Quelle: "Aus Rübezahls Heimat", Juli 1952

Landsmannschaft der Riesengebirgler des ehemaligen Landkreises Trautenau,
geschäftsführender Ausschuß Dillenburg



Es ergeht an alle Hauptausschußmitglieder die freundliche Einladung, an der am Sammstag, dem 19. Juli 1952 in Geislingen / Steige um 9 Uhr vormittags im Bahnhofshotel (gegenüber dem Bahnhof) stattfindenden Hauptausschußsitzung teilzunehmen.

Programm

1. Begrüßung
2. Tätigkeitsbericht
3. Kassabericht der Geschäftsführung
4. Bericht über die Verwaltung unserer Zeitung
5. Namensänderung unserer Landsmannschaft
6. Eingliederung in die SL
7. Antrag des Heimatbundes Sudeten-Riesengebirgler Mühlheim (Ruhr)
8. Beschlußfassung über die Bronzetafeln des Kriegerdenkmals (Trautenau)
9. Freie Anträge

Dillenburg, den 11. Juni 1952

Erwin Herrmann

Geschäftsführer

Alfons Kolbe

Vorsitzender

 


Quelle: "Aus Rübezahls Heimat", August 1952

Rübezahls Kinder in Geislingen/Steige
7000 Teilnehmer an unserem Jahrestreffen

von Leopold Simon

Bereits Freitag rollten die ersten Riesengebirgler in der schönen Fünftälerstadt Geislingen ein. Wir, denen es vergönnt war, seit Freitag hier zu weilen, konnten immer wieder Zeugen sein von der Wiedersehensfreude und dem Jubel, der herrschte. Tränen der Freude standen allen, die in Geislingen weilen konnten, in den Augen.

Überall grüßten die Fahnen der Bundesrepublik und der Stadt Geislingen die ankommenden Riesengebirgler. Dicht bevölkert waren die Straßen mit lachenden und scherzenden Menschen, denen die Wiedersehensfreude aus den Augen leuchtete. In dichter Folge brachten die Züge die Riesengebirgler aus allen Teilen der Bundesrepublik nach Geislingen. Viele Autobusse rollten auf den Landstraßen heran, dazu ungezählte Motorräder und Fahrräder. Und auf dem Festplatz vor der Jahnhalle drängten sich die Massen zu einem einzigen Knäuel.

Samstag vormittags 9 Uhr tagte im Bahnhofshotel der Hauptausschuss des Heimatkreises, und am Nachmittag fand eine Lehrertagung der Trautenauer Lehrerschaft statt. Die Lehrertagung eröffnete MdL  R i e g l  mit dem Thema: Der Lehrer als Kultur- und Geistesträger in der Stammeslandschaft.

Auf 11 Uhr war in der Aula der Gewerbeschule eine Dichterstunde anberaumt, in die sich die beiden Trautenauer Dichter Josef Mühlberger und Ernst Redlich teilten. Während der Lyriker Redlich in drei Zyklen – meist Sonette – der bescheidenen, arbeitswilligen stillen Wesensart des Riesengebirglers Ausdruck verlieh, ließ der Epiker Mühlberger Gestalten der Heimat erstehen, die man sich, trotz ihrer Anspruchslosigkeit, in der sie gezeichnet sind, nicht schöner, erhebender und eindringlicher denken kann. Wir wissen aus verschiedenen Vorträgen, die in Geislingen von dem Dichter schon gehalten wurden, um die geschliffene Vortragsweise desselben. Aber in dieser Stunde, wo er inmitten seiner Landsleute den Atem sog, da wurde seine Seele so offenbar, dass auch jeder Nichtriesengebirgler den Hauch dieser Landschaft spürte. Was Dr. Mühlberger diesmal beim Erzählen des „Annenfest“ und des "Gabriel" an Heimatliebe und Heimatlust, an Weh und Erbauung, an Rückerinnern und Vorwärtsschauen verspüren ließ, ließ diese Stunde zu einem Kristall werden, aus dem das Wort Heimat nach allen Seiten hin in vielfältiger Beleuchtung erstrahlte.

Währenddessen herrschte bereits in der Jahnhalle ein dichtes Gedränge, und jeder konnte kostenlos ein unfreiwilliges Schwitzbad nehmen. Bei weitem vermochte die große Halle nicht die Tausende von Besuchern zu fassen, und viele mussten den großen Heimatabend an den aufgestellten Lautsprechern im Freien verfolgen. Den Veranstaltern der Gruppe Geislingen gebührt aller Lob und Dank für ihre selbstlose Aufopferung und die so schöne Ausgestaltung des Treffens.

Pünktlich 20 Uhr eröffnete MdL  R i e g l  als Vorsitzender des Riesengebirgstreffens den Abend und begrüßte die so zahlreichen Gäste. Anschließend hieß Dr.  K l o t z  als Oberbürgermeister der Stadt Geislingen alle Riesengebirgler herzlich willkommen und sagte unter anderem: "Ich weiß, was wir an den Riesengebirglern für wertvolle Menschen haben, und es freut mich, dass es Geislingen vergönnt ist, sie in unserer Mitte begrüßen zu können." Außer ihm entbot Stadtrat Dr.  K i e n l e  den Riesengebirglern die Grüße der Stadtverwaltung.

