Der Geschwisterkrieg

Gründe und Ausgang des preußisch – österreichischen Bruderkriegs 1866

von Reiner Tannhäuser, Verden


Teil 5 / Fortsetzung


Ein Kriegsbild oder die Geschichte von einem Held

Unter Kriegsbilder wurden in dem Grünberger Wochenblatt unter Kriegsbilder Geschichten während der Schlacht veröffentlicht, hier ein Beispiel:

"Der Zögling der Bau Akademie Radler, Sohn des Polizeiverwalters Nadler zu Peicherwitz, steht als Feldwebel bei der Kompagnie des Hauptmanns John von Frevend des 3. Niederschlesichen Regimentes Nr. 50. Beim Vorrücken des Bataillons wird dasselbe heftig von einer auf der Höhe plazierten, wegen Nebel und Regen aber unsichtbaren Batterie mit Granaten beschossen und verliert eine Menge Leute. Da erbittet sich Radler die Erlaubnis, mit noch 30 Mann an die Batterie heran zu schleichen, ergreift das Gewehr und einige zwanzig Patronen eines eben erschossenen Muskettiers und kriecht nun mit seinen 30 Mann durch Getreide- und Rapsfelder gegen 1000 Schritt in die Höhe hinan, von der herab, über ihre Köpfe hinweg, die Kanonen Verderben schickten. Plötzlich sieht er einen Geschützlauf über sich blinken; er erkennt, daß er einer Batterie von acht Kanonen bis auf sechzig Schritt nahe gekommen ist. Er erhebt sich, sieht den österreichischen Hauptmann kommandierend neben der Batterie stehen, legt an, schießt den Hauptmann tod und kommandiert jetzt seinen neben ihm kriechenden 30 Mann Schnellfeuer, zuerst die Pferde, dann auf die Bedienungs- und Begleitmannschaften (Husaren). Ein Schuß auf die kühne Schaar aus der Batterie macht noch vier kampfunfähig, einen zweiten auf den Führer direkt gerichteten verhindert derselbe loszugehen, indem er in dem Moment, wo der österreichische Kanonier die Lunte erhebt, denselben in den Arm schießt, darauf geht Radler mit seinen übrigen Getreuen auf die Batterie los, was noch übrig von der Bedienung der Geschütze und Bedeckung, entflieht und die Batterie von acht Kanonen nebst noch fünf unversehrten Pferden ist in den Händen der Tapferen. Radler besteigt zuerst die eine Kanone und wird jetzt sichtbar für den im Tal liegenden Rest der Bataillons mit lauten Hurrah begrüßt. Den Führer des 400 Schritt entfernten österreichischen Munitionswagens ereilt noch eine sichere Kugel und auch dieser fällt in die Hände des Siegers. Das Radler und seine tapfere Schaar später mit Jubel von ihrem Hauptmann und den Kameraden begrüßt wurden ist selbstverständlich. Am Tage nach der Schlacht wurde er ausgewählt, 4000 Gefangene nach Posen zu führen."


Und nun von einem der die Nerven verlierte

In dem gleichen Grünberger Wochenblatt, das tragische Schicksal von jemanden, der die Nerven verlierte:

"Grossen. Nach einem an hiesige Angehörige eingegangenen Briefe soll der zweite Sohn Hugo unseren früheren Stadtmusikus Eberle, der längere Zeit erster Violinist bei der Bill´schen Kapelle fungiertem durch das Militärgericht Posen zum Tode verurteilt wurden, und die Exzekution nur deshalb noch nicht vollzogen sein, weil der Verurteilte sich als krank im Lazarett befindet. Derselbe soll nämlich, als Landwehr Unteroffizier zum 6. Regiment eingezogen, mit einem von der Hauptwache entnommenen Gewehr, scharf geladenen Gewehr auf einem vorübergehenden Offizier geschossen haben, ohne solchen indes zu treffen. Ob die verbrecherische Handlung aus Überlegung und aus Rache oder ob sie aus irgend einen anderen Bewegungsgrund erfolgt sei, darüber dürfte die nähere Aufklärung abzuwarten sein.

Wir geben die Nachricht von den  betrüblichen Vorfall, die Rücksicht auf die Persönlichkeit gewiß viele unter uns interessieren wird, einstweilen ohne Kommentar mit dem Hinzufügen, daß seitens der Verwandten bei der königlichen Kommandantur in Posen Schritte geschehen sind, um das über den talentvollen jungen Mann hereingebrochene herbe Geschick auf dem Wege der Gnade zu mildern. Begleiten wir diese Schritte für den Landsmann mit unseren Segenswünschen!"


Bericht über den Rückzug bei Königgrätz

Der österreichische Anzeiger für Hof und Umgebung, brachte am 11.07.1866 einen Bericht von einen Verwundeten welcher in Wien eingetroffen war:

"Ich hatte einen Streifschuß bekommen, richtete mich aber schnell auf und kämpfte weiter. Endlich wurde ich müde, die Wunde brannte, ich konnte nicht mehr. Ich lief also fort, so wie ich hier bin, den Mantel hatte ich meinem verwundeten Leutnant zurück gelassen, durch den Wald und mußte zwei Stunden rennen, ehe ich an dem Verbandplatz kam. Kaum bin ich dort, plumps kommt eine Kartäsche daher. Die Preußen also schonen nicht mal die Verbandsplätze. Nun läuft alles eiligst fort, Infanterie neben Kavallerie, Gesunde, Bläsierte und Sanitätsmannschaften, welche die Schwerverwundete auf den Rücken tragen .....

Heillos wurde die Verwirrung, als wir zur Elbe kamen. Auf den schmalen Pontons stürmte die Kavallerie und Artillerie dahin, für den Infrantristen war kein Platz. Ich kam glücklich hinüber. Manche wurden bei dem Andrang ins Wasser geworfen. Wer schwimmen konnte, warf sich in den Fluß, er ist glücklicherweise dort höchstens drei Klafter breit, und erreichte das andere Ufer. Aber es haben auch viele Blessierte und des Schwimmens unkundige in der Verzweifelung ihr Leben dem Wasser anvertraut, und diese gingen fast sämtlich spurlos unter.

Es war ein furchtbarer Anblick, die vielen Hände zu sehen, die aus dem Wasser herausragten.

Drei Feldzüge habe ich schon mitgemacht, ich habe 1859 gegen die Franzosen gekämpft, 1864 gegen die Dänen, aber dergleichen, wie diesmal, habe ich nie erlebt."


Ein Zusammentreffen mit König Wilhelm nach der Schlacht bei Königsgrätz

Dieser Aufsatz wurde von dem Jornalisten L. Schneider geschrieben, welcher in späteren preußischen Schullesebüchern unter preußischer Geschichte veröffentlicht wurde, er ist daher in einen anderen Stil als ein Zeitungsartikel veröffentlicht worden:

"Schon auf der Fahrt von Gitschin nach Horitz hatte ich gehört, daß ich ganz richtig das Oberkommando des Königs vorausgesetzt; dennoch trat ich mit Besorgnis in das Zimmer des Königs, den ich schreibend fand. Außer einem großen Tisch und einigen Stühlen befand sich kein anderes Möbel in dem Zimmer des Königs, nur in der Ecke an der Tür standen einige österreichische Fahnen und Standarten, Trophäen des gestrigen Sieges. Als ich mich glückwünschend näherte, tief ergriffen, daß der vortreffliche Herr diesen Tag der Genugtuung nach jahrelangen Kummer erlebt, reichte er mir die Hand und gestattete auch – ein seltener Fall und eine besonders ehrende Gunstbezeugung – daß ich sie küßte.

Der König war sichtlich angegriffen, übermüdet und sprach heiser; es erschien mir, als würde ihm das Sprechen schwer. Rasch mußte ich erzählen, wie es mir ergangen, wo ich gewesen, was ich gehört, und ich flocht nun mein Bekenntnis wegen eigenmächtiger Änderung des Telegramms (über die Schlacht bei Königsgrätz) ein.

"Allerdings habe ich kommandiert, aber selbst den Degen gezogen habe ich nicht. Wie konnten Sie nur glauben, daß ich bei der Armee sein könne, ohne sie zu kommandieren?"

