Der Geschwisterkrieg

Gründe und Ausgang des preußisch – österreichischen Bruderkriegs 1866

von Reiner Tannhäuser, Verden


Teil 3 / Fortsetzung


Prinz Friedrich Carl in Görlitz

Prinz Friedrich Carl, geboren am 20.03.1828, gestorben am 15.06.1885, war einer der genialen Heerführer der preußischen Armee. Dieser preußische Heerführer schlug in jenen Tagen sein Hauptquartier in Görlitz auf. Hierüber wurde am 19.06.1866 berichtet:

"Görlitz, 17.06.1866. Das Hauptquartier seiner königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich Carl befindet sich jetzt hier im Ständehaus. Auch seine königliche Hoheit den Prinzen Albrecht sahen wir heute hier. Die Stadt gleicht einem Heerlager; namentlich ist heute, wo die Landbevölkerung hier zusammengeströmt ist, das Leben und Wogen auf den Straßen groß. Ein Teil der Truppen ist bereits vorwärts gegangen und fortwährend folgen die Kolonnen nach. Am Freitag Morgen bereits wurden die Truppen alarmiert. Mit dem Mittagszug nach Dresden war die Kommunikation dahin gesperrt und bald traf die Nachricht ein, das sächsische Pioniere die Schienen aufgerissen hätten. In der Tat war dieses an mehreren Stellen geschehen, namentlich sind in den Bahnhöfen von Lobau und Bautzen selbst die Verbindungsstränge demoliert."

Sachsen und das Königreich Hannover waren 1866 Bundesgenossen von Österreich.

"Das Einrücken der preußischen Tete in Sachen erfolgte schon Freitag Nachts, Truppen wurden hier aus zu Wagen befördert, während die unsere einmarschierende Avantgarde begleitende Abteilung sofort die Schienen wieder instand setzte, so daß bereits Sonntag Nachmittag die Bahn für die Truppen bis Löbau wieder hergestellt war. Unsere Truppen setzten ihren Marsch bis nach Bautzen fort und standen nach neuesten Nachrichten heute – Sonntag Mittag – jenseits von Bautzen. Auch dorthin ist die Eisenbahn wieder fahrbar und morgen früh wird ein Extrazug dahin gehen. Seine königliche Hoheit der Prinz Friedrich Carl hat gestern eine Proklamation an das sächsische Volk erlassen, welche überall den besten Eindruck gemacht hat. Sie erklärt, daß Preußen nicht mit dem Lande Krieg führe, sondern nur gegen die Verblendung der Regierung. Die strengste Manneszucht war zugesichert. Sächsische Einwohner bezeugen, daß die Haltung der preußischen Truppen eine muster-gültige ist. Fünfzig Wagen mit Fourage die von hieraus den Truppen nachgesandt waren, kamen zurück, da die Löbauer erklärten, sie würden die preußischen Truppen selber verpflegen und mit allen Nötigen versehen."

Weiter wurde angeführt:

"Die Nachrichten über die Österreicher sind ebenso selten als zweifelhaft. Es heißt sie wären aus Böhmen von Reichenberg her gegen Zittau  in Sachsen eingerückt."


Kronprinz in Neisse

Parallel zum Truppeneinmarsch der Truppen von Prinz Carl Friedrich in Sachsen, erstattete der Kronprinz einen Besuch in Neisse, die Zeitung schieb hierzu am 20.06.1866:

"Neisse, 17.06.1866. Seine königliche Hoheit der Kronprinz ist am 14. des Abends unter dem Jubel der Einwohner hier eingetroffen und im Gebäude der Kriegsschule abgestiegen. Alle, welche ihr Beruf in seine Nähe bringt, haben Gelegenheit seine bekannte Leutsigkeit zu erfahren. Heute besuchte seine königliche Hoheit die Stadt zu Pferde und wohnte dem Durchmarsch einzelner Truppenteile bei, der  infolge einiger Umquartierungen vor sich ging. Dem Vernehmen nach wird die hiesige Garnison und diejenige der umliegenden Ortschaften binnen Kurzem eine Parade vor dem Kronprinzen haben, wie auch verlautet, daß einzelne Abteilungen demnächst Biwak beziehen werden.

Gestern führten einige Husaren eine Person in Haft, welche sich durch Aufzeichnungen an der Grenze verdächtigt hatte. Man glaubte einen österreichischen Offizier in ihm zu vermuten zu dürfen, obwohl er sich für einen Engländer ausgegeben hatte. Derselbe war zu Pferd und erwies sich wirklich als englischer Literat, der sofort wieder freigegeben wurde."

Am 20.06.1866 kommt folgende Nachricht aus Kohlfuhrt im Kreis Görlitz:

"Der Times Korrespondent in Schlesien schreibt aus Kohlfurt vom 12.06.1866, das an der Kreuzung der Bahn liegt, die von Westen, von Löbau her über Görlitz kommt und sich an die Bahn schießt, die von Breslau (Bunzlau) nach Berlin führt:

Dieser Punkt, der sechs Eisenbahnstunden oder 140 englische Meilen von Berlin entfernt ist, gilt für eine wichtige strategische Position. Der Ort ist im Westen durch Tschirne gedeckt, die in der Nähe einige Teiche bildet, hinter welchen Artillerie wirksam postiert werden kann, falls der Feind von Sachsen her eindringen sollte. In Kohlfurt wollte man wissen, es sei Benedeks Plan, die österreichische Armee sollte in Massen in Schlesien einbrechen, die dortigen Festungen maskieren, mit Übermacht über die Preußen herfallen, sie nach preußisch Sachsen vor sich hertreiben, zugleich die Oder Linie besetzten und Berlin von den Provinzen von der Ostseite der Oder abschneiden. Dadurch würden – soll Benedek meinen – Preußens alte Provinzen mit einem kühnen Schritt mitten durch gerissen und der Regierung ihre Rekutierungsfelder entzogen.

Der Times Korrespondent meint aber auch, daß den Österreichern die Wege schon arg verlegt worden seien, so daß der Benedeksche Plan auf große Schwierigkeiten stoßen dürfte."


