus Tirol dazu. Der
Name Trautenau taucht erstmals in einer Urkunde des Jahres 1301 auf, während
vorher der Ort urkundlich stets Upa oder Aupa
genannt wird. Am 27. Januar 1340 hat der böhmische König, Johann der Luxemburger,
die städtischen Privilegien Trautenaus bestätigt, was zu einem raschen Aufstieg
dieser Stadt führte. Zahlreiche Privilegien in Handwerk und Handel sorgten dafür,
dass das Geld reichlich in die Stadt floss und der Wohlstand der Bürger stieg.
Anfang des 20ten Jahrhunderts prägte Trautenau entscheidend die Entwicklung
ganz Nordböhmens. Seine Geschichte spiegelt über weite Strecken die Historie
Österreichs wider und das wechselvolle Schicksal der Riesengebirgsstadt könnte
Schlüssel sein, zum besseren Verständnis der historischen Ereignisse, die heute
oftmals sehr einseitige Betrachtung finden. Lange Zeit besaß Trautenau die unbestrittene
Vorherrschaft im europäischen Flachs- und Leinenhandel und war so durch den
Leinwandhandel immer eng mit der Welt verbunden. Von hier gingen Garn und Leinen
nicht nur in die Alpenländer, sondern auch nach Italien, England und Spanien,
später bis nach Asien und Amerika.
Vor der Vertreibung zählte der Landkreis Trautenau genau 100 politische Gemeinden
unter ihnen die Kreisstadt Trautenau und die Städte Freiheit, Pilnikau und Schatzlar.
Insgesamt lebten dort rund 100.000 Einwohner. Trautenau hatte damals 16.000
Einwohner. Die Bevölkerung des Landkreises fand ihre Beschäftigung vorwiegend
in der Industrie, im Gewerbe und Handel; weiter in der Landwirtschaft, im Kohlenbergbau
und in steigendem Maße auch im Fremdenverkehr. Die industrielle Produktion war
in erster Linie durch die Textilindustrie repräsentiert. Die größte Flachsgarnspinnerei
der Österreich-Ungarischen Monarchie befand sich vor dem I. Weltkrieg in Trautenau.
Durch die ergiebigen Wasserkräfte und den Holzreichtum des Riesengebirges bedingt,
war frühzeitig eine Papierindustrie entstanden. Bedeutsam war ferner die Eisenindustrie
als Gießerei und Werkzeugmaschinenerzeugung und die keramische Industrie.
In den Sommermonaten eignete sich die Riesengebirgslandschaft als gesuchte Sommerfrische
für Feriengäste aus Prag, Breslau und Berlin. Im Winter boten die Berge ein
ideales Schi- und Schlittenfahrtgelände. Wiederholt wurde das Riesengebirge
als Kampfstätte internationaler Wettkämpfe ausersehen.
Stellvertretend für die vielen überragenden Wintersportler aus dem Riesengebirge
sei hier ein Schisportler genannt, der heute wohl mit dem Prädikat "Superstar"
belegt würde. Gustl Berauer aus Petzer im Riesengebirge wurde zweimal Weltmeister,
fünfmal Deutscher Meister, dazu dreimal Meister in der Nordischen Kombination
und zweimal Langlaufmeister. Er war 1940 der erste Deutsche, der 100 Meter weit
sprang, im jugoslawischen Planica.
Rege gestaltete sich auch das kulturelle Leben der Stadt Trautenau. Prof.
Dr. Josef Mühlberger wurde als der "Adalbert Stifter des Riesengebirges"
charakterisiert. So wie Stfter der Landschaft des Böhmerwaldes künstlerischen
Ausdruck verlieh, so erschloss Mühlberger das Riesengebirge literarisch. Mühlberger
war eng befreundet mit Max Brod und galt als der letzte Repräsentant des Prager
literarischen Kreises um Kafka, Werfel, Kubin und andere. Am stärksten und nachhaltigsten
prägte der Bildhauer Emil Schwantner das künstlerische Leben der Stadt Trautenau.