"Eben, weil ich es nicht geglaubt, habe ich mir erlaubt, das Telegramm zu ändern (das Telegramm erhielt ursprünglich kein Wort davon, daß der König die Schlacht selbst geleitet hatte); aber wissen konnte ich die Intentionen Eurer Majestät nicht; daher habe ich den Ausweg gesucht."

"Ich war von früh 8 bis abends 8 zu Pferde und habe nur nachts bei Fritz Karl eine Tasse Tee zu mir genommen. Es war eigentlich eine Artillerie-Schlacht. Das 1. Garde Regiment hatte so gelitten, das aus zwei Bataillonen eins formiert werden mußte. Es war ergreifend. Die Truppen vorgehen zu sehen. Gegen 1 Uhr stand es zweifelhaft. Ich fragte Fritz Karl, wie lange er es noch halten würde? Da zeigte er mir die ganze 5. und 6. Division noch in Reserve und ebenso eine genügende Zahl von Reserve Batterien. – Lassen sie sich das alles von den Flügel-Adjutanten erzählen und berichten sie nur Tatsachen, keine Bemerkungen, namentlich nichts, was den Feind erniedrigen könnte. Auch was sie von unseren Verlusten erfahren, geben sie nur in Zahlen, keine Namen. Die Namen können später kommen doch immer noch zu früh. Wie peinlich muß die Lage der Königin  Witwe sein. Mit Bayern, mit Sachsen, mit Österreich verwandt, und nun?"

"Darf ich mir noch eine Notiz erbitten? Eure Majestät sind mehrmals im Granatfeuer gewesen. Wo war das? Das muß die Armee am Main wissen. Was ich darüber gehört, stimmt nach der Örtlichkeit nicht zusammen, in dieser Angabe darf aber nicht ungenau sein."

"Im Granatfeuer? Daß ich nicht wüßte! In einer so ausgedehnten Schlacht fallen überall Granaten. Wie ich auf dem dominierenden Hügel von Sadowa über die Chaussee ritt, sah ich wohl einige fallen und sagte zu den Herren von der Seite: "Das danke ich Ihnen meine Herren!" aber besonders erwähnt braucht das nicht zu werden. Nachmittags bei dem Reitergefecht (bei Streselitz) fielen auch einige Granaten um uns herum; und wir konnten nicht einmal die Batterie entdecken, woher sie kamen. Das versteht sich ja aber ganz von selbst und braucht nicht besonders beschrieben zu werden."

Nachdem ich mich zurückgezogen hatte, fragte ich überall umher und sammelte den Stoff für den vollständigen Bericht, wie sie im Staatsanzeiger und in der Preußischen Neuen Zeitung erschienen; sah wie nach und nach immer mehr Fahnen und Standarten gebracht wurden, hörte wie die Zahl der eroberten Geschütze und der Gefangenen mit jeder Stunde wuchs und hatte begreiflich alle Hände voll zu tun, um das überreichte Material – glücklicher weise in voller Herzentreude – zu überwältigen.

Nach Hause gekommen hörte ich, daß ein königlicher Leibjäger schon mehrmals dagewesen sei und etwas an mich abgeben wollte. Es sei ein kleiner Zettel gewesen. Nun war es an mir den Leibjäger  aufzusuchen, und als ich ihm gefunden, händigte mir derselbe ein abgeschriebenes Briefcouvert ein, auf dessen Rückseite folgendes geschrieben war:

"Noch abends 8 Uhr begegnete der König dem Kronprinzen, dem, nach herzlich ergreifenden Wiedersehen, der königliche Vater den Orden por le Mérite um hing. Ein ergreifender Moment für alle Anwesenden!"

Der König ließ mir dabei bestellen. Es solle dies jedenfalls noch mit in den Bericht für den Staatsanzeiger kommen; er habe nur vergessen, es mir heute morgen zu sagen. Leider war der erste Bericht mit der Feldpost schon fort, es mußte als in einem zweiten nachgetragenen werden.

Wenn ich unter den vielen eigenhändigen Schriftstücken, die ich vom König Wilhelm aufbewahre, eins hoch und wert halte, so ist es dieses unscheinbare Zettelchen, weil es mehr als irgendein anderes neben den Fürsten auch den Menschen charakterisiert. Ich hatte selbst gesehen, wie erschöpft der König nach den außerordentlichen Anstrengungen des Schlachttages gewesen war, und wie das Gewirr von Rapporten, Meldungen, verlangten Befehlen und Depeschen auf ihm einstürmte. Trotzdem war es seinem Herzen Bedürfnis, dem Sohn eine Freude zu machen, denn auf dem vorgeschriebenen amtlichen Weg, wäre die Verleihung des Ordens erst sehr viel später öffentlich bekannt geworden, und wer da weiß, wie hohen Wert die Prinzen des königlichen Hauses gerade auf diesen Orden legen, kann erst ganz verstehen, was dem König zu diesem nachträglichen Auftrag für mich veranlaßte. Natürlich wurde die halbe Nacht hindurch geschrieben, um dies und anderes, was ich während des Abends noch an Nachrichten sammelte, nach Berlin zu melden; um eben die Vollständigkeit dieser Berichte hat ihnen nach Beendigung des Feldzuges die Ehre verschafft, von der Redaktion des Staatsanzeigers gesammelt und in einem besonderen Heft abgedruckt zu werden.


Lazarette im Landkreis Landeshut

Der preußische König Wilhelm hat sein Hauptquartier nach Gitschin:

"Gitschin, 03. Juli 1866, Gestern Mittag ist das Hauptquartier des Königs von Preußen hierher verlegt worden. Auf dem Markt, wo neben dem ehemaligen Trautmannsdorfsschen Palast. Zugleich Kriegsgericht und Lazarett, das Gasthaus liegt, wo der König wohnt steht eine Ehrenwache von Pommerschen Grenadieren, deren Helme viele abgeschossene Spitzen und auch Kugellöcher zeigten, und empfing den König mit Musik und Hurrahruf. Voraus kamen die enge Straße vom Eingang der Stadt bergauf, Preußische Ulanen, dann Dragoner und dem Wagen des Königs folgten Husaren und Kürassiere aller Farben, wie man sagt die Stabswache des Hauptquartiers. Im Wagen des Königs saß auch Prinz Friedrich Carl, welcher schon früher von der Armee nach Gitschin hereingekommen und dann noch von hieraus dem König entgegen gefahren war. Der König ging an der Front der Ehrenwache entlang und gab den Kommandeur derselben, welcher sich bei dem letzten Gefecht sehr ausgezeichnet haben soll die Hand."

Wie sah es damals jedoch hinter der Grenze Schlesiens in Böhmen aus? Der königliche Landrat von Klützlow veröffentlichte hierzu folgendes, am 07.07.1866 in der Neue Preußische Zeitung:

"In Beantwortung der vielen an mich eingehenden Anfragen teile ich hierdurch mit, daß die in den Lazaretten und Privathäusern des Landeshuter Landkreises untergebrachten Verwundeten unserer heldenmütigen Armee, sowie der Österreichischen  von den in der Nähe liegenden Schlachtfeldern von Trautenau, Nachod, Skalitz, nach Dislocierung der kaiserlichen Feldlazarette in Feindesland, lediglich auf die Hilfe von Zivilärzten und Privatwohltätigkeiten angewiesen sind.

Wenngleich auch die hiesigen Kreisbewohner, unterstützt durch die hiesigen Kreisbewohner, unterstützt durch die benachbarten Kreise, in hingebendster Weise sich der Pflege der großen Anzahl von Verwundeten unterziehen, so reichen unsere durch die starken Truppendurchmärsche und Gefangenentransporte sehr stark in Anspruch genommenen Mittel nicht mehr aus.

Ich richte – zumal im Kloster Grüssau sofort ein Reservelazarett von dreihundert Betten eingerichtet werden muß – an alle an den Kriegsschauplatz ferner wohnenden Patrioten und wohltätigen Vereine die dringende Bitte, zur Abhilfe der unmittelbarsten Bedürfnisse an mich unter der Adresse des königlichen Landratamtes zu Landeshut in Schlesien, sobald wie irgend möglich das Geld, Hemden, wollene Decken und Charpie senden zu wollen.

Landeshut, den 04.07.1866
Der königliche Landrat von Klütow."

Ein Hilferuf, der wieder spiegelt das der Landkreis Landeshut mit der Lage der vielen Verletzten selbst nicht klar kam. Aber wir müssen uns auch bewußt machen, das es in jenen Tagen keinen organisierten Katastrophenschutz mit potenten Hilfsorganisationen wie in unseren Tagen gab.