Die verlassenen Felsen von Weckelsdorf und Adersbach

Eine Nachricht, welche die Situation der beliebten Ausflugsziele beschrieb:

"Tannhausen, 17.06.1866. Die Weckelsdorfer und Aderbacher Felsen, die sonst von Touristen und Kurgästen häufig besucht werden, sind jetzt still und einsam. Fast niemand geht mehr ohne dringenden Grund in die böhmischen Lande, weil der Haß der Österreicher gegen uns so groß ist. Aus diesem Grund werden auch die Nachrichten von jenseits der Grenze immer unsicherer, umso mehr, da die österreichischen Truppen hier und dort Bauernhöfen untergebracht sind, daß sie der Reisende nicht bemerkt. Von allen Seiten versicherte man uns, hier in der nächsten Nähe sind keine österreichische Soldaten zu sehen. Wir opferten daher einmal eine Nacht und begleiteten eine Patrouille bis an die Grenze. Da überzeugten wir uns jedoch eines anderen. Erst tauchte ein Mann auf, dann zweie und so fort bis gegen acht Mann, – wir waren darauf überzeugt, daß diese Leute nicht ganz vereinsamt sein würden und erfuhren auch heute, daß in der Nähe ungarische Husaren stehen, und eventuell von Josephstadt und Trautenau Verstärkung erhalten können. In Weckelsdorf liegt außerdem ein Detachment Kaiser Ulanen."

Über den Einmarsch der Preußen unter dem Kommando des Prinzen Friedrich Carl nach Sachsen sagt der Artikel noch folgendes:

"Gestern Nachmittag langte die Nachricht von dem Einmarsch der Preußen in Sachsen hierher. Wir hatten bis dahin mit den Ostpreußen, welche augenscheinlich hier stehen, wenig verkehrt. Im Vergleich zu unseren mittelsarmeren Schlesiern erscheint uns ihr Wesen still und etwas rauh. Die braven Ostpreußen mußten sich aber wohl nur anderwärts schon etwas ausgeplaudert haben und warteten mit Sehnsucht ganz still der endlichen Entscheidung. Mit einem donnernden `Hurrah!´ begrüßten sie daher obige Nachricht."


Aufrufs des Königs "An mein Volk"

Am 21.06.1866 erschien auf dem Titelblatt der Aufrufs des Königs Wilhelm von Preußen:

"An mein Volk:
In diesem Augenblick, wo Preußens Heer zu einem entscheidenden Kampf auszieht, drängt es mich, zu meinem Volke, zu den Söhnen und Enkeln der tapferen Väter, zu reden, zu denen vor einem halben Jahrhundert, mein in Gott ruhender Vater unvergessene Worte sprach.
`Das Vaterland ist in Gefahr!´
Österreich und ein großer Teil Deutschlands steht gegen dasselbe in Waffen.
Österreich will nicht vergessen, daß seine Fürsten einst Deutschland beherrschten; in dem jüngeren aber sich kräftig entwickelnden Preußen will es keinen natürlichen Bundesgenossen, sondern nur einen feindlichen Nebenbuhler erkennen. Preußen – so meint es – muß mit allen seinen Bestrebungen bekämpft werden, weil, was Preußen frommt, Österreich schade. Die alte unselige Eifersucht ist in hellen Flammen wieder aufgelodert: Preußen soll entehrt und geschwächt werden.
Ich habe alles getan, um Preußen die Lasten und Opfer eines Krieges zu ersparen, das weiß mein Volk, der die Herzen prüft. Bis zum letzten Augenblick habe ich – in Gemeinschaft mit Frankreich, England und Rußland – die Wege für eine endgültige Ausgleichung gesucht und offen gehalten. Österreich hat nicht gewollt und andere deutsche Staaten haben sich offen auf seine Seite gestellt. So sei es denn!"

Die letzten Sätze dieses Aufrufes lauten:

"Flehen wir den Allmächtigen, den Lenker der Geschichte der Völker, den Lenker der Schlachten an, daß Er unsere Waffen segne! Verleihe uns Gott den Sieg, dann werden wir auch stark sein, das lose Band, welches die deutschen Lande mehr dem Namen als der Tat nach zusammen hielt und welches jetzt durch diejenigen zerrissen ist, die das Recht und die Macht des nationalen Geistes fürchten, in anderer Gestalt fester und heilvoller zu erneuen.
Gott mit uns!
Berlin, 18.06.1866
Wilhelm König von Preußen"

In derselben Zeitung eine weitere Meldung:

"Berlin 20.06.1866. Österreich hat den Krieg gegen Preußen am 18. Juni tatsächlich eröffnet. Österreichische Truppen haben bei Gurau in Oberschlesien die Grenze überschritten und auf eine preußische Patrouille Feuer gegeben.

Auch bei Klingelbeutel wurde ein zur Rencognoscierung vorgeschickter Ulanen Offizier auf preußischen Gebiete durch österreichische Husaren umzingelt und mit Karabinerschüssen begrüßt. Durch seine herbei eilende Mannschaften wurde er rasch befreit.

So haben die Österreicher auch mit dem Beginn der Feindseligkeiten gegen Preußen auf preußischen Gebiet den Anfang gemacht. Vom ersten Beginn der Rüstungen bis zum tatsächlichen Ausbruch des Krieges hat sich Österreich durchweg in jeder Beziehung als der angreifende Teil gezeigt."

Die Königin in Schlesien

Die Königin Preußens reiste nach Schlesien um ihren Sohn, nach dem plötzlichen Tod seines Sohn und ihres Enkels, einige tröstende Worte zu sagen. Die Zeitung berichtete am 21.06.1866 darüber:

"Breslau, 19.06.1866. Ihre Majestät die Königin langte heute früh um 6 Uhr 30 Minuten aus Berlin hier an. Zum Empfang hatte sich Oberpräsident Freiherr von Schleinitz sowie verschiedenen hohen Militärs eingefunden. Ihre Majestät unterhielt sich aufs huldvollste während der kurzen Dauer des Aufenthaltes mit den Anwesenden. Die Rückkehr ihrer Majestät, welche nur zu einer Zusammenkunft mit seiner königlichen Hoheit dem Kronprinzen eilt, der durch den Tod seines jüngsten Sohnes in so schwere Trauer versetzt ist, erfolgt heute mit dem Schnellzuge. Ihre Majestät wird hier selbst übernachten."

Des weiteren wurde mitgeteilt, das der Kronprinz in Glatz weilte, wo eine der sichersten Festungen das Land vor österreichischen Einbrüchen schützen sollte.

"Glatz, 15.06.1866. Besuch des Kronprinzen. – Seine königliche Hoheit der Kronprinz traf gestern Mittag hier ein. Der Kronprinz ließ sich die Chefs der Zivilbehörden vorstellen, an welche derselbe ernste aber zugleich erhebende und beruhigende Worte richtete. Er wies auf den vortrefflichen Zustand unserer Festungswerke und darauf hin, daß die Verteidigung dieser Werke in den umsichtigen und zuverlässigen Händen des Kommandanten Oberst Leutnant Kritter, jede ernste Besorgnis ausschließt. Der Kronprinz hat die sämtlichen Werke einer genauen Besichtigung unterworfen und seine vollste Zufriedenheit ausgesprochen."