Schwantner hatte die Fachschule für Keramik in Teplitz-Schönau besucht und seine
Studien an der Kunstakademie in Prag fortgesetzt. Anschließend ging Schwantner
zu Franz Metzner nach Berlin, wo er an den Modellen für das Leipziger Völkerschlachtdenkmal
mitarbeitete. Während seiner Studienzeit war Schwantner von Jan Stursa, der
ebenfalls zu seinen Lehrern zählte, mit dem französischen Bildhauer Auguste
Rodin bekannt gemacht worden. Eines der Hauptwerke Schwantners, das "Grabmal
für den Abgeordneten Wilhelm Kiesewetter", erinnert an Rodin´s monumentales
Bildwerk "Die Bürger von Calais". Schwantner hatte sich in Trautenau
niedergelassen, wo in seinem Atelier zahlreiche Werke entstanden, die seinem
Ruf als einen der talentiertesten Bildhauer seiner Zeit begründeten. Zu seinen
eindruckvollsten Arbeiten gehörte das Kriegerdenkmal, das im Trautenaur Stadtpark
aufgestellt war. Während des Zweiten Weltkrieges wurde das Bronzedenkmal leider
eingeschmolzen. Lediglich die Bronzetafeln
mit den Namen der Gefallenen konnten nach Kriegsende durch einen glücklichen
Zufall bei einem Hamburger Schrotthändler gerettet werden. Sie sind hier in
unserer Patenstadt Würzburg im Husarenwäldchen aufgestellt. Auch Schwantner
wurde 1946 wie fast alle seine Landsleute vertrieben und starb 1956 in Salzelmen
bei Schönbeck an der Elbe.
Eine der mächtigsten und zugleich rätselhaftesten Gestalten des Dreißigjährigen
Krieges, war Albrecht Wenzel Eusebius Graf von Waldstein, der unter dem Namen
Wallenstein in die Geschichte eingegangen ist. Er wurde 1586 in Hermanitz an
der Elbe heute Kreis Trautenau geboren. Kaiser Ferdinand II. hatte ihm aufgrund
seiner Verdienste den Oberbefehl über die Katholische Liga übertragen. Jedoch
die ostentativen Ehrenbezeugungen des Kaisers sind begleitet von Intrigen seiner
Gegner. 1630 am Reichstag in Regensburg forderten die Fürsten Wailensteins Absetzung.
Schweren Herzens gab der Kaiser den Feldherrn preis. Wie wir aus der Geschichte
wissen, wurde Wallenstein im Februar 1634 zusammen mit seinen engsten Vertrauten
in Eger ermordet.
In Wissenschaft und Technik waren es vor allem zwei Trautenauer, die internationale
Anerkennung fanden: Der Chirurg und Krebsforscher Vinzenz Czerny und der Flugzeugkonstrukteur
Igo Etrich. Czerny , geboren 1842 in Trautenau, studierte in Prag und Wien Medizin.
Nach kurzer Tätigkeit als Assistent bei Billroth, dem Begründer der modernen
Chirurgie, erhielt Czerny eine Professur in Freiburg und übernahm die Leitung
der dortigen chirurgischen Klinik. 1877 ging er in gleicher Eigenschaft nach
Heidelberg, bis er sich ab 1906 ganz der Krebsforschung widmete. Er gründete
ein Institut für experimentelle Krebsforschung, das er bis zu seinem Tode 1916
leitete.
Mit kräftigen Strichen schrieb der Trautenauer Igo Etrich seine Zeilen in das
Buch der Geschichte. Die von ihm konstruierte "Etrich-Taube"
wurde das erfolgreichste Flugzeug der Pioniertage der Luftfahrt. Etrichs Freund
der sudetendeutsche Ingenieur Ferdinand Porsche, konstruierte für Etrich einen
60-PS Motor, den ersten Flugzeugmotor der Welt. Mit diesem Motor schaffte die
"Taube" 1911 die Strecke München Berlin, 1912 den ersten Alpenflug
und 1913 den ersten Europaflug von Berlin über Brüssel, Paris und London zurück
nach Berlin. 1946 kam Etrich als Vertriebener nach Bayern. Er verstarb 1967
in Salzburg.
Einen bedeutenden Sohn unserer Heimat muss ich noch erwähnen. Fritz Rieger
Komponist, Konzertpianist, Dirigent und 17 Jahre Generalmusikdirektor in München.
Seine musikalische Ausbildung erhielt Riegeram Konservatorium in Prag. Dort
wurde er 1936 Kapellmeister am Deutschen Theater. Später wirkte er als Operndirektor
in Bremen und als Leiter des Nationaltheater Orchesters in Mannheim. Von 1949
bis 1966 war er der künstlerische Leiter der Münchner Philharmoniker. Nach zahlreichen
Gastspielen im In- und Ausland war er von 1971 bis 1972 Chefdirigent des Melbourner
Symphonie-Orchesters in Australien. Rieger starb 1978. Er war ein bedeutender
deutscher und internationaler Dirigent.