Verwundete und Gefangene auch in Waldenburg

Nun ein Bericht aus dem Nachbarkreis Waldenburg vom 07.07.1866:

"Waldenburg, 04. Juli 1866 Abends. Durchzüge. Die Siegesnachricht verbreitete sich heute wie ein Lauffeuer über unseren ganzen Kreis und Mittags wehten schon die Fahnen aus den Fenstern und von den Dächern. Gestern gingen hier 240 Gefangene durch, die von einem Detachement des Kaiser Alexander Grenadier Regiments überbracht wurden. Heute kamen hier zwei österreichische Ärzte hier an. Die gefangenen Offiziere gehen ohne jede Bedeckung in den Straßen umher. Auch Kranke und Verwundete passieren fortwährend unsere Stadt. Wir besuchten die Lazarette und fanden, daß die Kranken durchweg eine gute Pflege genießen. Ein österreichischer Unteroffizier, dem am 28. Juni am Gelenk durchschossen wurde, erzählte uns, es seien von dem Bataillon, dem er angehörte habe, nur sehr wenige davongekommen. Die Preußen hatten in einem Gehölz bei Trautenau Posto gefaßt, was den Österreichern unbekannt war. Die Letzteren sandten eine Patroille voraus, um das Gebüsch zu revidieren, wobei sich der Unteroffizier befand, der jedoch mit der Meldung zurückkam, sie habe nur einen vereinzelten preußischen Soldaten, der sich verlaufen haben müsse, gesehen.

Das Bataillon marschierte vor, wurde aber auf einmal von einer Salve empfangen, so daß fast nicht ein einziger Mann stehen blieb, da die Wirkung des Zündnadelgewehres eine fürchtbare war. Dem betreffenden Unteroffizier ging eine Kugel durch das Armgelenk durch und durch.

Ein österreichischer Offizier erzählte uns, daß er mit seinen Leuten ins Handgemenge mit Kolben mit unseren Ostpreußen geraten sei, versicherte aber, daß er geglaubt habe, mit Riesen zu kämpfen, da jeder Schlag einen Mann von seinen Leuten zu Boden geschmettert habe.

Unsere Verwundeten hatten die Wunden zum großen Teil in den Beinen und machten sich trotz ihrer Schmerzen lustig darüber, daß die Österreicher so schlecht schießen. Einer von ihnen, vom Kaiser Alexander Regiment hatte zwei leichte Wunden, die eine am Unterschenkel, die andere am Fußballen. Derselbe sang und meinte, es sei ihm nur unlieb, daß ihm sein Hauptmann gewehrt habe, barfuß mitzugehen und weiter am Krieg teilzunehmen. Alle sind auf dem Krankenbett frohen Mutes."


Trautenauer Gefangene in Glogau

In der Breslauer Zeitung wurde am 07.07.1866 eine Notiz veröffentlicht, welches sich mit den Gefangenen aus Trautenau beschäftigte:

"Glogau, 02.07.1866. Die hier befindlichen Trautenauer Bürger sind heute nachmittag in das Kriminalgefängnis abgeliefert worden. Sie sind in Einzelhaftzellen untergebracht. Die Namen der Verhafteten sind:

Anton Baudisch, Schuhmacher, 36 Jahre
Rudolf Smert, Kellner, 25 Jahre
Franz Müller, Fabrikarbeiter, 46 Jahre
Karl Schlunz, Tagesarbeiter, 44 Jahre
Karl Cerny, Apotheker, 25 Jahre
Anton Stark, Gasthofsbesitzer, 35 Jahre
Wenzel Hönig, Weber, 48 Jahre
Johann Damm, Tagesarbeiter, 65 Jahre
Ignaz Kutsch, Stadtpolizeidiener, 52 Jahre
Emanuel Fidler, Ökonom, 53 Jahre
Franz Reh, Tagesarbeiter, 42 Jahre
Wenzel Tauchmann, Grehorgelspieler, 41 Jahre
Sebastian Adolph, Postexpedient, 22 Jahre
Joseph Zapuchech, Postexpedient, 22 Jahre
Joseph Kneitschel, Schlosser, 35 Jahre
Wilhelm Kershaw, Maschinenbauer (Engländer), 59 Jahre
Joseph Lesk, Schlosser, 23 Jahre
Johann Schips, Bezirks-Adjunkt ( vermeintliche Landrat ), 63 Jahre
Hieronimus Roth, Bürgermeister und Dr. jur., 40 Jahre."

Des weiteren wurde in dieser Zeitung eine Anzeige eines gefallenen Glogauers veröffentlicht:

"Mein heißgeliebter Sohn Paul von Schkopp, Premier-Leutnant im 1. Posenschen Infanterie Regiment Nr. 18, wurde am 29. Juni beim Sturm Gitschin durch einen Schuß in die Brust getötet. Diesen schmerzlichen Verlust zeigt Verwandten und Freunden statt jeder besonderen Meldung tiefgebeugt an

die verwitwete Majorin von Schkopp, geb. Frank
Glogau, 04.07.1866."


Kreis Löwenberg, die Patrioten von Lähn

In der Neuen Preußischen Zeitung vom 7.7.1866 berichtete über die Opferbereitschaft der Lähner im Kreis Löwenberg:

"Lähn, 03.07.1866. Mehrere Leser ihrer Zeitung haben heute in unserem Ort und Umgebung eine Sammlung solcher Naturalien vorgenommen, womit dem Soldaten im Feld eine Stärkung und den Verwundeten eine Erquickung gereicht werden kann. Die Sammlung, welche nur zwölf Stunden gedauert, umfaßt einige hundert Flaschen Wein, Fruchtsäfte, Essenzen, einige neunzig Brote, etwa 2000 Zigarren, 6 große Töpfe mit Butter, an 100 Pfund Speck und Wurst, Zucker, Tabak usw. und 116 Thaler bares Geld, wofür nach Angabe der Herren Ärzte bei den Truppen Lebensmittel angekauft werden soll. Es ist ein über alles Erwarten gegebener Beweis von Opferwilligkeit, wenn man weiß, unter welcher Klasse unserer hiesigen Bewohner diese Sammlung stattgefunden hat. Die gesammelten Lebensmittel werden noch heute mittels Fuhre ach Böhmen an die in Trautenau errichteten Lazarette abgeführt."


Todesnachrichten erschüttern das Volk

Hier einige Nachrichten, wie sie damals den tragischen Verlust eines Familienmitglieds im Krieg veröffentlicht (10.07.1877) wurden:

"Am 29. Juni traf bei dem Treffen von Niscolas unser unvergeßlicher Bruder, der königliche Seconde Leutnant  im 1. Niederschlesischen Infanterie Regiment Nr. 46. Herr Paul Guderian, den Heldentod für König und Vaterland. Eine Kugel traf ihm an der rechten Schläfe. Möge ihn Gott in Gnaden aufnehmen.

Groß Glogau, 08.07.1866
Hans Guderian, Leutnant im 3. Posenischen Infanterie Regiment Nr. 58
Im Auftrag der Geschwister."

Eine andere Meldung vom 10.07.1866:

"Von dem Kampffeld bei Podol schreibt man dem Berliner Fremdenblatt: Unter zwei Hügeln, dicht an der Straße, ruhen die Gefangenen; zwei einsame Holzkreuze, roh in der Eile gefertigt, die Inschriften mit Tinte geschrieben, schmücken die Gräber. Auf dem ersten steht: Hier ruhen in Frieden 23 Preußische, 110 Österreichische Helden, gefallen am 26.06.1866 zu Podol. – Auf dem Zweiten steht: Hier ruht in Gott Herr Eugen von Drigalski, Oberstleutnant in königlich preußischen 1. Thüringischen Infanterie Regiment Nr. 31. Er starb den Heldentod. Seine ihm in die Ewigkeit ergebenen Offiziere und Soldaten."

Das gemeine Volk erhielt ein anonymes Massengrab, die Obrigkeit wurde im Einzelgrab mit höheren Ehrerbietung bestattet, dieses sagt viel aus über die Distanz zwischen den einzelnen Klassen zur damaligen Zeit!