Auch Neisse war eine Festung, und da der Krieg kurz vor der Tür stand und die Kampfhandlungen zum Teil schon ausgebrochen waren, hatte sich der Kronprinz auch nach Neisse begeben, um dort die Festung zu besichtigen:

"Neisse, 16.06.1866. Besuch. – Zu einem Diner, welches seine königliche Hoheit der Kronprinz heute einigen hervorragenden Persönlichkeiten vom Militär und aus dem Zivil gab, war auch Oberbürgermeister Kutzen eingeladen. Der Kronprinz hat sich über den vorzüglichen Verteidigungszustand der Festung mit vollster Befriedigung geäußert und in der Tat wird jeder, der die ausgedehnten vortrefflichen Werke und die zahlreiche tapfere Besatzung steht, mit vollster Zuversicht erfüllt. Seine königliche Hoheit äußerte sich wiederholt in ermunterndem und beruhigendem Sinne. Viele Gemeine vom 2. Schlesischen Grenadier Regiment Nr. 11, welches der Kronprinz früher kommandierte, sprach er huldvollst an und fragte sie nach ihren Verhältnissen, oder etwaigen Anliegen."


Kein Johannisfeuer in Schlesien

Am 22.06.1866 wurde eine Meldung aus Schweidnitz veröffentlicht, die sich aber auf den ganzen schlesischen Raum – auch das Riesengebirge – beziehen:

"Schweidnitz, 20.06.1866. Seit alten Zeiten besteht in der schlesisch böhmischen Gebirgsgegend der Gebrauch, daß am Vorabend des Johannistages sogenannte Johannisfeuer abgebrannt werden. Man zündet auf den Höhen Holzstöße an, deren Flammen weithin ins Land sichtbar werden. In den letzten Jahren hat sich dieser Sitte mancher Unfug beigesellt, in dem Feuerwerkskörper in Brand gesetzt und herum geworfen wurden, wobei selbst zuweilen Körperverletzungen vorkamen. Angesichts der kriegerischen Verhältnisse ist in diesem Jahr das Abbrennen von Johannisfeuer untersagt worden, damit dem Irrtum vorgebeugt werde, diese Feuer für Fanale und Alarmzeichen zu halten."

In dieser Zeitung war auch eine Notiz über die Schlesienreise der preußischen Königin:

"Berlin, 21.06.1866. Ihre Majestät die Königin. Allerhöchst welche nach dem Tode des Prinzen Sigismund am 18. dieses Monats in das Hauptquartier seiner königlichen Hoheit des Kronprinzen reiste und von demselben in Grottkau empfangen wurde, begegnet überall Beweisen inniger Anteilnahme für die königliche Familie und der allgemeinen patriotischen Stimmung Schlesiens.

Ihre Majestät wurde auf der Reise von der Fürstin Anton Radziwill, der Palastdame Gräfin Orlola und dem Kammerherrn Grafen Hompesch begleitet. Unterwegs wurde ihre Majestät von den Chefs mehrerer Truppenkörper begrüßt und in Breslau von den Spitzen der Behörden empfangen. In Neisse besuchte ihre Majestät die Wohltätigkeitsanstalten und erteilten in Breslau, woselbst Allerhöchst dieselben im Schloß übernachteten, dem Fürstbischof eine längere Audienz."

Über den Besuch der Königin in Neisse wurde berichtet:

"Neisse, 20.06.1866. Besuch ihrer Majestät der Königin. – Ihre Majestät der Königin hat uns nach kurzen Aufenthalt gestern Abend 5 Uhr wieder verlassen. Ihre Majestät widmete einen Teil ihrer Zeit den Besuch unserer Kranken – Anstalten. Sie führte dieselben am Arme seiner Hoheit des Erbprinzen von Hohenzollern aus.

Seine königliche Hoheit dem Kronprinzen ist der schmerzliche Verlust seines jüngsten Sohnes recht nahe getreten, um so mehr, als er den betrübten Vater nicht vergönnt wurde, seinem Kinde einen Abschiedskuß zu geben, Wir werden des großen, dem Vaterland gebrachten Opfers unseres dereinstigen Herrschers gedenken. Heute besichtigte der Kronprinz unsere Truppenstellungen."


Die letzten österreichischen Butterhändler

Am 23.06.1866 wurde eine Meldung über Generalfeldmarschall Graf Wrangel, genannt Papa Wrangel veröffentlicht:

"Neisse, 20.06.1866. Gestern traf der Feldmarschall Graf von Wrangel hier ein und hat in Liebig`s Hotel Quartier genommen. Auch der Fürst von Pleß ist hier eingetroffen."

"Tannhausen, 21.06.1866. Bis heute haben wir in unseren friedlichen Bergen – trotzdem wir von der österreichischen Grenze kaum eine Meile entfernt sind – von kriegerischen Operationen, außer Truppendurchzügen, fast noch nichts bemerkt. Erst gestern waren noch eine Menge Butterhändler aus Österreich hier, die aber erklärten, daß sie wohl nicht mehr kommen würden, in dem die Grenze geschlossen würde. Am vergangenen Sonnabend ging einer dieser Leute erst des Nachts nach Hause und wurde von der diesseitigen Patrouille anfänglich für einen Spion gehalten, nach erfolgter Legitimation aber wieder entlassen.

Wie sehr sich die Österreicher vor ihren eigenen Landsleuten fürchten, beweist folgender Fall: Gestern kam ein Bauer aus Merkelsdorf in Österreich nach Friedland in preußisch Schlesien und erzählte, es seien in der dortigen Gegend 40000 Mann Kroaten Einquartierung angemeldet, was unter der dortigen (also österreichischen) Bevölkerung einen weit größeren Schrecken verbreitet habe, als wenn sie den Anmarsch ebenso vieler Preuße benachrichtigt worden seien. Denn es sei bekannt, daß die Kroaten alles mit sich nehmen, was nicht niet- und nagelfest sei. Die Bauern suchen daher ihr Vieh usw. nach Preußen zu verkaufen. – Zwischen Neurode und Braunau ist die Pest aufgehoben."