Soviel über unsere Heimat in Stichworten.
Morgen, am 16. März um 21:30 jährt sich das Inferno das die Bischofstadt Würzburg,
ein Heiligtum des europäischen Barock, in nur 17 Minuten in Staub und Asche
gelegt hatte. 225 Lancaster Bomber hatten fast 1000 Tonnen Spreng- und Brandbomben
in wenigen Minuten über Würzburgs Altstadt entladen. Es gab für die Alliierten
keinen Krieg mehr zu gewinnen, weil er bereits gewonnen war. Keine zweite Stadt
hat auf so engem Raum eine ähnliche Ansammlung von Kunstschätzen besessen. Würzburg
war zuvor vom Bombenkrieg verschont geblieben. Einwohner und Rettungskräfte
kannten kein luftschutzgerechtes Verhalten. Es existierten keine Betonbunker.
Über 5000 Menschenleben waren zu beklagen. Zwanzig Tage später hat die 7. US-Armee
die Stadt erobert.
Das Bombardement deutscher Städte im Zweiten Weltkrieg ist ohne Vergleich in
der Geschichte. Neben Flucht und Vertreibung aus den Ostgebieten des Reiches
war es die größte Katastrophe auf deutschem Boden seit dem Dreißigjährigen Krieg.
Unsere Heimat, das Riesengebirge, war vom Bombenkrieg verschont geblieben. Doch
das Ende des Zweiten Weltkrieges brachte der Landschaft des Riesengebirges weder
Frieden noch Freiheit. Am 9. Mai 1945 rückten sowjetische Panzerverbände kampflos
in Trautenau ein. Als die Waffen schon ruhten begann die dunkelste und leidvollste
Phase der Geschichte unserer Heimat, die mit der Vertreibung der alteingesessenen
deutschen Bevölkerung ihren Höhepunkt erreichte.
Die historische Rede des tschechischen Premierministers Petr Necas vor 3 Wochen
im Bayerischen Landtag, wobei er die Vertreibung der Sudetendeutschen nach Kriegsende
und das damit verbundene Leid und Unrecht das unserer Volksgruppe zugefügt worden
war aufrichtig bedauerte, hat mich sehr beeindruckt. Als Höhepunkt fand sich
der Regierungschef aus Prag zu einer überraschend klaren Entschuldigung für
die Vertreibung bereit. Ich glaube aus diesem Grund ist es im Sinne aller Zuhörer,
wenn ich das Kapitel über die Brutalitäten der Vertreibung nicht aufschlage.
Im August 1945 berieten in Potsdam die Siegermächte über den Umgang mit dem
besiegten Deutschland. Außerdem enthielt das Potsdamer Protokoll in Artikel
XIII einen Vertreibungsbeschluss. Darin ist festgelegt, dass die Überführung
der deutschen Bevölkerungsteile aus der Tschechoslowakei nach Deutschland auf
ordnungsgemäße und humane Weise erfolgen soll. In den Monaten nach der Konferenz
gab es zunächst wenige neue Vertreibungen. Zwischen 19. Januar und 27. November
1946 wurden über 2 Millionen Sudetendeutsche in fast 2000 Eisenbahnzügen mit
je etwa 1200 Personen aus ihrer Heimat abtransportiert. Zunächst mit 30, später
mit 50 Kilo Gepäck.
Am 29. Januar 1946 verließ der erste reguläre Vertriebenentransport aus Trautenau
mit 1.200 Menschen, zu je 40 Personen in einem Viehwagon, die Heimat. Am 1.
Februar erreichte dieser Transport Würzburg, wo ein längerer Aufenthalt währte.
Die Vertriebenen waren erschüttert beim Anblick dieser Ruinenstadt. Hier in
diesem zerstörten Land sollten sie untergebracht werden. Ein Gedanke, der völlig
absurd erschien.
In Würzburg wurde der Vertriebenentransport
aufgeteilt. Ein Teil wurde in den Ochsen furter Gau geleitet in das Auffanglager
nach Röttingen; der andere Teil in den Main-Spessart Kreis über Gemünden und
Lohr nach Marktheidenfeld, wobei in Gemünden und Lohr Waggons abgekuppelt wurden.
Anschließend erfolgte die Verteilung in die einzelnen Gemeinden. Im Vordergrund
stand in den ersten Nachkriegsjahren der Gedanke der Rückkehr in die Heimat.
