In der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung,
auch HAZ genannt, war am 17. / 18. März 2001 nachstehendes zulesen:
Mit seinem im Rohbau fertigen Nachbau einer alten PROPELLER MASCHINE
zieht ein Neustädter Bastler an die Spree. Dort will er mit ihr in die
Luft gehen.
Der Keller in Harald Lohmanns Haus in Neustadt ist zu klein geworden für das
selbst gebaute Flugzeug, mit dem sich der 69-jährige Bastler im Spätsommer in
die Luft erheben will. Heute wird sein Paradestück, eine in Originalgröße nachgebaute
Flugmaschine namens "Etrich-Taube", auf einen Lastwagen mit
Ziel Fürstenwalde verladen.
Lohmann und Ehefrau Elsa verkaufen ihr Neustädter Haus. Sämtliche Flugzeugmodelle, für
die die Lohmanns international mehrfach ausgezeichnet worden sind, reisen in
den nächsten Wochen mit an die Spree, wo es beim "Historischen Flugzeugbau
Fürstenwalde" professionelle Arbeitsbedingungen geben wird.
In enger Abstimmung mit dem Luftfahrt-Bundesamt in Braunschweig erstellt Lohmann
einen flugbereiten Original-Nachbau des erstmals 1910 in Österreich gebauten
Eindeckers "Etrich-Taube", der zum meistgebauten Flugzeug in
Deutschland vor dem Ersten Weltkrieg wurde. Der gelernte Plakatmaler und Dekorateur
selbst will mit der Maschine über der Spree fliegen. Eigens dafür hat er 1999
den Pilotenschein gemacht. Der Rohbau des Fliegers ist fertig, in Fürstenwalde
hat Lohmann endlich Platz, die Maschine zusammenzusetzen und die Flügel zu bespannen.
Dafür war der Keller in Neustadt denn doch zu eng: Die Spannbreite der Taube
misst 14,80 Meter.
Seit mehreren Jahren hat Lohmann im Keller an der "Etrich-Taube"
gebaut. Nach Vorlage von alten Zeichnungen und Fotos hat der Neustädter die
Konstruktionspläne gezeichnet. Jedes Detail füllt einen eigenen Bogen. Das Luftfahrt-Bundesamt
hat alle Pläne begutachtet. Prüfer haben sich regelmäßig in der Kellerwerkstatt
umgesehen. Schließlich soll die Taube sicher fliegen und heil wieder auf der
Landebahn stoppen.
Auf fremde Hilfe verlässt sich Lohmann beim Bauen nicht, seine Vorstellungen
kann kein Schlosser umsetzen. Auch das Steuerrad ist in eigener Handarbeit entstanden.
"Die Blecharbeiten waren am schwierigsten", sagt der Rentner. Wochenlang
habe er an den Teilen gefeilt. Unter einer Plane abgedeckt steht schon der 160-PS-Motor
bereit. Das britische Fabrikat stammt zwar aus dem Jahr 1945, hat aber erst
50 Flugstunden hinter sich. Der Viertaktmotor soll den Propeller in Schwung
bringen und die Taube mit ihrem Erbauer in den Himmel über Brandenburg
heben.
Seit 60 Jahren ist Lohmann ein begeisterter Bastler. Für seine historischen
Flugmodelle, alle im Maßstab eins zu vier gebaut, ist er mit Preisen überhäuft
worden. Die Pokale passen kaum in die Regale. Besonders stolz ist er auf Auszeichnungen,
die ihm 1994 bei einem Wettbewerb in Las Vegas verliehen wurden. Alle Modelle
sind flugfähig. Gemeinsam mit seiner Frau zieht Lohmann durch die Bundesrepublik
und begeistert bei Schautagen Zehntausende von Besuchern.
Und wenn der Neustädter in seiner Heimatstadt auch weitgehend unbekannt geblieben
ist, internationale Aufmerksamkeit wird ihm und seinem Flugzeug noch bevorstehen.