Kronprinz in Ottmachau

Die Familie des Freiherrn von Humboldt besaß ein Schloß in Ottmachau. Dieses Schloß besuchte der Kronprinz, hierüber wurde am 24.06.1866 berichtet:

"Neisse, 21.06.1866. Seine königliche Hoheit der Kronprinz begab sich heute mit dem Stab nach Ottmachau und beobachte vom Turme des dem Herrn Humboldt gehörigen Schlosses das Vorrücken unserer Kolonnen gegen die österreichische Grenze."

Eine weitere Meldung vom 21.06.1866 aus Neisse besagte:

"Heute 4 Uhr morgens sind die bei Oppersdorf und Patschkau lagernden Truppen gegen die österreichische Grenze vorgerückt und dürften bereits die Grenze überschritten haben. Gegen achtzig Wagen mit Stroh, Holz und Mundvorrat passierten heute vor 7 Uhr die Stadt, um den vorrückenden Truppen zu folgen. Seine königliche Hoheit der Kronprinz ritt mit seinem Stab um 7 ½ Uhr nach Ottmachau zurück."

"Neisse, 21.06.1866. Ein österreichisches Detachement überschritt die preußische Grenze und drang über Nacht bis Patschkau vor. Dort kam es zu einem Zusammentreffen mit unseren Vorposten und flogen die Kugeln bis in die Stadt. Die Österreicher zogen sich zurück. Kurz vor dieser Aktion kam in Patschkau die Glatzer Post an. Damit sie nicht gefährdet würde, wurde dieselbe – statt Ottmachau – über Münsterberg nach Neisse geleitet, wo sie fünf Stunden später wie sonst ankam. Die Personen blieben vorerst in Patschkau zurück und wurden, als alles vorbei war, auf direkten Weg nach Neisse weiterbefördert."

Hierbei handelte es sich um schlesische Postkutschen, die damals noch zwischen Glatz, Patschkau und Neisse verkehrten.


Jüdische Bürger sind auch von nationaler Welle erfaßt

Hierzu eine Zeitungsmeldung vom 24.06.1866:

Breslau, 22.06.1866. Patriotisches – Ein Kaufmann jüdischer Religion hat eine Prämie von 50 Friedrichdor für den ersten Soldaten ausgesetzt, der eine feindliche Fahne erbeuten würde, und außerdem eine weitere Prämie von 50 Friedrichsdor für den ersten Soldaten israelitischen Glaubens, der durch eine Heldentat sich den Offiziersrang erwirbt."

Eine weitere Meldung jedoch fettgedruckt:

"Hauptquartier Neisse, Sonnabend 23.06.1866. Das schlesische Armeekorps hat den Kriegsreigen eröffnet. Gestern früh rückten Detachements zur Recognoscierungs-Abteilung gegen Freiwaldau stieß zwischen Breitenfurth und Sandhübel auf ein österreichisches Husaren Regiment. Die Zündnadelgewehre bewährten ihre Vortrefflichkeit. Die Füsiliere des 1. Schlesischen Grenadier Regimentes Nr. 10 warfen eine Husaren-Attacke mit großer Ruhe zurück. Der Feind verlor acht Tote und fünf Verletzte. Unsererseits ist kein Verlust zu beklagen."


Feldmarschall Ritter Ludwig von Benedek zu seinen Truppen

Der österreichische Anzeiger für Hof und Umgebung veröffentlichte am 25.6.1866 den Tagesbefehl den Feldmarschall vor seinen Truppen im Hauptquartier Olmütz hielt:

"Soldaten! Wir stehen am Vorabend ernster und blutiger Ereignisse. Ihr seit, wie im Jahr 1859, zahlreich und mutig um unsere Banner geschaart! Soldaten, es gibt, vor den Augen der Welt die Scharten von damals wieder auszuwetzen; es gilt, einem übermütigen und gewissenlosen Feind auf das nachdrücklichste zu züchtigen! Ich hege das größte Vertrauen, daß Ihr Euch Eurer Aufgabe vollkommen bewußt und auch gewachsen zeigen werdet: schenkt auch mir deshalb das Vertrauen und seid versichert, daß von meiner Seite alles aufgeboten wird, den Feldzug zu einem schnellen und glorreichen Ende zu führen. – Wir stehen eriner Streitmacht gegenüber, die aus zwei Hälften zusammengesetzt ist. Linie und Landwehr. Erstere bilden lauter junger Leute, die weder an Strapazen noch Entbehrungen gewöhnt, niemals eine bedeutende Campagne mitgemacht haben. Letztere besteht aus höchst unzuverlässigen, missvergnügten Elementen, die lieber die eigne missliebige Regierung stürzen, als gegen uns kämpfen möchten. Der Feind hat in Folge langer Friedensjahre auch nicht einen einzigen General, der Gelegenheit gehabt hätte, sich auf dem Schlachtfeld heranzubilden. –

Verteranen von Mincio und vom Palestro, ich denke, ihr werdet unter Euren alten bewährten Führern es Euch zu besonderen Ehre anrechnen, einen solchen Gegner auch nicht den leisesten Vorteil zu gestatten. Am Tage der Schlacht wird die Infanterie die leichten Feldmützen aufsetzen und sämtliches Gepäck ablegen, um sich mit der größten Leichtigkeit und Schnelligkeit auf den schwer bepackten Feind werfen zu können. – Jeder Soldat wird seine Feldflasche, mit Wein und Wasser angefüllt erhalten, sowie eine leicht zu tragende Ration von Fleisch und Brot. – Die Offiziere legen ihre breiten Schärpen, sowie alle den Rang leicht kenntlich machenden unnötigen Abzeichen während des Gefechtes ab. Jeder Mann, ohne Unterschied auf Namen und Stellung wird, sofern er sich auf dem Schlachtfeld auszeichnet, sofort avanciren. Sämtliche Musikbanden haben hinter der Front geeignete Stellungen einzunehmen und uns zu dem Waffentanz unsere alten Heldenmarsche aufzuspielen. Der Feind prahlt seit langer Zeit mit seinem schnelleren Kleinfeuergewehr; aber, Leute, ich denke, das soll ihnen wenig Nutzen bringen; wir werden ihm wahrscheinlich keine Zeit lassen, sondern ungesäumt ihm mit Bajonet und Kolben auf den Leib geben. – Sobald mit Gottes Hilfe der Gegener geschlagen und zum Rückzug gezwungen sein wird, werden wir ihm auf den Fuß verfolgen, und ihr werdet in Feindesland Euch ausrasten und diejenigen Erholungen in reichlichsten Maße in Anspruch nehmen, die sich eine siegreiche, heldenmütige Armee mit vollsten Recht verdient haben wird.
Gez. Benedek"


