In der Aprilausgabe des Jahrganges 1951 des Heimatblattes "Aus Rübezahls Heimat" wurde nachstehendes veröffentlicht:
Als für die Herstellung von Kanonen die "Butter" nicht mehr ausreichte (Göring forderte bekanntlich: "Kanonen statt Butter") und im weiteren Verlaufe des Krieges auch Kirchenglocken und schließlich Denkmäler aller Art, soweit sie aus Bronze gegossen waren, herhalten mussten, wurde eines Tages auf höheren Auftrag auch das herrliche Kriegerdenkmal im Trautenauer Stadtfriedpark unseres akademischen Bildhauers Emil Schwantner ein "Kriegsopfer". Gewiss hätte es in vielen Städten genug minderwertigere Bildwerke gegeben, die lange oder überhaupt verschont geblieben sind; doch wer Schwantners um den Geige spielenden Tod gruppierten drei Soldaten in einer stillen Stunde tief in sich einwirken hat lassen, der dürfte sich über diesen Auftrag wahrscheinlich nicht wundern. Denn die Naturalistik dieses Denkmales passte in die Goebbel´sche Propaganda so wenig wie wahrheitsgetreue Berichte über Gefallenenzahlen. Nun, sei dem wie es will, jedenfalls scheint bei der Ausführung des Auftrages auch den damaligen Trautenauer Stadtvätern (Bürgermeister war Streitberger) nicht ganz wohl zu Mute gewesen sein, da sie wohl in einer gewissen Verlegenheit, Schwantner einluden, dem Abbruch beizuwohnen. Schwantner jedoch, der sich von seinem Werke, in welchem er seine eigenen Kriegserlebnisse symbolisch zum Ausdruck gebracht hatte, schon am Vortage in aller Stille verabschiedete, antwortete auf die Einladung in der ihm kräftigen Weise mit dem bekannten Götzzitat: "Ihr könnt mich ..."
Bereits in der Januarausgabe der Zeitung ist nachzulesen:
Jungbuch: Herr Karl Sagaster schreibt
uns aus Schönau bei Berchtesgaden: "Uns fiel vor einiger Zeit ein
Blatt der Zeitschrift `Echo der Woche´ (München) vom 26.11.1948 in
die Hände. Das Bild zeigt einen Schrottplatz mit Denkmälern und Monumenten.
Mein Sohn entdeckte darunter unser Kriegerdenkmal." Herr Sagster hat uns
den Zeitungsausschnitt mit 2 verschiedenen Fotos vom Kriegerdenkmal übersandt.
Obwohl die Wiedergabe in der Zeitung ziemlich blass ist, kann man bei einiger
Betrachtung deutlich das von Schwantner erbaute Kriegerdenkmal erkennen."
Der Herkunftsort der Familie Sagaster wird später berichtigt und die Stadt
Trautenau wird angegeben.
Meine lieben Trautenauer!
Den Bemühungen unserer Landsmänner, der Herren Bruno Gahler, 24a Hamburg-Glinde,
und Ing. Erwin Schön, 24a Hamburg 13, ist es gelungen, den Abstellplatz ausfindig
zu machen, dahin das Trautenauer Kriegerdenkmal seinerzeit abgeliefert werden
musste. Leider war dieses bereits eingeschmolzen, und es existieren nur noch
die 4 Bronzetafeln mit den Namen unserer Toten aus dem ersten Weltkriege.
Landsmann Ing. Schön hat dieselben sicherstellen lassen, und es sind dieselben
zum Schrottpreis von 750,00 DM gegen Vorauszahlung (Gewicht 153 kg) erhältlich.
Nun muss es sich erweisen, ob unsere Landsleute in raschem Entschluss so viel
Opfermut aufbringen und sich dazu entschließen können, ein Scherflein beizutragen,
um ein zufällig wiedergefundenes und gerettetes Stück Heimat zu erwerben und
zu bewahren.
Was mit den Tafeln dann geschehen soll, kann später entschieden werden, jetzt
muss rasch gehandelt werden! Keiner sollte sagen: "Ach, ich habe ja niemanden
dabei!" oder "Helft lieber den vielen notleidenden Brüdern und Schwestern in
der Ostzone" usw. Es gilt hier ein Stück Heimat zu retten, das uns wie durch
ein Wunder geradezu in den Schoß fiel, und es wäre wirklich eine Schande, wenn
wir diese Tafeln bei unserer Rückkehr in die Heimat (mag diese auch in noch
so unbestimmter Ferne liegen) nicht wieder mitnehmen könnten!
Meine herzliche Bitte an Euch ist daher: Gebe jeder nach eigenem Ermessen, und
wenn es noch so wenig ist! Viele Wenig geben ein Viel! Sammelt Ortsgruppenweise
oder einzeln mittels Zahlkarte auf das Postscheckkonto Hamburg Nr. xxxxx Ing.
Erwin Schön, Hamburg 13. Auf Wunsch werden die Spenden auch im Heimatbrief veröffentlicht.
Nach Eingang von Teilbeträgen werden die Tafeln einzeln ausgelöst. Als ehemaliger
Vorsitzender des Kriegerdenkmalausschusses Trautenau und des Vereines zur Erhaltung
der Kriegergräber vom Jahre 1866
Euer Alfons Kolbe.
Die aufgefundenen Tafeln haben inzwischen einen neuen Standplatz gefunden: Im Husarenwäldchen der Stadt Würzburg
Tafel 1 | Tafel 2 | |
Tafel 3 | Tafel 4 |
Die kleine Nachtragstafel ist nicht mehr auffindbar.