Tausende Österreicher in Waldenburg

Ein Krieg bringt auch sehr große Unruhe ins Hinterland und nicht nur an der Front, vor allem in der Zivilbevölkerung, auch hierüber wurde aus Waldenburg berichtet:

"Waldenburg, 07.07.1866. Durchzug. Heute kamen die ersten Gefangenen von Königgrätz hier an, es waren mehrere tausend Österreicher von allen Waffengattungen und viele Offiziere. Auch mehrere erbeutete Geschütze passierten unsere Stadt. Unter den Gefangenen war auch der Rest des Regiments `König von Preußen´, von welchem nur wenige Leute Deutsch verstanden. Ein großer Teil wurde Mittags mit einem Zug weiterbefördert, über 1000 Mann blieben jedoch zurück und lagerten Nachmittags am Bahnhof. Es befanden sich unter den Leuten Infanterie, Jäger, Artillerie und auch einige hundert Husaren. Die Bedeckung war nicht stark und meinte, es sei auf dem langen Marsch, der teils in der Nacht durch dichte böhmische Dörfer stattgefunden habe, nicht möglich gewesen, die Gefangenen so genau zu bewachen, daß nicht eine Menge davon hätten in den Wald flüchten können. Doch haben nur wenige diese Gelegenheit wahrgenommen, weil sie sich unsicher fühlten. Vor dem Einmarsch in unsere Stadt und selbst noch in derselben verkauften manche Gefangenen verschiedene Sachen, darunter auch silberne Löffel, ein Beweis, daß sie dieselben im eigenen Land erbeutet haben müssen."


Feldgottesdienst in Böhmen

Am 11.07.1866 wurde in der Neuen Preußischen Zeitung ein Feldpost veröffentlicht, dieser gibt die Stimmung wichtig um zu verstehen, was alles das preußische Volk von Begeisterung bis zur Not und Trauer 1866 ertragen mußte:

"Treue Eltern! Mit tiefster Herzensbewegung schreibe ich heute aus fernen Lande. Ich habe heute mit tausend und aber tausend Kriegern nach einer trefflichen Predigt des Divisionspredigers Bollert über den Text `Sei getreu bis in den Tod´ das heilige Abendmahl genommen. Meine Seele freut sich, daß sie Absolution erhalten hat. Sie weiß, daß auch für sie das Blut des Lammes geflossen ist und daß auch mich der Arm des Allmächtigen annehmen will.

In einer solchen Kirche habe ich noch nie eine Predigt gehört, nie das Abendmahl gefeiert. Ein Wald erstreckt sich meilenweit ins Land hinein, hohe Fichten- und Tannenstämme, Buchen selbst Eichen stehen in ihm. Die Zweige der Bäume waren unser schönes Dach, durch welches das blaue Himmelsgewölbe herabsah und uns den Frieden von oben verhieß. Zwei Bataillone bildeten die Wände und zugleich die Hörer dieser unvergleichlichen Kirche. Die Musikchöre beider Bataillone begleiteten den Gesang von 2000 Mann, eine wunderbare schöne Orgel. –

Heute um 2 Uhr rückten wir weiter, vielleicht schon ins Feuer. Betet das der Arm de Allmächtigen mich beschütze. Herzlichen Dank für Eure Verzeihung, sie hat meinen Herzen gut getan und mich beim heutigen Gang so froh – wenn auch mit Zittern – gemacht. Dank auch für Euren lieben Brief!

So lebt denn wohl, ihr treuen Eltern! Grüßt die Geschwister und alle, die mich lieb haben. Wenn ich falle. Sagt ihnen von mir ein herzliches Lebewohl. Betet für Euren heut´ so glücklichen Sohn!"


Neue Gefangene in Waldenburg – ein Lazarett in Breslau

Am 12.07.1866, wurde neues aus Waldenburg berichtet:

"Waldenburg, 08.07.1866. Durchzug. Kaum habe ich ihnen einen Bericht abgesandt, daß gestern mehrere tausend Gefangene durch unsere Stadt passiert haben, so kommen schon wieder gegen 5000 entwaffnete Österreicher hier an. Dieselben warfen sich matt zu Boden und überließen sich – obwohl es regnete – teilweise dem Schlaf. Sie sagten aus – soweit wir uns mit ihnen überhaupt verständigen konnten, denn die wenigsten sprechen deutsch – daß es ihnen eine halbe Wohltat sei, in Gefangenschaft geraten zu sein, da die Entbehrungen, die sie in den letzten Tagen hätten ertragen müssen, und der Hunger zu groß gewesen. Sie freuten sich daher nicht wenig, als ihnen in großen Kesseln Reis mit Rindfleisch gekocht und nebst Brot zugeteilt wurde. –

Auch eine Menge Geschütze und Munitionswagen kamen wieder hier an; wir zählten im ganzen 120 Wagen und Geschütze."

Nun eine Nachricht aus Breslau:

"Breslau, 10.07.1866. Hier haben die Kommunal-Behörden ein Lazarett – zunächst für 600 Betten – errichtet. Die drei Abteilungen für Schwerverwundete werden geleitet von dem Kreisphysikus Dr. Friedberg, der früher Assistent der Langenbeckschen Klinik war und später einen chirurgischen und augenärztlichen Klinikum in Berlin vorstand. Die übrigen Abteilungen werden geleitet von Sanitätsrat Kroker, Kalkstein, Professer Lebert usw.; acht Assistenzärzte wohnen im Lazarett, welchem das Publikum die größte Anteilnahme zuwendet."

Und um dem Lazarett der Stadt Breslau, die notwendigen Geldmittel in die Hände zu legen, laufen Spenden ein. Hierüber wurde am 13.07.1866 berichtet:

"Ihre Majestät die Königin hat dem Oberbürgermeister von Breslau – Hobrecht – die Summe von dreihundert Thaler zur Verwendung für die in Breslau befindlichen Verwundeten zu überweisen geruht."


Österreichischer Feldpostraub

Von einem Husarenstück berichtete das Grünberger Extrablatt vom 19.07.1866:

"Zwickau, 15.07.1866. Ein Feldposttransport aus dem Bereich der fünften Armeekorps, welcher Säcke mit Briefen nach der Heimat führte, ist von einem österreichichen Streifzug aufgefangen worden. Das betreffende Feldpostpersonal ist gefangen genommen; die Briefsäcke sind vom österreichischen Militär mit Beschlag belegt. –

In Görlitz sollen sich, wie wir hören, gegen 4000 Geldbriefe an unsere in Böhmen befindlichen Truppen angesammelt haben, die der Vermittlung der Feldpost an die Adressaten harren."


Auch die Österreicher haben tapfer gekämpft

Nach und nach wurden nun der böhmische Raum durch preußische Truppen besetzt, es scheint das die Zeit der großen Schlachten vorbei ist. Allmählich wurde jedoch bekannt, das die österreichischen Truppen nicht weniger mutig und tapfer gekämpft haben, hierüber wurde auch in der Zeitung am 17.08.1866 berichtet:

"Breslau, 09.07.1866. Die Gardemannschaften, welche am 07. dieses Monats einen Zug Gefangener vom Schlachtfeld bei Königgrätz brachten und über Breslau nach Posen eskortierten, sprachen mit Achtung und Bravour ihrer Gegner und hoben einzelne Züge hervor, von denen sie teilweise Augenzeuge gewesen waren. So erzählten sie, daß ein österreichisches Jägerbataillon, welches nach wiederholten Angriffen große Verluste gehabt, sicher immer wieder gesammelt und vorzugehen versucht habe. Als es endlich den Preußen gelang, dasselbe von mehreren Stellen zu umstellen, streckten plötzlich die 250 Mann die Waffen. Der Kommandeur aber stieg sofort vom Pferd, zog einen Revolver und erschoß zuerst das Pferd, dann aber sich selbst. –

Nach dem Gefecht bei Skalitz suchten einige preußische Militärärzte das Schlachtfeld nach Verwundeten ab. In einem halb mit Wasser gefüllten Graben fanden sie einen österreichischen Fähnrich, dem sie ihre Hilfe anboten und den sie herauszuziehen bemüht waren. Derselbe bat aber inständig, ihm liegen zu lassen, indem er versicherte, daß die Kühle des Wassers ihm die erwünschteste Linderung seiner Schmerzen gewähre. Darauf gingen jene weiter und wendeten sich den zahlreich vorhandenen anderen Hilfsbedürftigen zu. Als sie aber nach einiger Zeit zu dem Fähnrich zurückkehrten und ihm aus dem Graben hervorzogen, war derselbe bereits eine Leiche. Wie erstaunten sie aber, als sie fanden, daß unter ihm die Fahne verborgen lag, auf welcher er jedenfalls hatte sterben wollen."


