Quelle: Riesengebirgs-Heimatbuch 1957, Verlag: Aus Rübezahls Heimat

DIE TAUFPATEN DER ORTE TRAUTENAU-ALTSTADT – TRAUTENBACH

Beitrag zur Ortsnamenkunde im Bezirk Trautenau nach E. Heinzel,
neubearbeitet von Alois Tippelt, Regensburg

Die Deutung des Ortsnamens Trautenau ist schon vielfach versucht worden. Rein gefühlsmäßig möchten wir den Namen unserer Bezirksstadt als die Stadt an der trauten Au erklärt wissen, eine Deutung, die wohl niemand bezweifeln wird, denn unsere unvergessliche Riesengebirgsmetropole liegt in einer wirklich schönen Au. Aber schon in der Schule lernten wir, dass der Ahnherr von Trautenau ein gewisser Ritter von Trautenberg gewesen sein soll, und gaben uns damit zufrieden. Was geben nun die Ortsnamen und Urkunden uns für Anhaltspunkte für diese Namensgebung?

Aus den uns heute leider nicht mehr zugänglichen urkundlichen Belegen können wir entnehmen:

1. Das heutige Trautenau hat einst den slawischen Namen Upa geführt und dürfte im Jahre 1260 aus zwei Ortsteilen bestanden haben. Über die in der Urkunde vom 01. Mai 1260 angedeuteten Teilung in Upa I und Upa II lassen sich nur Vermutungen anstellen.

2. Den Namen Trautenau führte ursprünglich das heutige Altstadt, das eine Stadtgründung war. Später ist anscheinend ein großer Teil seiner Einwohner in das bedeutend günstiger gelegene Upa gezogen, das nun zum Unterschiede von der älteren Stadtanlage den deutschen Namen Neu-Trautenau erhielt. Alt-Trautenau oder Altstadt-Trautenau, später kurzweg Altstadt genannt, sank zum Dorfe herab, was urkundlich mit dem Jahre 1369 belegt ist. Die Umsiedlung von Alt-Trautenau nach Upa (Neu-Trautenau) muss schon vor 1260 erfolgt sein. Dafür spricht der Beleg "Antiqua uilla" aus dem Jahre 1260 und das Vorhandensein eines deutschen Richters in Upa in demselben Jahre. Dass auch andere Ortschaften durch eingewanderte Deutsche umbenannt worden sind, bezeugt die gleiche Urkunde "Antiqua uilla". Es muss also schon im Jahre 1260 Upa im Munde seiner deutschen Siedler Neu-Trautenau geheißen haben. Wenn dieser deutsche Ortsname aber erst 41 Jahre später zum erstenmal in einer Urkunde auftritt, so lässt sich das verschiedentlich erklären. Eine neue Urkunde wird zumeist auf Grund einer älteren Urkunde ausgestellt. Die Formen der Orts- und Personennamen werden aus den älteren Urkunden größtenteils unverändert übernommen. Die Eigentümer alter Urkunden waren zumeist Tschechen, von denen vielfach die tschechischen Namensformen übernommen wurden, nachdem diese geläufiger waren als die neuaufkommenden deutschen Namen. Außerdem: Upa war nicht nur eine ursprüngliche Ortsbezeichnung für das spätere Trautenau, Upa wurde auch das dazu gehörende Schloss bezeichnet und schließlich auch die ganze von diesem Schlosse verwaltete Provinz. Der Name Upa war also gleichsam das Adelsprädikat der Schlossherren. Als im Jahre 1301 die böhmischen Könige Stadt und Gebiet übernehmen, wird es zum letzten Mal Upa genannt, und heißt von nun ab Neu-Trautenau. Mit den alten Besitzern starb auch der alte Name aus. Wenn wir nun den Namen Upa nach 1306 noch vereinzelt in Urkunden finden, so handelt es sich nicht um lebendige Ortsnamen, sondern um

eine aus älteren Urkunden übernommene Herkunftsbezeichnung.

Auch die Entwicklung des Ortsnamens Trautenau aus Trutnow, Trutenowe über Trutenau zu Trautenau können wir in den vorhandenen Quellen genau verfolgen. Der heutige tschechische Name "Trutnov" ist nichts anderes als die dem tschechischen Sprachgebrauch angepasste mittelhochdeutsche Form des Namens "Trutenowe".

Der ursprüngliche tschechische Name "Upa" (Aupa) ist vielleicht ein Flussname und bedeutet nach Liewehr "Wasser beziehungsweise Fluss". Für eine Ableitung des Namens aus dem Slawischen sprechen ähnliche ost- und südslawische Flussnamen. Allerdings ist nach neueren Forschungen die Ableitung der meisten Flussnamen Böhmens aus dem Keltischen verbürgt. Fest steht aber, dass der Name Trautenau deutschen Ursprungs ist. Nach dem Chronisten Simon Hüttel führt die Stadt ihren Namen nach ihrem Erbauer, dem Ritter Trautenberg, worin vielleicht auch ein gut Teil Wahrheit steckt. Undiskutabel ist aber die Meinung des Fälschers der Königinhofer Handschrift Hanka, der den Drachentöter "Trut" zum Namengeber macht. Der Name Trautenau wurde ebenso gebildet, wie der des benachbarten Ortes Liebau, vom althochdeutschen und mittelhochdeutschen "Trut", was so viel heißt: "zu dem man Vertrauen, Zuversicht haben kann" bzw. "lieb, geliebt". Das alte trut = Geliebter, Geliebte, Gemahl. Trautenau könnte also heute ebenfalls "Liebau" heißen und Liebau "Trautenau".

Wir haben bereits gehört, dass Altstadt ursprünglich den Namen Trautenau geführt hat. In Altstadt mündet der Trautenbach, an dem das gleichnamige Dorf Trautenbach liegt. Das Bestimmungswort in Trautenau und Trautenbach ist offensichtlich gleich. Da die Bestimmungswörter der meisten Ortsnamen unseres Bezirkes Personennamen sind, dürfen wir in dem Trut der Namen Trautenau und Trautenbach noch eine andere Deutung suchen, nämlich die eines Personennamens. Trut ist seit dem 9. Jahrhundert eine häufige Kurzform für Namen wie Trautmann, Trautlieb, Trautmund, Trautmer, Gertraut, Edeltraut und anderen. Dass solche Namen in unserer Gegend und zu der in Betracht kommenden Zeit vorkamen, beweisen das in der einstigen Trautenauer Provinz gelegene Trautliebersdorf und alte Steuerrollen jener Zeit. Trautenau bedeutet nach dieser Deutung die Siedlung des Traut in der Flußau. Da Trautenau (Altstadt) und Trautenbach unmittelbare Nachbarorte waren, so ist es leicht möglich, dass Traut der Gründer Trautenaus und der gleichnamige Gründer Trautenbachs ein und dieselbe Person gewesen sind. Es muss ein besonders tüchtiger und erfolgreicher Lokator gewesen sein, dem die Erschließung der Stadt Trautenau (Altstadt) und des Dorfes Trautenbach übertragen worden war und der vielleicht auch die Umsiedlung von Alt-Trautenau (= Altstadt) nach Upa, also die Stadtgründung des heutigen Trautenau, durchgeführt hat.


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