Quelle: Archiv der Heimatsstube des Vereins "Riesengebirgler Heimatkreis Trautenau"

Vereinsgründungsurkunde



Die Vereinsgründungsurkunde wurde am 15. Juni 1948 vom Kreisausschuss für Kultur und Sport in Dillenburg ausgestellt.
Es war der erste Vertriebenenverein (Heimatkreis) der genehmigt wurde. Der Verein wurde mit den Namen "Landsmannschaft der Riesengebirgler" angemeldet.
Vermutlich war man der Meinung, das sich die beiden anderen Kreise, Hohenelbe und Braunau, der Landsmannschaft der Riesengbirgler anschließen würden.
Die beiden Heimatkreise bildeten jedoch später eigene Vereine.




Quelle: Heimatblatt "Aus Rübezahls Heimat" 3. Jahrgang, 11. Folge, November 1950.

Heimattreffen der Riesengebirgler in Dillenburg

Auf der Jahrestagung der Landsmannschaft der Riesengebirgler aus dem Bezirk Trautenau (Sudetenland), die am 17.09.1950 in Dillenburg stattfand, wurde ein Vorschlag unterbreitet, die Besitzverhältnisse in den ehemaligen Heimatgemeinden (Haus- und Grundbesitz) durch möglichst genaue Aufzeichnungen festzuhalten und in einem entsprechenden Archiv zusammenzufassen, da man damit rechnen müsse, daß bei einer möglichen Rückkehr in die Heimat keinerlei Unterlagen, wie Grundbücher usw., mehr vorhanden sind.

Der Vorsitzende der Landsmannschaft, Lehrer Erwin Herrmann (Dillenburg), wies vor den rund 400 Riesengebirglern aus dem Dillkreis und dem Kreis Biedenkopf darauf hin, daß die Landsmannschaft politisch völlig neutral sei und auch keinerlei Interessenvertretung gegenüber der Regierung darstellen wolle. Ihr Hauptziel sei die Förderung kultureller Belange und die Erhaltung heimatlichen Volks- und Brauchtums. Die Organisation, die bereits 1200 Mitglieder im ganzen Bundesgebiet hat und über eine Adressenkartei von mehr als 3000 Landsleuten verfüge, wolle vor allem eine Brücke zur alten Heimat bilden. Da den Landsmannschaften beim kommenden Lastenausgleich wahrscheinlich die Aufgabe übertragen werde, die eingereichten Anträge zu prüfen, forderte Herrmann die ehemaligen Bürgermeister und Kommunalbeamten aus der alten Heimat auf, bereits jetzt ihre Adressen anzugeben, da sie am besten über die Vermögens- und Besitzverhältnisse der einzelnen Heimatvertriebenen unterrichtet seien.

In einem Bericht über die Lage der Heimatvertriebenen hob Dr. Nemetschek hervor, daß nunmehr auch das Ausland sich für ihr Schicksal zu interessieren beginne, was insbesondere der unermüdlichen Tätigkeit von Männern wie Father Reichenberger u. a. zu verdanken sei. So habe der Europa-Rat in Straßburg anerkannt, daß das Vertriebenenproblem nur mit internationaler Hilfe gelöst werden könne. Auch das Abkommen zwischen der sudetendeutschen Volksgruppenvertretung und der tschechischen Exilgruppe General Prchalas stelle trotz verschiedener Unklarheiten und trotz eines gewissen Mißtrauens, das die Sudetendeutschen an der Aufrichtigkeit tschechischer Versprechen zweifeln lasse, einen Schritt vorwärts dar. Denn mit diesem Abkommen sei erstmals eine Bresche in die durch Benesch-Anhänger, insbesondere in England und den USA, verbreitete Auffassung geschlagen worden, daß das tschechische Volk nicht neben dem deutschen leben könne und wolle. Im übrigen dürfe gerade die Jugend nie den Glauben an eine Heimkehr verlieren, wie man es häufig antreffe; denn die politische Entwicklung lasse eine Heimkehr durchaus nicht so utopisch erscheinen, wie man es oft annehme.

Rund 2000 Sudetendeutsche würden heute noch unter unmenschlichen Bedingungen zur Arbeit in den Urangruben von Joachimsthal gezwungen, erklärte ein erst vor kurzem, aus einem tschechischen Gefängnis entlassener Sudetendeutscher, der nach Deutschland ausgewiesen wurde, während seine Familie noch in der Tschechoslowakei zurückgehalten wird.

An die offizielle Tagung, die mit dem Riesengebirgslied eröffnet und beendet wurde, schloß sich ein Beisammensein an.