Noch einmal: Das Bubenstück von Trautenau

Die Ereignisse nahmen damals ihren Fortgang. Am 08. Juli hatte die preußische Armee Prag besetzt, am 13. Juli hat der preußische König sein Hauptquartier in Brünn aufgeschlagen, am 16. Juli wurde die Stadt Lundenburg – Eisenbahnknotenpunkt der Strecken Brünn-Wien und Olmütz-Wien – von den Preußen besetzt. Jedoch wurde am 20.7.1866 gedruckt eine Meldung, welche sich noch einmal mit den Ereignissen in Trautenau beschäftigte:

"Das Bubenstück von Trautenau. Wie bekannt, wurden unsere Truppen beim Einzug in die böhmische Stadt Trautenau von einem Teil der Einwohnerschaft mit siedenden Öl aus den Häusern begossen. In Berliner Lazaretten liegen mehrere unserer braven Landsleute, welche total verbrüht sind. Namentlich sind manche durch dieses Bubenstück um ihr Augenlicht gekommen. Die Greueltat vergrößert sich jedoch, wenn man daran erinnert, daß das Trautenau speziell der preußischen Wohltätigkeit sein Dasein verdankt. Vor einigen Jahren bis auf das letzte Haus abgebrannt und wahrscheinlich angebrannt, erscholl von Böhmen aus ein lauter Not- und Schmerzensschrei. Der Appell an die preußische Wohltätigkeit war von großem Erfolg. Große Summen waren zusammengekommen; darunter in Berlin allein 38000 Thaler. Mit diesen milden Gaben haben die Trautenauer sich aufgerichtet, um später preußischen Truppen meuchlerisch zugrunde zu richten."

Über die in Trautenau gefangenen und in Glogau inhaftierten Bürger, berichtete die schlesische Zeitung am 17.07.1866:

"Glogau, 17.07.1866. Seit einigen Tagen lassen sich verschiedene Zeitungen bald aus Posen, bald aus Breslau melden, daß die gefangenen berüchtigten Bürger aus Trautenau zum Teil ihrer Haft entlassen worden wären und dergleichen mehr. Wir können ganz zuversichtlich mitteilen, daß sämtliche 19 Trautenauer sich noch heute im hiesiegen Kriminalgefängnis befinden. –

Als die österreichischen Kriegsgefangenen gestern zur Arbeit kommandiert wurden, verweigerten sie den Gehorsam. Der Kommandant der Festung – Oberst Wollenhaupt – erschien sofort mit seinen Truppenkommando und ließ dieses – sowie das Wachkommando – vor den Augen der Gefangenen scharf laden. Auf seine Aufforderung, daß diejenigen, die nicht arbeiten wollten, hervortreten sollten, sollen – wie wir hören – zwei Mann hervorgetreten sein, welche erklärten, daß ihr Kaiser ihnen verboten hatte, wenn sie in Kriegsgefangenschaft gerieten, zu schanzen und zu arbeiten. Die beiden Widerspenstigen wurden verhaftet und in den Arrest abgeführt. Der Kommandant erklärte hierauf den Gefangenen, daß, wenn sie noch ferner den Gehorsam verweigern sollten, die härteste Strafe, das heißt: Erschießung des zehnten Mannes, eintreten würde. Diese Entschiedenheit brachte die Leute wieder zur Besinnung und sie zogen ruhig zur Arbeit. Wie es scheint, hatten die Gefangenen vor den Minié Gewehren des Wachkommandos nicht den nötigen Respekt. Seit gestern bezieht dasselbe die Wache jedoch mit Zündnadelgewehren, und siehe da, die Stimmung ist eine ganz andere geworden."


Studenten aus Breslau zur Krankenpflege nach Böhmen

Es gab aufgrund der Kriegshandlungen in den Lazaretten viel zu tun in Schlesien und Böhmen. Die Studenten der schlesischen Hauptstadt Breslau fühlten sich verpflichtet, den Verwundeten ihre Pflege und Hilfe angedeihen zu lassen, hierzu wurde in der Zeitung am 22.07.1866 berichtet:

"Breslau, 16.07.1866. Von den hiesigen Studenten, die zur Pflege der Verwundeten nach Böhmen abgegangen, befinden sich sechs in Trautenau, neun in Horsitz, sieben in Benatek, sechs in Wsestar, sechs in Rosnitz, zwei in Hradek, zwei in Trim und neun in Nechanitz. Sie sind also zum größten Teil auf den Dörfern tätig, die auf dem Königgrätzer Schlachtfeld liegen. Die schlesische Zeitung hat die Namen aller Studenten veröffentlicht, die zu diesen selbstlosen Dienst bereit waren."


Im Lazarett von Liebau verstorben

Nicht jeder der Verwundeten war zu jener Zeit im Lazarett zu retten trotz jeglicher ärztlicher Hilfe und Pflege. Auch gab es noch nicht die Medizin, welche erst im 2. Weltkrieg zum überleben vieler Verwundeter führte. Hierzu eine Todesmeldung vom 24.07.1866:

"Am 29. Juni im Gefecht von Gitschin wurde der Seconde Leutnant Max von Osten vom 48. Infanterie Regiment schwer verwundet und starb am 4. dieses Monats im Lazarett zu Liebau den schönen Tod für König Tod für König und Vaterland.
Die Hinterbliebenen."

Nach der Schlacht war eine andere Krankheit im raschen Anmarsch, welche für noch mehr Tränen bei den Hinterbliebenen sorgt, die Cholera. Hierzu am 25.07.1866 eine sehr kurze Meldung:

"Breslau, 22.07.1866. Hier ist die Cholera in der Zunahme begriffen. Bis zum 21. Juli waren 180 Erkrankungen und 124 Todesfälle gemeldet."

Am 21.07.1866 wurde in Grünberger Kreis- und Intelligenzblatt Nr. 58 Sonnabend den 21.07.1866 Beilage, eine Verlustliste veröffentlicht, dieses verdeutlicht das Ausmaß der Tragik nach einer Schlacht:


Verlustliste im Krieg Preußen gegen Österreich

Grünberg den 18.07. (aus der Verlustliste der königlich preußischen Armee)