Kampfhandlungen im böhmischen Isergebirge

In der Zeitungsausgabe vom 26.06.1866 überstürzten sich die Meldungen:

"Aus dem Isergebirge, den 23.06.1866. Schlag 5 ¾ Uhr, durchschritt das Füsilier-Bataillon des 60. Regimentes im Aufblick zu Gott dem Herrn in frohen Siegesmut den Paß nach Neustädtel auf Friedland in Böhmen zu, unter dem Gesange eines vom tapferen, edlen Obersten von Hartmann gedichteten Soldatenliedes. Ziethensche Husaren, 2. Garde Dragoner, 11. Ulanen, Artillerie, alle Truppen in begeisteter Stimmung und vom prächtigen Aussehen. Man glaubte einer Parade beizuwohnen. Bis jetzt – 5 Uhr nachmittags – haben wir Geschützfeuer nicht vernommen, ein Zeichen, das Friedland im Besitz unserer Truppen ist und das Clam`sche Korps (Österreicher) noch nahe an Reichenberg steht oder jenseits Reichenberg. Die schwierigen dortigen Pässe sind hier wohl bekannt. Die übrigen Abteilungen der Division von Mannschaften gingen gleichzeitig über die Pässe bei Schwerta und Marklissa auf Friedland vor."

"Vom Isergebirge, 24.06.1866. Wie unsere Truppen hier nur heiße Segenswünsche und die höchste Bewunderung zurückgelassen, so haben sie schon beim Tagesmarsch durch die Grenzortschaften in Böhmen den preußischen Ruf der rücksichtsvollen Haltung bewährt. Die Behörden jenseits rühmen offen gegen alle hier hinüber gegangenen Bewohner das Benehmen der dort auf die Nacht einquartierten Truppen. Nicht ein verletzendes Wort sei gefallen, was entnommen wurde, sei bar bezahlt. Als unsere Roten (Ziethensche) Husaren wie aus der Pistole geschossen plötzlich in alle Gassen des ersten Städtchens hineingesprengt, fiel manches zu Tode erschrockene böhmisches Weiblein in Ohnmacht. Sie riefen: `Huh, was san das für rote Kerls!´ Leute flohen mit Betten und anderen Habseligkeiten in den Wald. Heute kommen sie in alle Läden hier, um für die guten preußischen Soldaten Zigarren und Lebensmittel aller Art zu holen."

"Lauban, Sonntag 24.06.1866 früh. Unsere Truppen standen gestern in Böhmen über Reichenberg hinaus. Die Eisenbahnzüge wurden von Zittau bereits dahin gefördert. Prinz Friedrich Carl ist bei der Armee. Nach Reichenberg geht die Eisenbahn von Zittau aus. Weiter östlich führt eine Chaussee von Görlitz über Seidenberg (Preußen) und Friedland (Böhmen) nach Reichenberg. Es scheint, daß beide Wege von Preußen gleichzeitig benutzt wurden und das außerdem noch von Lauban bzw. Greiffenberg her Truppen über Marklissa und Schwerta nach Friedland gegangen sind."

"Görlitz, 23.06.1866. Prinz Friedrich Carl hatte gestern sein Hauptquartier nach Hirschfelde (Sachsen) verlegt und ließ im Laufe des Tages die sämtlichen, zum Einrücken bestimmten Truppen sich der Grenze entlang konzentrieren, wo sie Teils enge Cantonnements bezogen, teils biwakierten. Der Übergang erfolgte auf allen praktischen Punkten der Grenze gleichzeitig heute um 6 Uhr morgens. Die Truppen rückten sämtlich mit klingenden Spiel und in gehobener Stimmung über die Grenze. Die wenigen an der Grenze aufgestellten Beobachtungsposten der Österreicher zogen sich zurück. Von dem Übergang an erhalten die Mannschaften außer der gewöhnlichen Feldverpflegung täglich Zigarren, und zwar jeder 3 Stück. Die Regimenter, welche von Zittau aus die Grenze zunächst überschritten, gehören – so weit sie uns bekannt sind – zum 4. Armeekorps. Wir nennen unter anderen das 27., 31., 67., und 71. Infanterie Regiment. In der Zittauer Gegend ist ein Mann auf Vorposten erschossen worden, es wird vermutet, daß derselbe durch meuchel mörderische Hand gefallen ist, indem nirgends feindliche Vorposten gesehen wurden. In Böhmisch Friedland wurde die Telegraphen-Verbindung mit Görlitz durch preußische Beamte wieder hergestellt."

"Görlitz, Sonntag 24.06.1866, Aus Reichenberg in Böhmen wird heute morgen gemeldet, daß der Prinz Friedrich Carl daselbst eingetroffen ist."

In den Grenzbergen Schlesiens

Folgendes wurde am 26.06.1866 veröffentlicht, welches ein Bild auf die damaligen Verhältnisse wirft:

"Von der schlesischen Grenze, 21.6.1866. Unweit der Grenze bot sich uns vor einigen Tagen ein Bild kriegerischen Treibens und ächten Soldatenlebens dar: Auf den grünen Kuppen der schlesischen Berge, inmitten einer schönen, bis in die blauen Berge des Kaiserreichs hinein von dem Auge umfaßten Landschaft hatte die 11. Infanterie-Division des schlesischen Armeekorps ein Biwak bezogen, nicht ein Biwak nach simplen Friedensbegriffen für höchstens eine Nacht bestimmt, nicht ein solches zum Amusement manövrierender Truppen und dessen primitive Windschützen bei der nächsten aufgehenden Sonne wieder zur Zerstörung bestimmt sind, sondern eine richtige wehrhafte Soldatenstadt haben sich die Lagernden erbaut. Schon seit vier Nächten kampieren 14000 der Division in Bauwerken aus Erde, Stroh und Zweigen, voran ihr verehrter Chef, General-Leutnant von Zastrow. Wind und Wetter trotzend bewohnt der General den höchsten Punkt, den `Kommandoberg´, wie ihm die Füsiliere rasch bezeichneten, nur gebettet auf ein Bund Stroh, nicht größer als das der Soldaten, unter einem Zelt, – nein, einem winzigen Leinwanddach als einzigem Schutze, und gibt somit ein anfeuerndes Beispiel für die Truppen. Diese bestehen die durch häufig stattgehabte Regengüsse noch erhöhten Strapazen denn auch mit Glück und Leichtigkeit. Den Humor ist übrigens ein stehender Gast in den preußischen Reihen, überall leuchtet dieser Schalk hervor und erzeugt einen lebendigen Geist. Die Straßen und Hütten haben ihren Namen ersten Ranges: `Wilhelmstr.´, `Königsstr.´, `Bismarckstr.´ oder ihr Emblem: Hier ein künstliches, durch einen Aufguß von Tinte halb geschwärztes ehemaliges Taschentuch als preußische Fahne, dort eine lustige klappernde Windmühle oder ein schäumendes – aber bildliches – Seidel Bier und dergleichen. Auch an launigen Inschriften fehlt es nicht! Dem Herrn Feldwebel hat sich ein einschmeichelnder Geselle die Laubhütte verziert mit dem stolzen Prädikat: `Generalstab der .... Kompagnié. Dort lesen die erstaunten Besucher, wie sich der Bataillons Schuster unter der Firma `Königliche Hofschuh-Macherei´ ankündigte. Wieder anderwärts, dicht neben dem Pseudo-Eiskeller des Marketenders, prangt die stattliche Firma `Zur silbernen Trichine´ und dergleichen mehr."