Quelle: Riesengebirgs-Heimatbuch mit Kalender für das Jahr 1951 – Verlag "Aus Rübezahls Heimat"

Landsmannschaft der Riesengebirgler
Entstehung, Entwicklung, Wesen, Aufbau und Ziel.

von Erwin Herrmann

Uns Sudetendeutschen ist das Jahr 1945 ein Jahr der großen Schicksalswende. Nach einem verlorenen Kriege und nach dem Zusammenbruch unseres Vaterlandes mußten wir unsere angestammte Heimat verlassen, wurden vertrieben und verloren Hab und Gut. Getrennt von den Angehörigen und hilflos, wurden wir in das von den Alliierten besetzte Deutschland aufgeteilt und verloren jedwede Bindung mit unseren Landsleuten.

Es dauerte lange, bis sich die seelischen Beklemmungen lösten, aber der starke Lebenswille und die angeborene Heimatliebe der Riesengebirgler zeigten bald das Verlangen, wieder zueinander zu finden, die Verbindung wieder herzustellen, um sich an der Gemeinschaft zu stärken und sich die Kraft zu holen, die notwendig war, das Leben in der Fremde alleinstehend überhaupt zu meistern.

Auf Anregung des Landsmannes Dipl.-Ing. Birke fand in Frickenhausen ein Zusammentreffen statt, an dem gegen 100 Landsleute zugegen waren, welche mit dem ersten Transport in die Westzone gekommen waren. Das erste Treffen mit ungefähr 350 teilnehmenden Landsleuten fand am 15.08.1946 in Ochsenfurt statt und nahm einen sehr schönen Verlauf. Noch im Spätherbst desselben Jahres (27.10.1946) wurde ein Treffen der Trautenauer vom Landsmann Lehrer Rudolf Bauer in Lohr veranstaltet, an dem über 400 Landsleute teilnahmen und an dem Altbürgermeister, Herr Alfons Kolbe, Trautenau, die Begrüßung und eine Ansprache an die Teilnehmer hielt.

Am 13.04.1947 fand über Einladung der Landsleute Max Fiedler und Franz Kodim ein größeres Treffen in Holzkirchen mit etwa 700 Landsleuten statt.

Besonders hervorgehoben muß werden, daß bei diesem Treffen in Holzkirchen die Trautenauer Landsmannschaft die erste war, die den Mut aufbrachte, eine Resolution einstimmig zu fassen und mit Forderungen an Regierung, politische Parteien und Militärregierung heranzutreten. Die Organisatoren dieses Treffens wurden daraufhin zum Staatskommissar für das Flüchtlingswesen in München zu einer Aussprache eingeladen. Initiator dieser Resolution war der hochw. Herr Prälat Richard Popp, der sich wie immer so auch hier besonders intensiv einsetzte und der schon damals, als eine geordnete Geschäftsführung der Landsmannschaft noch nicht bestand, den heimatvertriebenen Landsleuten in allen Belangen unterstützend und helfend zur Seite stand. Das gleiche gilt auch für die hochw. Herren Pfarrer Schubert, Kubek und Houstek, die schon damals ihre ganze Person in den Dienst der landsmannschaftlichen Betreuung der Landsleute stellten.

Am 05.10.1947 folgte dann das Treffen in Bayreuth mit 1 300 Landsleuten, einberufen von Herrn Altbürgermeister Dipl.-Ing. Ferdinand Liebich, Trautenau.

Das bisher größte Treffen fand in Eßlingen am 12. und 13.06.1948 mit mehr als 4 000 Landsleuten statt, auf welchem der Hauptausschuß, der sich bis dahin nur provisorisch konstituiert hatte, gewählt wurde. Die Währungsreform allerdings machte der aufsteigenden Kurve der Teilnehmerzahlen ein Ende. Trotzdem beteiligten sich am 6. Heimattreffen am 06. und 07.08.1949 in Dillenburg immerhin noch über 700 Landsleute. Hier wurde auf Grund der Hauptausschußsitzung in Ochsenfurt am 03.07.1949 nun endgültig einstimmig der Beschluß gefaßt, alle Landsleute mitgliedsmäßig in die Landsmannschaft der Riesengebirgler des ehemaligen Landkreises Trautenau zusammenzuschließen.

Durch diese Mitgliedschaft soll jeder Riesengebirgler aus dem Kreise Trautenau, selbst der in dem entlegensten Dörfchen, verbunden sein mit unserer großen Gemeinschaft und mit uns in enger Fühlungnahme stehen. Um diese Zusammengehörigkeit zu kennzeichnen, wurde auch ein eigenes Landsmannschaftsabzeichen geschaffen, damit sich die Landsleute jederzeit und überall erkennen können.

Die Vereinstätigkeit wurde unter Zugrundelegung der Genehmigungsurkunde vom 15.06.1948 der Landesmilitärregierung, erteilt an die Landsmannschaft des Kreises Dillenburg, aufgenommen.