1. Westpreußisches Grenadier Regiment Nr. 6. 1. Compagnie Schlacht bei Nachod  am 27.06.1866. Grenadier Joh. Friedr. Wilh. Zachert aus Läsgen. Leicht verwundet, Lazaret Nachod. – Schlacht bei Skalitz. Grenadier Joh. Karl Herm. Schulz aus Lawaldau. Leicht verwundet, Lazaret Skalitz. – 2 te. Compagnie Schlacht bei Nachod. Grenadie Karl Heinrich Bürger aus Kessel, Kreis Grünberg. Schwer verwundet. Durch einen Granatsplitter in der Schulter. Lazaret Nachod. – Grenadier Joh. Georg Pohl aus Karschin. Schwer verwundet. Schuß in die Schulter. Lazaret Nachod. – Grenadier Ernst Albert Schulz aus Grünberg. Leicht verwundet. Schuß in die Hacke. Lazaret Nachod. – Gefecht bei Schweinschäbel am 29.06.1866. Gefreiter Joh. Heinr. Damaske aus Hammer. Schwer verwundet. Schuß in den Unterleib. Lazaret Nachod. – 3. Compagnie. Schlacht bei Nachod. Grenadier Joh. Gottl. Matschaß (tz?) aus Mühldorf leicht verwundet. Schuß an der rechten Seite. Lazaret Nachod. – Grenadier Joh. Friedrich Barinsky aus Bonadel. Schwer verwundet. Schuß in das rechte Bein. Lazaret Nachod. – Grenadier Joh. Gottlieb Gürke aus Otterstädt. Schwer verwundet. 5 Schüsse in beide Füße. Lazaret Nachod. – Grenadier Karl Augsut Eckert aus Lättnitz. Schwer verwundet. Schuß in den Arm. Lazaret Nachod. – Schlacht bei Skalitz Grenadier Joh. Heinrich Georg Großmann aus Wihleminenthal. Leicht verwudet. Schuß in die obere Brust. Lazaret Skalitz. – 4. Compagnie Schlacht bei Nachod. Gefreiter Joh. Friedr. Wilh. Sander aus Ochelshermsdorf todt. – Gefreiter Joh. Wihl. Schulz aus Lawaldau. Leicht verwundet. Streifschuß am rechten Unterschenkel. Lazaret Nachod. – Gefecht bei Schweinschäbel. Sergeant Gust. Ag. Reinhard Senftleben aus Grünberg. Leicht verwundet. Schuß am linken Unterschenkel. Lazaret Schweinschäbel. – 5. Compagnie Schlacht bei Stalitz Grenadier Joh. Gottl. Zachert aus Läsgen. Leicht verwundet. Granatsplitter am Knie. – Gefecht bei Schweinschäbel Joh. Fr. Kupke aus Deutsch Kessel todt. – 6. Compagnie Schlacht bei Skalitz Grenadier Joh. Fr. Aug. Heinrich aus Rothenburg vermißt. – Grenadier Joh. Aug. Gärtner aus Nittritz vermißt. – Gefecht bei Schweinschädel Grenadier Joh. Aug. Hahn aus Drentkau vermißt. – 7. Compagnie Schlacht bei Nachod Grenadier Fr. Wilh. Mazanke aus Bonadel, vermißt. – Schlacht bei Skalitz Grenadier Heinr. Aug. Kuhn aus Neu-Nettlau, vermißt. – 8. Compagnie Schlacht bei Nachod Tambour Karl Ernst Knebel aus Günthersdorf, leicht verwundet. – Grenadier Joh. Gottfried Friebel aus Günthersdorf. Leicht verwundet. – Schlacht bei Skalitz Grenadier Ferd. Hender aus Plothow leicht verwundet. – Schlacht bei Skalitz Grenadier Joh. Ferd. Deckert aus Nittritz leicht verwundet. – 9. Compangie Gefecht bei Schweinschäbel. Sergeant Joh. Michael Stephan Kretschmer aus Kleinitz leicht verwundet. Schuß ins linke Bein. – Füsilier Karl Heinr. Irmler aus Grünberg. Schwer verwundet, Schuß in den Kopf. – 10. Compagnie. Füsilier Joh. August Kubelke aus Koözig. Todt, Schuß durch die Brust. – 11. Compagnie. Schlacht bei Skalitz. Füsilier Joh. Wilh. Aug. Laubstein aus Karschin. Leicht verwundet, Streifschuß am Kopf. – Gefecht bei Schweinschäbel Unteroffizier Joh. Gottfr. Noack aus Kolzig. Leicht verwundet, angeblich Schuß ins Bein. – Füsilier Heinr. Frisch aus Pirnig. Leicht verwundet, Streifschuß am Nacken. Befindet sich bei der Compagnie. – 12. Compagnie. Gefecht bei Schweinschädel. Unteroffizier Herm. Theod. Piltz aus Grünberg. Leicht verwundet, Streifschuß am Hals. – Füsilier Gust. Schulz aus Kontopp. Leicht verwundet. – Königs Grenadier Regiement (2. Westpreußen) Nr. 7 7. Compagnie Schlacht bei Nachod Grenadier Wilh. Bergmann aus Klein-Hennersdorf. Todt.

2. Niederschlesisches Infanterie Regiment Nr. 46, 2 Compagnie, Gefecht bei Schweinschäbel, Musketier Joh. Gottl. Heinr. Koch aus Schertendorf. Schwer verwundet, Granatsplitter in beide Beine. Feldlazaret der 10. Division. – Musketier Ernst Lindner aus Drentkau. Schwer verwundet, Granatsplitter in den rechten Fuß. Feldlazaret der 10. Division. – Musketier Karl Joh. Böhmer aus Buchelsdorf. Betäubt durch einen Granatschuß, Feldlazareth 10. Division. – 3. Compangie Schlacht bei Nachod Musketier Karl Heinr. Lange aus Bobernig. Leicht verwundet, Granatsplitter in die Hand. Feldlazaret der 10. Division. – Gefecht bei Schweinschäbel Musketier Joh. Friedr. Wilh. Stein aus Schloin. Leicht verwundet, Granatsplitter in die Hand. Feldlazaret der 10. Division. – 4. Compagnie. Schlacht bei Nachod. Premier Leutnant von Bajanowsky. Leicht verwundet, Schuß in die Hand. – Gefecht bei Schweinschäbel. Unteroffizier Joseph Ernst Brundtke aus Nittritz. Leicht verwundet, Feldlazaret 10. Division. – Musketier Joh. Friedr. Aug. Erdmann Feind aus Lansitz. Leicht verwundet, Granatsplitter in den Fuß, Feldlazaret der 10. Division. – 6. Compagnie Schlacht bei Nachod. Gefreiter Gottlab Jäckel aus Sawade. Schwer verwundet, Lazaret Nachod. – Schlacht bei Skalitz. Gefreiter Ernst Decker aus Deutsch Wartenberg. Leicht verwundet, Schuß in die linke Wade. Lazaret Nachod. – Musketier Joh. Friedr. Wenzke aus Schoslawe . Leicht verwundet, Grantschuß vier Finger an der rechten Hand. Lazaret Skalitz. – 7. Compagnie Schlacht bei Nachod. Musketier Joh. Ferd. Muche aus Nittritz Vermißt. – Gefecht bei Schweinschäbel Musketier Joh. Heinrich Kobel aus Läsgen. Leicht verwundet, Streifschuß an den Kopf Lazaret Skalitz. – 8. Compagnie Gefecht bei Schweinschäbel Musketier Franz Joseph Weichert  aus Friebersdorf. Todt, durch eine Kugel im Genick. – Musketier Joh. Gottlieb Schulz aus  Woitscheke. Leicht verwundet, Flintenschuß in die linke Hand. – 9. Compagnie Gefecht bei Schweinschäbel. Gefreiter Gustav Schneider aus P. – Nettlow. Schwer verwundet. – Füsilier Johann Michael Ernst Höptner aus Friederdorf. Leicht verwundet. – 11. Compagnie Füsilier Karl Friedrich Menke aus Prittag. Todt. – 12. Compagnie. Füsilier Joh. Friedr. Gründel aus Krampe. Todt. Granate.


Auf Wien zu

Wir wissen heute sehr wenig über das was im Vormarsch Richtung Wien vorging, jedoch berichtete hierüber der preußisch hannovermündene Jäger A. Schulte in seinen späteren Kriegserinnerungen hierüber:

"In dem genannten Biwak, welches nebenbei gesagt, das Letzte war, welches wir 1866 mitzumachen hatten, bauten wir uns statt der jetzt eingeführten Leinenzelte, Laubhütten, ähnlich wie die Holzkohlenbauern in den Wäldern haben, nur nicht so fest und dauerhaft. Am Tage schützten dieselben vor Sonne und ständig etwas gegen Regen. Ich campierte in einen solchen Laubzelt mit einem Kameraden aus den benachbarten Lüdenscheid, manens Peter Winkel. Derselbe war Bursche bei einem Leutnant Klaßen, ein sehr jovialer Offizier. So treu wie mein Landsmann war, sein Leutnant schien nicht das meiste an ihm zu haben. Unter anderem schließe ich das aus folgenden netten Vorfall. Kamerad Peter und ich hatten unsere Hütte unweit der von seinm Offizier aufgebaut. Wir lagen zu einer gewissen Tagesstunde wohlgemut in derselben zusammen und pflegten der Ruhe. Da rief einmal der Leutnant: ´Winkel, Winkel´ und nochmals ´Winkel!´ Peter sagte, laß ihm nochmal ein bißchen rufen und tat, als wenn er nichts gehört hätte. Da änderte der Herr Leutnant seinen Ruf: `Herr Winkel!´ Dieser half. Peter sprang auf und antwortete: ´Hier Herr Leutnant!´ – ´Sieh´, sagte dieser, ´Wenn ich Herr Winkel rufe, dann kommt der Kerl, sonst will er nicht hören. Nicht wahr?´Ein idyllisches Burschenleben im Krieg.