Bereits 1946 rief der Trautenauer Altbürgermeister Alfons Kolbe auf, sich zu
einer Vereinigung der Riesengebirgler aus dem Landkreis zu sammeln. Man kam
zunächst in kleineren Gruppen zusammen zu sogenannten "Heimattreffen",
so 1946 in Frickenhausen, im gleichen Jahr noch einmal in Ochsenfurt und im
Herbst in Lohr am Main. !m Frühjahr 1947 fanden sich mehrere Hundert Riesengebirgler
zu einem Heimattreffen in Holzkirchen und im Herbst 1947 schon 1300 Landsleute
in Bayreuth zusammen. In Esslingen hatte Altbürgermeister Kolbe inzwischen einen
„Hauptausschuss“ gebildet, dem 14 Landsleute angehörten, unter ihnen Ferdinand
Liebich, Prälat Richard Popp, Dr. Josef Klug und der Lehrer Erwin Herrmann.
Auf Einladung von Altbürgermeister Kolbe waren am 12. und 13.Juni 1948 mehr
als 4000 Landsleute nach Esslingen gekommen. Das war das erste offizielle Heimattreffen
der Vertriebenen aus dem Landkreis Trautenau. Auf der Hauptausschusssitzung
in Ochsenfurt am 3. Juli 1949 und dem Beschluss auf dem Heimattreffen am 6.
und 7. August 1949 in Dillenburg wurde die "Landsmannschaft
der Riesengebirgler des ehemaligen Landkreises Trautenau" gegründet.
1. Vorsitzender: Altbürgermeister Alfons Kolbe; 2. Vorsitzender Ferdinand Liebich;
Geschäftsführer Erwin Herrmann.
Das nächste Heimattreffen wurde 1950 in Altötting von Prälat Popp ausgerichtet.
Dr. Klug war der Organisator des Heimattreffens 1951 in Neustadt/Aisch, auf
dem erstmalig ein zweitägiges Rahmenprogramm durchgeführt wurde, das seither
das Traditionsprogramm der jährlichen Heimattreffen
geblieben ist.
Am Heimattreffen 1952 in Geislingen beschloss die Hauptversammlung künftig die
Bezeichnung "Riesengebirgler Heimatkreis
Trautenau" zu führen. Es folgten die Heimattreffen 1953 in München,
1954 in Rothenburg a.d. Fulda, 1955 in Nürnberg und 1956 in Karlsruhe, wo den
Teilnehmern die freudige Nachricht mitgeteilt wurde, dass die Stadt Würzburg
die Patenschaft über Stadt und Landkreis Trautenau übernommen hatte.
Von Seiten der Trautenauer hatte Dr. Josef Klug von Beruf Pressesprecher
der Baywa die Übernahme der Patenschaft durch die Stadt Würzburg in die
Wege geleitet. Diese Patenschaft geht auf einen einstimmigen Beschluss des Würzburger
Stadtrates vom 27. Juni 1956 zurück. Die Urkunde, auf Ziegenleder ausgefertigt,
wurde in einer Feierstunde am 1. Dezember 1956 im Wenzelsaal des Rathauses dem
damaligen 1. Vorsitzenden und ehemaligen Bürgermeister von Trautenau, Alfons
Kolbe, übergeben.
Es gibt vieles aufzulisten, was die Stadt Würzburg in diesen 57 Jahren für Trautenau
geleistet hat. Die Bereitstellung von Freiplätzen in Altersheimen, die finanziellen
Zuschüsse für außerordentliche Belastungen; und da ist natürlich auch die Riesengebirgsstube
das Trautenauer Heimatmuseum in den Greisinghäusern an der Neubaustraße.
Hier ist neben der Geschäftsstelle auch das Archiv des Heimatkreises untergebracht.
Oberlehrer Alois Tippelt hat durch die Sammlung unzähliger Bücher, Schriften
und Bilder sowie Urkunden die Grundlage einer Dokumentation unserer fast 1000jährigen
Geschichte geschaffen. Ergänzt wird die Sammlung durch Gebrauchs- und Einrichtungsgegenstände
sowie Trachten. Von großer Bedeutung für die Nachweit sind die Stadt- und Ortschroniken.
Offiziell wurde der 104 Quadratmeter große Raum mit einem Eigenaufwand der Trautenauer
von 70.000 DM in eine Riesengebirgsstube ausgebaut und am 26. Juni 1981 eingeweiht.