Neisse im Belagerungszustand

Am 26.06.1866 erschien eine Zeitungsmeldung, welche für die Bewohner der oberschlesischen Stadt Neisse Folgen gehabt haben dürfte:

"Neisse, 23.06.1866. Heute Morgen 9 ½ Uhr ist der Belagerungszustand unter Trommelschlag durch einen Offizier verkündet worden. Zugleich treten die Kriegsgesetze in Kraft."

"Neisse, 23.06.1866. Heute wurde im Hauptquartier eine Verhandlung über den folgenden Vorfall aufgenommen: In dem 2 ½ Meilen von hier an der Grenze auf preußischen Gebiet liegenden Dorf Dürrkunzendorf diente bei einem Bauern ein junger aus Böhmen gebürtiger Knecht. Da derselbe von preußischen Patrouillen mehrfach beobachtet wurde, wie er mit den österreichischen Vorposten verkehrte, wurde er arretiert und als Spion abgeliefert. Die drüben an der Grenze stehende Escadron Palfy Husaren hatten davon gehört und in der Voraussetzung, daß der junge Bursche von dem preußischen Bauern verraten sei, überschritten sie – 30 Mann stark – die Grenze. Das Gehöft des Bauern wurde umzingelt und Pechkränze und so weiter herbei geschafft, um es nieder zu brennen. Dem Bauern glückte es, durch ein Fenster zu entspringen und die nächste preußische Patrouille, bestehend aus wenigen Mann des 1. Schlesischen Grenadier Regiments Nr. 10 zu erreichen. Die Frau des Bauern, die mit einem kleinen Kinde auf dem Arm das Haus verlassen wollte, wurde durch Vorhalten von Karabinern in Haus zurück getrieben, ihrem Flehen und Weinen wurde als einzige Antwort ein rohes Hohnlachen. Gleich darauf stieg die Flamme von allen Seiten auf. In diesem Augenblick kam die preußische Patrouille heran, bei deren Anblick die Husaren verschwanden. Den vereinten Anstrengungen der Bauern und Soldaten gelang es, die Bauersfrau, die sich mit dem Kinde in den Keller geflüchtet hatte, zu retten, Das Gehöft wurde aber Raub der Flammen. Seine königliche Hoheit der Kronprinz hat befohlen, daß der Schaden des Bauern reichlich abgeschätzt und die veranschlagte Summe von den nächsten österreichischen Ortschaften durch Contribution einzuziehen ist, indem den Ortschaften von dem Benehmen der österreichischen Soldaten Mitteilung gemacht wird."


Beisetzung des Prinzen Sigismund

Die Beisetzung des Kronprinzensohnes fand ohne dessen Vaters statt, da dieser im Felde stand, hierzu wurde folgendes von der preußischen königlichen Familie berichtet:

"Potsdam, 22.06.1866. Die Beisetzung des Prinzen Sigismund. Gestern Abend 7 Uhr fand die Beisetzung der Leiche, des am 18. dieses Monats verstorbenen Prinzen Sigismund, dritten Sohnes ihrer königlichen Hoheit des Kronprinzen und der Kronprinzessin statt. Da ein besonderes Zeremoniell für die Beerdigung für die Mitglieder des königlichen Hauses unter zwölf Jahren nicht besteht, so hatten seine Majestät der König allergnädigst genehmigt, daß die Beisetzung den Wünschen der durchlauchtigsten Eltern gemäß in aller Stille erfolgte.

Um 6 ½ Uhr setzte der Trauerzug vom neuen Palast durch die große Allee nach der Friedenskirche in Bewegung. Der Stallmeister seiner königlichen Hoheit des Kronprinzen eröffnete den Zug zu Pferde. Ihm folgte der Trauerwagen mit ihrer königlichen Hoheit der trauernden Mutter neben dem Sarg des früh verklärten Kindes. In einem zweiten Wagen befanden sich ihre königlichen Hoheiten die Kinder des Kronprinzen. Das sonstige Trauergefolge schloß sich zu Fuß den Wagen in nachstehender Ordnung an: Voran die beiden zur Abhaltung der kirchlichen Feier berufenen Prediger, der Feldmarschall von Wrangel als Pate des verstorbenen Prinzen mit dem königlich großbritanischen Botschafter Lord Augustus Loftus un dem Minister des königlichen Hauses, Freiherrn von Schleinitz, die Beamten, das gesamte männliche und weibliche Dienstpersonal des Kronprinzen, die in den Gärten und Anlagen des neuen Palastes beschäftigten Gärtner und Arbeiter.

In lautloser, feierlicher Stille bewegte sich der Zug durch den völlig menschenleeren Park. An der Friedenskirche von ihren Majestäten dem König und der Königin empfangen, verließ ihre königliche Hoheit die Kronprinzessin den Wagen, während der Sarg herab gehoben und auf die Bahre gesetzt wurde.

Langsam, der von einer weißen Decke verhüllte Sarg voran, schritt der Zug durch die von einer trauernden Menge dicht gefüllte Kirche. Vier Herren vom kronprinzlichen Hofe – Graf Fürstenstein, Major von Normann, Hauptmann von Schroetter, Hauptmann von Jasmund – trugen die Zipfel der Sargdecke. Dem Sarg folgte unmittelbar ihre königliche Hoheit die Kronprinzessin am Arm seiner Majestät des Königs, während ihre Majestät die Königin, die kronprinzlichen Kinder und das Trauergefolge anreihten.