Von diesem Biwak aus ging es in ständigen Marsch über Neu-Collin, Kaslau, Iglau, Zuaim bis kurz vor Wien, ohne das wir auf den Feind stießen. In Kaslau, welch schöne Jäger-Garnisionsstadt in dem bekannten Liede: In Böhmen liegt ein Städtchen, gemeint ist, wurde aus einer nahen staatlichen Zigarrenfabrik unter Mangel an Tabak und Zigarren gründlich abgeschossen. Hunderttausende von Zigarren und Tabak in Fülle wurde unter uns verteilt. In Zuaim wurden wir aus einer militärischen Akademie, resp. Kadetten-Anstalt mit der fehlenden Wäsche versorgt.

In der Nähe von Wien winkte uns die Weingegend. Unsere Hoffnung, nach der schönen Residenzstadt  zu kommen, wovon es heißt: ’Es gibt nur a Kaiserstadt, es gibt nur a Wien´, wurde aber, wie schon in Dresden gesagt, zu Wasser. Schon konnten wir die Türme der Donaustadt blinken sehen, da geboten die Waffenstillstandsverhandlungen ’Halt´. Es wurde kehrt gemacht. Das erste Quartier auf dem Rückmarsch war das erste in der Weingegend. Ich wurde an dem Tag zum Quartiermacher vorgeschickt und logierte mich mit meinen 20 Mann wieder in einem kleinen Nebengehöft, bei dem Pächter eines Bauern ein. Derselbe mußte wohl seinen Hausherrn nicht grün sein, denn bald verriet er mir, daß derselbe in dem oben liegenden Bergabhang einen wohlbesetzten Weinkeller eigenen Gewächses besitze und erbot sich auch, mir diesen auch zu zeigen. Strackswegs eilte ich zu meinen Kompagnie-Chef, von Monbart, in dessen Quartier und meldete ihm meine Entdeckung. – Den Leibgurt und den Säbel, den er im Begriff war wegzulegen, wieder umschnallen und mit mir gehen, war eins. –  Richtig, in geringer Entfernung, tief in den Felsen eingegraben, fanden wir den mit Weinschätzen voll gepickten Keller.

Die vorderen Fäßer wurden naturgemäß zuerst angeschlagen, ergaben aber ein zu frisches, noch nicht geklärtes Getränk. Weiter in der Kellertiefe faden sich bald die süffigen Sorten. Unsere Kochgeschirre, Eimer und alle Behälter, die wir herbeischaffen konnten, wurden voll gezapft. Leider gingen viele der Mannschaften nicht vorsichtig genug mit dem An- und Zuschlagen der Fäßer um, so daß im Kellerboden der Wein in Strömen floß. Wie bei unseren Bauern, war es auch an mehreren Stellen mit dem Wein-Reichtum. So schwelgte dann Alles an diesem Abend in eiteler Wonne, trotzdem wir vor den Toren des lustigen Wiens umkehren mußten.

Bei den Batterien des Kameraden Ferdinand, welche außerhalb unseres Dorfes in einem felsigen, mit Weinkellern rundum umgebenen Bergkessel auf freien Feld campierten, war der Weinübwerschuß noch größer gewesen. Man hatte wir mir Ferdinand schmunzelnd erzählte, sogar die Pferde damit getränkt. In meinen Quartier passierte auch etwas Absonderliches. Am anderen Morgen wurde ungewöhnlich früh Generalmarsch geblasen. Aus einem kleinen aber besser großen Duselschlaf aufgerüttelt, versuchten wir in Eile, noch etwas Kaffee zu brauen. Als wir diesen glücklich fertig zu glaubten hatten, stellte sich heraus, das einer meiner Leute sich mit dem Eimer vergriffen und statt Wasser Wein gekocht hatte. Ein solches, Kaffee sein sollendes Gestränk, hatte ich noch nie gekostet, kann aber versichern, daß es absolut ungenießbar war.

Das Antreten an diesen Morgen auf dem Alarmplatz war ein recht trübseliges und der darauf folgende Marsch noch trübseliger. Gar manchen trieb sein Kater in den Graben. Unser Kommandant war aber sehr gnädig und es ging ohne besondere Strafen ab. Unsere Unmäßigkeit hatte aber bewirkt, daß in der Folgezeit die Eingänge zu den Weinkellern mit Posten besetzt und nur das Gebührliche verabreicht wurde."


Preußische Truppen vor Wien

Im Hauptquartier zu Nikolsburg wurden die Friedensverhandlungen eingeleitet, zum gleichen Zeitpunkt standen preußische Truppen vor Wien. Hierüber wurde auch in der Zeitung am 25.07.1866 berichtet:

"Berlin, 24.07.1866. Das Hauptquartier seiner Majestät des Königs befindet sich noch in Nikolsburg. Am 23. dieses Monats, nachmittags 6 Uhr, waren in Niklosburg der frühere österreichische Kriegsminister General von Degenfeld, der frühere Gesandte Österreichs am königlichen preußischen Hof Graf Karolyi, der früher bei der österreichischen Bundestags Gesellschaft beschäftigte Herr von Brenner und der österreichische Attaché Graf Kuefstein eingetroffen und in der Stadt abgestiegen. Der Beginn einer Waffenruhe stand bevor, doch blieben die preußischen Truppen noch im Vormarsch zur Konzentration. Unsere Vortruppen stehen dicht vor den Verschanzungen von Florisdorf. Die Einwohnerschaft Wiens sieht den Horizont von preußischen Wachfeuern beleuchtet. Fast täglich finden kleinere Kavallerie-Gefechte statt, in welchem der Feind – wie bisher – den Kürzeren zieht. Die Eisenbahn-Abteilung ist unausgesetzt tätig, die zerstörten Bahnstrecken herzustellen."

Dann wurde am 27.07.1866 folgendes in der Zeitung berichtet:

"Nikolsburg, Dienstag 24. Juli: Mit dem 22. Juli Mittag 12 Uhr ist die Waffenruhe eingetreten. Sämtliche bis dahin erreichten Positionen werden inne gehalten. Die Unterhandlungen auf dem hiesigen Schloß dauern fort. Der König hat den Grafen Karolyi bereits empfangen."


Krankenpflege in Schlesien

Eine Zeitungsmeldung aus dem Raum am Quels aus Marklissa, wurde am 27.07.1866 veröffentlicht:

"Marklissa, 21.07.1866. Der Johanniterritter, Kammerherr Freiherr von Rissing, hat in sämtlichen Gemächern des herrschaftlichen Wohnhauses zu Ober Beerberg, Lauber Kreises, ein Lazarett eingerichtet in welchen sich gegen 20 Verwundete – Krieger aus den verschiedensten Provinzen der Monarchie – befinden. Die mit den Aufwand bedeutender Mittel hergestellte Einrichtung ist vortrefflich, die von einer Diakonisse unter Beihilfe der Dienerschaft geleistete Verpflegung ausgezeichnet, das Haus selbst durch eine romantische Lage ein äußerst freundliches und friedliches Asyl, der eine edle Besitzer desselben für seine Opfer- und Hilfswilligkeit eines öffentlichen Dankes würdig. Jeden Sonntag hält der Opferpfarrer zu Marklissa einen evangelischen Gottesdienst in dem erwähnten Lazarett."


Cholera in Böhmen

Der neue Feind war die Cholera, welche nach den Leben der Verwundeten und des Pflegepersonals trachtete. Aus einen Bericht aus dem böhmischen Horsitz geht hervor, wie erschütternd der Tod einer Franzikanerin aus dem Kloster Nonnenworth  im Rhein war:

"Horsitz, 20.07.1866. Eben komme ich vom Begräbnis des ersten Opfers unserer freiwilligen Krankenpflege auf dem Kriegsschauplatz. Schwester Adriane, Franziskanerin aus dem Kloster Nonnenswerth, war mit 14 Mitschwestern und der Gernal Oberin hierher geeilt, um die armen Verwundeten zu pflegen. Währen die übrigen Schwetsern anderweitig in verschiedene Lazarette verteilt wurden, begab sich Schwester Adriane mit drei Mitschwestern und hoch würdigen Oberin Mutter nach Benatek.

Dieser Ort, an dem der Kampf mit am fürchterlichsten gewütet hatte, liegt in einem Talkessel und zählte weit über hundert Schwerverwundete, die verschieden Häuschen, Ställen, ja sogar unter freien Himmel in den Höfen untergebracht waren. Die zahlreichen Tote hatte man daselbst verscharrt.