Die "EtrichTaube" soll eine im wahrsten Sinne des Wortes tragende
Rolle in einem Film über Meli Beese übernehmen. "Die kennt heute kaum noch
jemand", sagt Lohmann. Bereits um 1910 sei es Beese gelungen, in die Männerdomäne
der Fliegerei einzudringen. "Und das war bestimmt nicht leicht."
vw/h
Im Leineteil der HAZ erschien ein
weiterer Artikel über den Nachbau der "Etrich-Taube".
In der HAZ vom 08. Oktober 2002 erschien ein weiterer Artikel u.a. auch über
den Nachbau der "Etrich-Taube".
Auszug:
Der Beweis, dass er einen bis auf die letzte Schraube und den Spanndraht originalen
Nachbau anfertigen kann steht in Lohmanns Werkstatt-Museum in einem großen
Hangar auf dem einst erst von der Luftwaffe, dann von den Sowjets und einschließlich
der Nationalen Volksarmee der DDR genutzten Flugplatz Fürstenwalde. Dort
hat Lohmann auch den Nachbau einer "Etrich Taube" von 1912 im Maßstab
1:1 stehen, die Kenner schwärmerisch als die schönste "Old Lady"
der Luftfahrt bezeichnen. Denn in seiner Kellerwerkstatt in Neustadt am Rübenberge
fehlte der Platz, um das Flugzeug fertig zu stellen.
Das Museum zeigt eine Fülle von flugfähigen Modellen historischer
Flugzeuge, alle von Lohmann gebaut. . . .
In der Schulchronik der Volksschule Gross-Aupa I. und II. Teil finden wir im
Jahre 1911 nachstehende Eintragung zu dem Fluggerät Taube und seinem Erfinder:
"Herr Igo Etrich aus Oberaltstadt hatte die Absicht mit
dem von ihm konstruierten Monoplan einen Schauflug in Trautenau zu veranstalten.
Derselbe musste infolge eines Motordefektes von Donnerstag, den 25. Mai auf
Sonntag, den 28. Mai verschoben werden. Tausende von Zuschauern hatten sich
eingefunden. Ein Aufgebot von 700 Feuerwehrleuten und eine starke Gendarmerieabteilung
hatte den Flugplatz "die Patzwiesen" abgesperrt. Dreimal versuchte
der Aviatiker Herr Oberleutnant Bier den Aufflug, allein jedes
Mal musste er infolge eines Motordefektes wieder niedergehen. Die vielen Zuschauer
mussten enttäuscht nach Hause gehen. Herr Etrich hat mit
seinem Monoplan schon viele Preise errungen, so vor kurzem auch bei der oberrheinischen
Zuverlässigkeitsfahrt den Preis von 35.000 Mark. Die österreichische
Kriegsverwaltung hat bei ihm auch mehrere Flugapparate für die Armee bestellt.
Herr Igo Etrich gedenkt in Altstadt bei Trautenau eine Fabrik
zur Erzeugung von Flugmaschinen zu errichten. Am Pfingstsonntage soll ein Schauflug
in Reichenberg stattfinden."
Im Jahre 1913 lesen wir nachstehende Eintragung über einen Schauflug in Oberaltstadt:
"Sonntag, den 24. August fand in der Ober-Altstadt ein Schauflug mit
dem von Herrn Igo Etrich aus Ober-Altstadt konstruierten
Flugzeuge "Taube" statt. Zu demselben hatten sich
Zuschauer aus der ganzen Umgebung eingefunden. Herr Igo Etrich war als Passagier
mit seinem Piloten aus seiner Flugwerkzeugfabrik in Liebau (Preußen)
aufgestiegen und landete nach 7 Minuten in Ober-Altstadt."
Mehr über die Etrich-Taube und seinen Erfinder finden
wir im Archiv Trautenau, da er aus Trautenau stammt.