Mit einem Aufruf des Hauptausschusses vom 01.09.1949 wurde an die Landsleute herangetreten, sich, zusammenzuschließen und mit großer Freude fand dieser Aufruf bei allen Landsleuten Anklang. Aus allen Gemeinden von Stadt und Land des Kreises Trautenau meldeten sich die Mitglieder an, opferwillig ihr Scherflein beizutragen, um vereint zu sein in der Landsmannschaft. Jung und alt bekannte sich zur Heimat.

Zweck der Vereinigung ist die Pflege und Erhaltung heimatlicher Gebräuche, Tänze, Mundart und Lieder der Riesengebirgler, Sammlung heimatlicher Literatur, Unterstützung in Not befindlicher Heimatgenossen und alljährlich ein großes Treffen aller Landsleute.

All diese Arbeiten standen unter Leitung des Altbürgermeisters, Herrn Alfons Kolbe, Trautenau, jetzt Eßlingen, dem der Hauptausschuß mit sehr rührigen und heimatbewußten Mitarbeitern zur Seite steht. Es muß betont werden, daß Herr Dr. Dienelt in Röttingen bereits 1946 eine wesentliche Vorarbeit zur Gründung der Landsmannschaft durch, die Sammlung und Herausgabe eines umfangreichen Adressenmaterials von Trautenauer Landsleuten geleistet hat.

In der Hauptausschußsitzung am 26.03.1950 in Dillenburg wurde gemäß den Satzungen der Landsmannschaft als Selbsthilfe eine Art Sterbekasse in Form einer Kranzablösespende errichtet. Die Landsmannschaft sah sich gezwungen, die Not ihrer Landsleute kennend, zu dieser Art der Selbsthilfe zu greifen, um den Hinterbliebenen die Möglichkeit zu geben, ihre verstorbenen Angehörigen wenigstens einigermaßen pietätvoll beerdigen zu können. Daß es im Sinne der Landsleute war, beweisen die zahlreichen Anmeldungen zu dieser Kranzablöse, die mit dem 01. Oktober 1950 in Wirksamkeit trat.

Auch an den am 07. und 08.07.1950 in Altötting stattgefundenen Feierlichkeiten anläßlich des Jubiläen unserer Heimatpriester, Hochw. Herrn Prälat Popp, Ehrenkonsistorialrat Ezer, Pfarrer Kubek und Pfarrer Reinhold Barth war die Landsmannschaft vertreten. An allen diesen, Treffen hat der Vorsitzende der Landsmannschaft, Herr Altbürgermeister Alfons Kolbe, teilgenommen und immer und überall Verständnis dafür gefunden, daß unsere Landsmannschaft eine unpolitische und überkonfessionelle Vereinigung sein und bleiben müsse und daß keine Politik hineingetragen werden dürfe. Nicht unerwähnt sei, daß der Reingewinn des Eßlinger Treffens von 3 500,00 RM zur Unterstützung von notleidenden Landsleuten verwendet wurde.

Daß die Landsmannschaft ihre Daseinsberechtigung hat, beweisen die Hunderte von Schreiben, die im Laufe des Jahres eingehen, und woraus die seelischen und materiellen Nöte zu ersehen sind. Es muß auch erwähnt werden, daß viele Familienmitglieder durch die Landsmannschaft zusammengeführt werden konnten. Aber das letzte Ziel, all unsere Landsleute zu erfassen, ist noch nicht erreicht. Wir hoffen, daß auch diejenigen, die noch abseits stehen, sich unserer Landsmannschaft anschließen. Mag unser Weg noch so hart und weit sein bis zum Ziel, gemeinsam werden wir ihn schaffen, so lange uns allen die Kraft und die Heimatliebe erhalten bleibt.

Der von Landsmann Otto Seemann, Oberhausen, herausgegebene Riesengebirgsheimatbrief "Aus Rübezahls Heimat" wurde vom 01.12.1949 mit in die Landsmannschaft eingegliedert und bereitet allen Landsleuten recht große Freude.

Somit hat sich unsere Landsmannschaft also eine rein kulturelle Aufgabe gestellt innerhalb ihres Kreises, und es muß hier ausdrücklich betont werden, daß sie weder rechtliche noch wirtschaftliche Interessen gegenüber der Regierung vertritt und mit den großen politischen Strömungen der Heimatvertriebenen nicht zu vergleichen ist, sondern lediglich die angeführten Ziele verfolgt.

Zum Schlüsse übermittelt der Vorsitzende der Landsmannschaft, Herr Altbürgermeister Kolbe, allen Mitarbeitern im Hauptausschuß, im geschäftsführenden Ausschuß, sowie allen Vertrauensleuten und Landsleuten den herzlichsten Dank für ihre bisherige uneigennützige Arbeit und spricht an sie die Bitte aus, auch weiterhin am Aufbau und an der Erfassung unserer Landsleute mitzuarbeiten.

Dillenburg, den 10.10.1950.

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