Nun aber ging es los, in pausenloser Folge rollte das bunte Programm vor unseren Augen auf der Bühne ab. und großer Applaus dankte der Spielschar für ihre schönen Darbietungen. Kaum war der letzte Applaus verklungen, als die ersten Unentwegten das Tanzbein schwangen, und die Nimmermüden wollten überhaupt kein Ende machen. Erst in den frühen Morgenstunden kehrte auch hier für kurze Zeit die Ruhe ein.

Der Sonntagmorgen vereinte die Riesengebirgler beim Festgottesdienst, der von Pfarrer  S c h u b e r t  abgehalten wurde. Anschließend fand dann in der Jahnhalle die große Heimatkundgebung statt.

Altbürgermeister Dipl.-Ing.  L i e b i g  begrüßte in Vertretung des wohl anwesenden, aber nach einer schweren Operation noch nicht völlig genesenen Altbürgermeisters  K o l b e  die versammelten Landsleute. Sein Gruß galt u. a. dem Vertreter des Staatssekretärs für die Vertriebenen in Bayern, Graf Huyn, und dem Vertreter der SL Württemberg Baden, Otto  Z e r l i k.

Zu Beginn der Tagung gedachte Ing.  L i e b i g  in ergreifenden Worten der gefallenen Söhne unserer Heimat, der Opfer der Heimatvertriebenen, die blinder Hass mordete, nur weil sie Deutsche waren, und der Toten, die in der Fremde starben. Sein Gedenken galt auch vor allem den Kriegsgefangenen und den durch die Tschechen Verurteilten, die 7 Jahre nach der Kapitulation noch immer hinter Stacheldraht weilen.

Anschließend übergab MdL  R i e g l  im Namen der im Kreis Göppingen lebenden Riesengebirgler an Altbürgermeister Kolbe eine Trautenauer Stadtfahne mit eingezeichnetem Stadtwappen. Diese Fahne soll nun jeweils bei den kommenden Treffen die Riesengebirgler grüßen und dereinst zur Freude aller Trautenauer vom Trautschen Rathaus flattern.

Geschäftsführer  H e r r m a n n  gab dann einen zusammenfassenden Bericht über die Arbeit des Heimatverbandes und die Änderung des Namens in "Heimatkreis Trautenau" bekannt.
Anschließend sprach Graf Huyn und überbrachte die Grüße aller Riesengebirgler des Kreises München. Ldm.  Z e r l i k  streifte das Problem der Heimatvertriebenen und den Kampf aller in der Fremde.

Sodann sprach Altbürgermeister Dipl.-Ing.  L i e b i g  im Namen aller Riesengebirgler Altbürgermeister  K o l b e  die herzlichsten Glückwünsche zu seinem Geburtstag aus und überreichte ihm ein Bild des Trautenauer Kriegerdenkmals mit einer Widmung.

Mit dem Riesengebirgslied klang diese große Heimatkundgebung aus, und die Festgäste verteilten sich nun am Festplatz in die einzelnen Gruppen und Ortschaften.

Das herrliche Wetter vereinte am Nachmittag rund 7 000 Riesengebirgler auf dem schönen Platz im Stadtpark von Geislingen. Zu den Klängen der Geislinger Stadtkapelle drehte sich jung und alt beim Tanze. Und bei Schmitta Fleischern drängten sich Hunderte, um wenigstens einmal im Jahr a Poor Trautsche Werschtlan zu aßa. Der Maßkrug kreiste, und so mancher trug einen kleinen Rausch mit von Geislingen nach Hause. Die große Treppe des Parks war dauernd von Gruppen belegt, die Foto-Patzelt aufzunehmen hatte. Und .Jubel und Trubel herrschte bis in die späten Abendstunden.

Am Abend aber versammelten sich alle im großen Saal der Jahnhalle zum festlichen Abschlusstanz, und die Stimmung trug wohl dazu bei, dass so mancher das Nach-Hause-Gehen vergessen hat.

So wird auch dieses Treffen in der Fünftälerstadt für alle Riesengebirgler ein unvergessliches Erlebnis bleiben, und wir hoffen, dass, wenn nicht zu Haus, alle im nächsten Jahr in Schwäbisch Hall oder in München erscheinen.




1948 war die Sudetendeutsche Landsmannschaft (SL) noch nicht gegründet.
Die SL, die sich erst im Jahre 1950 gründete, beanspruchte den Namen "Landsmannschaft".
In der Hauptversammlung des Jahres1952 wurde der Verein umbenannt in

Riesengebirgler
"Heimatkreis Trautenau".



Stempel nach der Umbennung des Vereins.



Anzumerken wäre noch, dass der 1. Vorsitzende der Altbügermeister Kolbe von 1949 bis 1956 war!

Am 02. August 1958 wurde in Aschaffenburg erhielt der Verein eine Satzung und wurde im Vereinsregister des Amtsgericht Würzburg eingetragen.
Von nun nannte sich der Verein

"Riesengebirgler Heimatkreis Trautenau"
mit Sitz in Würzburg.

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