Nachdem der Sarg in der zu seiner vorläufigen Aufnahme bestimmten kleinen Kapelle niedergesetzt war – derselben, welche längere Zeit hindurch auch die sterblichen Überreste König Friedrich Wilhelm IV. beherbergt hatte – begaben sich die Anwesenden Mitglieder der königlichen Familie, welche sich bereits zuvor in der Kirche versammelt hatten, in die Kapelle, in welche eine kurze Feier durch den Hofprediger Heym unter der Assistenz das auf besonderen Wunsch der trauernden Eltern aus Stettin erschienen Predigers Schiffmann abgehalten ward. Nach dem Schluß der Feier begab sich ihre königliche Hoheit die Kronprinzessin in Begleitung ihrer Majestät der Königin in den neuen Palast zurück.

Wie ein herbes Schicksal seiner königlichen Hoheit dem Kronprinzen nicht gestattet hatte, an dem Sterbelager des geliebten Kindes zu weilen, so hielten heilige Pflichten gegen das Vaterland ihn fern fern von der Bestattung des heimgegangenen Sohnes."


Vorpostengefechte im Landkreis Landeshut

Vom Kriegsgeschehen an der schlesisch böhmischen Grenze:

"Aus Landeshut, 24.06.1866, Der schlesischen Zeitung wird berichtet: Ein Vorpostengefecht hat bei Schömberg stattgefunden. 14 preußische Ulanen standen gegen 40 Windischgrätzer Dragoner. Drei Gefangene wurden in Landeshut eingebracht, ein österreichischer Offizier tod, drei Verwundete. Die Unserigen hatten keine Verluste.

Gestern hat bei Liebau ein Vorpostengefecht stattgefunden, wobei sechs Infanteristen gegen 14 Windischgrätzer standen. Ein österreichischer Offizier und zwei Mann wurden verwundet, ohne Verluste für uns."

Des weiteren eine Meldung aus Tannhausen Kreis Waldenburg:

"Tannhausen, 22.06.1866. Gestern wurde von einem Rittmeister, einen Fähnrich, einem Trompeter und zwei Gemeinen des ostpreußischen Ulanen Regiments Nr. 8 die Erklärung über den eingetretenen Kriegszustand nach Braunau in Böhmen überbracht. Dieselbe wurde von Windischgrätzer Dragonern entgegen genommen."


Preußen als Spione verhaftet

Preußen sollen für Österreich spioniert haben, hierzu ein Zeitungsbericht vom 27.06.1866:

"Aus dem Eulengebirge, 24.06.1866. Der Oberförster Zeidler aus Steinseifersdorf und der Förster Wegscheider aus Kaschbach sind als Spione verhaftet, beide stehen im Diensten des böhmischen Grafen Nostiz, und ihre Veräterei datiert schon von Anbeginn der Feindseligkeiten mit Österreich. Eine arme, alte Frau, welche täglich nach dem Wald ging, um dürres Holz zu sammeln, leitete zuerst die Spur eines Verbrechens. Sie hatte gesehen, wie Förster Wegscheider mitten im Wald mit zwei Männern, welche österreichische Mützen trugen, zusammentraf, ihnen Briefe einhändigte und dafür andere in Empfang nahm. Als sie zu Hause von dieser Szene erzählte, glaubte man ihr nicht recht, behielt aber dennoch die beiden Verdächtigen im Auge. Bald darauf – am 22.06.1866 – bemerkte eine preußische Patrouille dicht an der Grenze ebenfalls zwei Männer mit österreichischen Mützen, welche – da sie keine genügende Auskunft über ihre Absichten geben konnten – sofort verhaftet wurden. Bei ihrer Durchsuchung fand man Briefe vor, deren Inhalt als bald zur Haussuchung bei Zeidler und Wegscheider Veranlassung gab. Auch hier fand man Briefe, und es ergab sich bald, daß zwischen beiden Parteien bereits darüber unterhandelt wurde, wann `die gelegenste Zeit zum Einbrechen´ wäre, als wenn der Förster Wegscheider in einem bezüglichen Brief die gegenwärtige bezeichnete. Da bis Breslau kein Militär vorhanden sei, so sollte der Einmarsch durch das Weistritztal bereits gestern stattfinden. Eiligst ist Militär und Artillerie – in Bewegung gesetzt."

Aus Neisse wird ferner am 23.06.1866 berichtet, das der Kronprinz die Stadt und Festung verlassen hatte. In einer Rede an den Magistrat, welcher sich zum Abschied des Kronprinzen versammelt hatte, erklärte der preußische Kronprinz:

"Es wird Ihnen nicht erspart werden, noch manche Härte zu tragen; doch das glaube ich sie versichern zu können, daß dieser Teil der Provinz nicht unmittelbar der Schauplatz des Krieges, der Aktion, werden wird. Haben Sie Wünsche, so wenden Sie sich an meinen Vater, er wird gern bereit sein, Ihnen zu helfen, um das Harte, was die Stadt trifft, zu erleichtern."

Und dieser Rede fügte der Kronprinz hinzu, daß ihm keine lauten Zeichen der Teilnahme für den Verlust geworden seien, der ihn in dieser Zeit getroffen habe, daß er aber sehr wohl erkennen konnte, daß man nicht ohne Anteilnahme an seinem Schmerz gewesen sei, und gerade das habe ihm sehr wohlgetan. Er werde immer gerne an Neisse zurückdenken, deren Bewohner er nun so gut kennengelernt habe.


Bei sehr schlechten Wetter über die Iser

Hierzu folgende Zeitungsnotiz, welche am 27.06.1866 erschien:

"Warmbrunn, Montag den 25. Juni 1866. Vergangene Nacht rückte die hier stehende Escadron unter Rittmeister Graf Häseler des 2. Brandenburgischen Dragonerregimentes, welche den Übergang über Schreiberhau und Josephienhütte deckte, über die Iser nach Böhmen ein. Die einzelnen Abteilungen auf der Straße sammelten sich an der Glashütte. Mannschaften waren mit Hacken und Schaufeln versehen, um die Verhaue auf der böhmischen Seite zu beseitigen. Das Wetter im Gebirge war sehr schlecht, starker Regen, unsere wackeren Dragoner aber unter ihrem ernergischen Führer der besten Mutes.

Die Escadron ist bis Morgenstern und Gablonz gerückt, westlicher zwischen Reichenberg und Liebenau, wo jetzt unsere Truppen stehen müssen."