In Folge der großen Hitze, der Nähe der Toten und der großen Anzahl Schwerverwundeter war die Luft in Benatek wie verpestet, der Krankendienst überaus anstrengend und die Wohnung der Schwestern – auf die Düngergrube hinausgehend – höchst ungesund. Die Folge war, daß alle vier Schwestern, die mit größten Eifer zu den Kranken eilten und sich der Verlassenen annahmen, krank wurden und sich doch nicht schonen konnten.

Endlich wurde das Spital geräumt, bei 60 Kranke wurden von den Referenten versehen und die Schwestern begaben sich auf seine Anordnung nach Milowitz, um hier ihr Werk fortzusetzten. Schwester Ardiane mußte aber bald das Bett hüten. Freudig lächelnd empfing sie nach wenigen Stunden schon die Sterbe-Sakramente, sich der Hoffnung gerüstet, bald zum lieben Heiland zu kommen. Die Mitschwestern mußten auf ihren Wunsch ungestört dem Dienst an den Verwundeten nachgehen und sie allein lassen.

Bereits auf dem schlechten Weg von Benatek nach Milowitz litt sie so furchtbar, das ihr unwillkürlich die Tränen aus den Augen rollten, und doch lächelte sie dazwischen, wie wenn die Sonne durch die Gewitterwolken scheint. Am 19. dieses Monats, am Tage des heiligen Vincenz von Paul, Abends begann der Todeskampf, und um 10 Uhr bei dem Leuchten eines schweren Gewitters hauchte die Kranke in Folge eines Cholera Anfalles ihre Seele aus, nachdem die Sterbegebete gesprochen waren.

Schon Tags darauf wurde sie still auf dem Friedhof zu Milowitz bestattet. Die Abendsonne ging zwischen Regenwolken unter und beschien den schlichten Grabeshügel, unter dem das heiß liebende Herz einer christlichen Jungfrau ausruht, die von den Ufern des grünen Rheines freudig hergeeilt war, um unter Opfern der Entbehrung, aus reinster Liebe zu Gott und dem Nächsten, die armen Kranken zu pflegen und in ihrem Dienst zu sterben. Ihr ist Gotteslohn zuteil geworden, auf den sie allein gehofft. Ein einfaches Kreuz auf dem Milowitzer Friedhof wird der Nachwelt den stillen aber glorreichen Tod der armen Franziskannerin vom Rhein verkünden und den kommenden Geschlechtern erzählen, wie reich an Liebe unsere kriegvolle Zeit gewesen. –

Post Scriptum: Soeben geht die Trauerbotschaft ein, daß auch die Schwester Ida, die ebenfalls in Benarek erkrankt war, in Milowitz gestern Abend, den 21. Juli an der Cholera gestorben ist."


Friedensvertrag unterzeichnet

Am 28.07.1866 erschien in den Zeitungen unter der Rubrik vom Kriegsschauplatz folgende Meldung:

"Berlin, 27.07.1866. Am 26. Juli sind zu Nikolsburg die Friedens-Präliminarien unterzeichnet worden. Es wurde Waffenstillstand – wie es scheint ohne Termin und mit evtl. Kündigung – vereinbart. Die preußische Armee besetzt Böhmen und Mähren. Nähere Details fehlen noch."

Präliminarien sind Vorverhandlungen; diese hat man auf der Nikolsburg geführt um das Ende des Krieges einzuläuten.

Im Extrablatt zum Grünberg Wochenblatt wurden am 30.07.1866 die Bedingungen des Friedenvertrags veröffentlicht:

"Berlin, 28.07.1866. Am 26.07. Abends ist in Nikolsburg Waffenstillstand und Friedensbasis zwischen Preußen und Österreich unterzeichnet; Österreich scheidet aus dem neu gestalteten Deutschland und erkannt alle Einrichtungen, die Preußen in Norddeutschland treffen wird, einschließlich Territoral-Veränderungen an, tritt seinen Anteil an den Elbherzogtümern und zahlt einen Teil der Kriegskosten. Der Waffenstillstand beginnt vom 02. August und hat eine Dauer von vier Wochen.

Die Punkte des Vertrages zwischen Österreich und Preußen sollen folgende sein:
a) Österreich stellt der preußischen Regierung jedes Verfahren anheim, welches dieselbe mit Bayern, Württemberg usw. einschlagen will (d.h. Österreich gibt seine Bundesgenossen preis).
b) Sachsen (der einzige Verbündete, für den Österreich in den Unterhandlungen gesorgt) bleibt als Königreich nach wie vor bestehen und zahlt nur eine Geldentschädigung an Preußen.
c) Hannover hingegen verliert den Teil seines Gebietes, der südlich von Braunschweig liegt, desgleichen einen Teil seines Nordens mit Hameln und Hildesheim (Ob auch Ostfriesland, ist noch ungewiß). Ebenso büßt es seine Erbrechte auf Braunschweig zu Gunsten Preußens ein.
d) Der Norden Nassau´s mit Dillenburg, Herborn und Haiger wird zu Preußen geschlagen.
e) Schleswig und Holtstein wird endgültig preußisch.
f) Hessen-Darmstadt und seine Provinz Oberhessen an Preußen abtreten, dem auch Frankfurt a. M. einverleibt wird. (Doch dieses beides ist noch nicht ganz fest.)
g) Österreich scheidet aus dem deutschen Bunde, trägt sämtliche Kriegskosten, die Preußen aufgewendet und läßt bis zur Abzahlung derselben Böhmen und Mähren besetzt. (Wird wohl etwas lange dauern, wie auch Sachsen, bis es sich ausgelöst, seine Lausitz in der Hand Preußens wird lassen müssen.)
h) Unter Zustimmung Napoleons (der 3.) tritt Österreich Benetien an Italien ab, wofür Italien auf Südtirol verzichtet."

Nach der Volkszeitung ist der Friede mit Österreich so gut wie abgeschlossen. Österreich zahlt die gesammten Kriegskosten (nach dem Konstitutionel nur 20 Millionen Thaler) – Schleswig Holtstein und ganz Kurhessen werden dem preußischen Staat einverleibt, nur in Nordschleswig soll die Bevölkerung befragt werden, ob sie zu Preußen oder zu Dänemark gehören wolle. Sachsen wird in seinem bisherigen Umfang wieder hergestellt, aber es tritt in ein Verhältnis zu Preußen, wie es Schleswig Holtstein nach den preußischen Februarforderungen haben sollte. Zur Vervollständigung der sogenannten Mainlinie würde außerdem die Einverleibung von Nassau, Frankfurt a. M. und Provinz Oberhessen (von Hessen-Darmstadt) gehören, die ebenfalls in Aussicht genommen ist. Seine süddeutschen Bundesgenossen gibt Österreich preis, es überläßt denselben, mit Preußen Frieden zu schließen. –

"Florenz, 28. Juli. Nach der Italie haben die Verhandlungen wegen Abschluß eines Waffenstillstandes zu einem für die Würde und die Interessen Italiens günstigen Resultate geführt. Das französische Gouverment anerkannt das Recht der Bevölkerung Benetiens, selbst zu bestimmen. Die Friedensverhandlungen wurden direkt zwischen Italien, Österreich und Preußen geführt."

Dann in der gleichen Zeitung noch eine Notiz über Kriegsgefangene:

"Die österreichischen Gefangenen Deutscher, Böhmischer und Polnischer Abstammung sind von Glogau nach Memel und Posen gebracht worden, das Lager Glogau enthält derzeitig 4500 Ungarn. In diesen Tagen kamen von Berlin höhere Offiziere, unter diesen am Dienstag der bekannte ehemalige ungarische General Better, sie verkehrten mehr nach mit den Gefangenen. Man spricht von der Einrchtung einer 14000 Mann starken ungarischen Legion, in welchen die Ungarn, welche sich in Glogau, Neisse und Kosel befinden, eingereiht werden sollen, um unter General Klapka gegen Österreich geführt zu werden. Die Uniform dieses Korps wird aus hellblauen Beinkleidern, dunkelblauen Rock und hellroter Mütze bestehen. Gegenüber den Mitteilungen ausländischer Zeitungen, können wir die Versicherung abgeben, daß die Behandlung der Verpflegung der Gefangenen eine sehr anerkennenswerte ist, sie erhalten Kaffee, Bier, Branntwein, Taback und genau dasselbe Essen, welches der preußische Soldat erhält."


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