Die Heimatstube soll beitragen, das Geschichtsbewusstsein in unseren Landsleuten
und deren Nachkommen wach zu halten. Die Heimatortsbetreuer nehmen im Heimatkreis
einen herausragenden Platz ein. Sie pflegen enge Kontakte zu unseren Landsleuten
aus den jeweiligen Heimatorten. Ein weiteres Forum ist unsere Heimatzeitung
die „Riesengebirgsheimat“. Sie erscheint monatlich. Einen hohen Stellenwert
nehmen die Heimatgruppen ein. Mit regelmäßigen Zusammenkünften verbinden sie
die Heimat mit dem Geschehen der Gegenwart. In der Riesengebirgsstube in Würzburg
finden diese Zusammenkünfte unter dem Motto "Schatzsuche mit Rübezahl"
jeweils am ersten Dienstag eines Monats statt.
1957 fand erstmals unser Heimattreffen in unserer Patenstadt Würzburg statt.
Ab Ende der 1950er Jahre fanden unsere Heimattreffen jeweils im Wechsel in Würzburg,
Rosenheim und Geislingen a.d. Steige statt. In diesen Regionen hatten viele
Riesengebirgler ihr neues Zuhause gefunden, was für die Veranstaltung und Vorbereitung
der Heimattreffen von Vorteil war. ln den Jahren 1996/97/98 kamen unsere Heimattreffen
in Gemünden am Main zustande wo uns die "Scherenberghalle" zu sehr
guten Konditionen angeboten worden war. Auf Beschluss des Vorstandes erfolgen
unsere Heimattreffen ab 1999 nur noch in Würzburg; zunächst in der Carl-Diem-Halle
und seit 4 Jahren im Veranstaltungszentrum Heiligkreuz. Neben Darbietungen in
Mundart, Dichterlesungen, Vorträgen über berühmte Persönlichkeiten aus unserer
Heimat und musikalischen Darbietungen steht das Wiedersehen, das miteinander
plaudern und von Heimatbesuchen erzählen, im Vordergrund.
Dem Heimatkreis standen als 1. Vorsitzende vor:
1949 1956 Altbürgermeister Alfons Kolbe, Trautenau 1956 1966 Erwin Herrmann, Trautenau 1966 1984 Dr. Josef Klug, Trautenau 1984 1985 Ernst Kasper, Bernsdorf 1985 1999 Wolfgang Bauer, Trautenau 1999 2011 Werner Haase, Radowenz. Ab 2011 Dr. Rainer Rosenbaum, Würzburg |
Mit Dr. Rosenbaum ist die Führung des Heimatkreises nicht mehr in den Händen
der Erlebnisgeneration, sondern der Bekennergeneration.
Um unseren Landsleuten aus dem Norden Deutschlands eine Möglichkeit zu bieten
am Vereinsleben teilzunehmen, findet seit 1999 alle zwei Jahre das "Nordtreffen"
in der Hansestadt Rostock statt. Seit 2008 gibt es eine Partnerschaft zwischen
Würzburg und Trautenau das jetzt Trutnov heißt. Schon1998 nach einem Beschluss
der Stadt Würzburg, schien das Projekt einer Partnerschaft mit Trautenau/Trutnov
wirklich konkret zu werden. Dass noch 10 Jahre vergehen sollten, bis man das
Ziel erreicht hatte, ahnte damals noch niemand. Als treibende Kraft kann man
wohl den damaligen Heimatkreisvorsitzenden Werner Haase bezeichnen und seitens
Würzburg den Stadtrat Willi Dürrnagel, der beharrlich den Vollzug des Stadtratsbeschlusses
von 1998 beantragte. Am 23. September 2008 stimmte sowohl das Stadtparlament
von Trautenau/Trutnov als auch der Würzburger Stadtrat dem Partnerschaftsvertrag
zu. Am 6. Dezember 2008 wurde dieser im Alten Rathaus von Trautenau/Trutnov
unterzeichnet. Das Ziel besteht darin, dass sich direkte Kontakte zwischen Bürgern
aus beiden Städten entwickeln.
So möchte ich meinen Vortrag mit dem Wunsch von Herrn Oberbürgermeister Georg
Rosenthal schließen. "Die Partnerschaft ist für mich ein Zeichen, dass
sich alles ein wenig gelockert hat, dass sich das Verhältnis zwischen Vertriebenen
und Tschechen allmählich normalisiert und entspannt".
In meinem Schlusswort noch ein herzliches „Danke schön“ dem Herrn Oberbürgermeister,
den Herren Bürgermeistern und den Stadträten. Würzburg ist uns eine vorbildliche
Patenstadt.