Nachrichten aus Landeshut

Diese Nachrichten aus dem Landeskreis Landehut erschienen am 29.06.1866:

"Landeshut, 26.06.1866. Die Kreise Landeshut kommandierenden bedeutenden Truppenmassen haben heute die böhmische Grenze bei Liebau und Schömberg überschritten. Braunau in Böhmen wurde gleichzeitig von Truppen eines anderen Armeekorps besetzt. Der königliche Kommissar Graf Stollberg und der Landrat Klützow begleiteten die Truppen, um die Einrichtungen der Lazarette zu fördern, Gefangene der Fürst Windischgrätz Dragoner wurden in ihren weißen Mänteln durch Landeshut transportiert."

Eine weitere Nachricht, die am 29.06.1866 veröffentlicht wurde:

"Breslau, Mittwoch 27.06.1866, Abends. Das ganze erste Armeekorps hat gestern die Grenze über Liebau – ohne Widerstand zu finden – überschritten und ist auf Trautenau in Böhmen marschiert. Die Truppen stießen hier heute Vormittag auf den Feind und drängten denselben auf Josephstadt zu zurück. Das Gefecht dauert noch fort."


Kronprinz in Böhmen bei den vorrückenden Truppen

Zwei Nachrichten, beide aus Reinerz stammend am 29.06.1866 veröffentlicht:

"Reinerz, 27.06.1866. Hinter Nachod hat heute ein bedeutendes Kavalleriegefecht stattgefunden. Die mit engagierte preußische Artillerie arbeitete bis 3 Uhr Nachmittags. Die Preußen haben die Österreicher bis Jaromierz zurückgeworfen, drei Fahnen erobert. Über Verluste auf beiden Seiten ist nichts Näheres bekannt anzugeben."

"Reinerz, Mittwoch 27.06.1866 Abend 9 Uhr 55 (Amtlich). Die Armee seiner königlichen Hoheit des Kronprinzen ist bei ihrem weiteren Vormarsch in Böhmen heute früh auf stärkere Streitkräfte des Feindes gestoßen. Ein preußisches Truppenkorps traf bei Nachod in Böhmen mit dem österreichischen Korps Ramming und der Reserve Kavallerie Division des Prinzen von Schleswig Holstein zusammen. Nach heftigem Kampfe, der von 11 Uhr vormittags bis 3 Uhr nachmittags währte, wurden die Österreicher zum Rückzug gezwungen. Unsere Kavallerie ist noch in der Verfolgung begriffen. Der Verlust der Österreicher ist bedeutend, der des preußischen Korps gering. Unter den Augen seiner königlichen Hoheit des Kronprinzen, der sich beim Korps befand, wurden fünf Geschütze, drei Standarten und eine Fahne erbeutet. Die Kavallerie hat viele Gefangene gemacht."


Nachrichten aus Liebau Kreis Landeshut

Folgende Mitteilungen wurden am 29.06.1866 veröffentlicht:

"Liebau, 28.06.1866, früh 4 Uhr. Ein Korps des Kronprinzen, welches gegen Trautenau vorging, stieß auf überlegene Kräfte und behauptete Osich in der Stellung östlich von Goldenöse – so wird uns berichtet – liegt 1 ½ Stunden nördlich von Trautenau auf dem Wege Liebau. Von Schatzlar ist es etwa 1 Stunde in südöstlicher Richtung entfernt."

"Liebau (Schlesien südöstlich von Landeshut), 24.06.1866. Täglich wiederholen sich an der böhmischen Grenze Patrouillen Gefechte, bei denen bisher die österreichischen Windischgrätz Dragonern im Nachteil geblieben sind. Unweit Dittersbach, eine halbe Stunde von hier, wurde eine Patrouille des 6. Ostpreußischen Infanterie Regiments Nr. 43, von Dragonern der genannten österreichischen Reiementes angegriffen. Nachdem die Letzteren ihre Büchsen abgeschossen, ohne einen der preußischen Soldaten zu treffen, feuerte die preußische Patrouille auf die sich zurück ziehenden Österreicher, wobei drei Dragoner getötet und zwei schwer verwundet wurden."

Zusätzlich eine Nachricht aus Warmbrunn:

"Warmbrunn, 25.06.1866. Der Landrat des Hirschberger Kreises hat alle darin wohnenden Österreicher, deren Zahl an Dienstboten und Fabrikarbeiter nicht unbedeutend ist, ausgewiesen."


Schulen in Waldenburg geschlossen, Gefangene nach Landeshut gebracht

Nachrichten aus Landeshut und Waldenburg:

"Landeshut, 24.06.1866. Heute wurden hier 3 Windischgrätz Dragoner eingebracht, welche Leutnant Dalmer vom 8. Ulanen Regiment gestern Nachmittag bei Schömberg südöstlich von Landeshut gefangen genommen hatte."

"Waldenburg, 25.06.1866. Heute gegen 9 Uhr wurde der erste schwer verwundete Preuße hier im Knappschafts – Lazarett untergebracht. Gestern Abend gegen 10 Uhr wurde eine preußische Infanterievorstoß zu Göhlenau – von 15 Mann feindlicher Kavallerie überfallen. Vier Preußen sind leicht verwundet. Der hier eingelieferte Verwundete wehrte sich tapfer und obwohl schon hart mitgenommen tötete er einen feindlichen Offizier und erbeutete dessen Pferd. Die übrigen Feindlichen wegriffen darauf die Flucht.

Unsere Schulen sind heute geschlossen worden, um Militärzwecken zu dienen. Das Albertische Haus auf der Freiburger Straße wurde zum Lazarett eingerichtet.

Gestern sind hier 4 der Spionage verdächtigte Personen verhaftet worden."


Verspätete Nachricht über die Durchfahrt des Kronprinzen in Wartha

Mit 15 Tagen Verspätung erschien folgende Nachricht in der Neuen Preußischen Zeitung, diese löste damals bei vielen Schlesiern Erleichterung aus:

"Wartha, 14.06.1866. Als unlängst seine königliche Hoheit der Kronprinz hier durchfuhr, rief er den aus dem nahen Dorf Giersdorf gerade hier anwesenden evangelischen Pastor Dr. Johannes Richers an den Wagen und erwiderte auf dessen, mit den ehrerbietigsten Wünschen für seine königliche Hoheit Wohl und glücklichen Ausgang dieser schweren Zeit verknüpfenden Worte etwas Folgendes: `Sie haben wohl Recht und ich kann Sie und alle Diener der Kirche ohne Unterschied nicht angelegentlich ersuchen, unsere Sache ihrem vereinigten Gebet zu empfehlen.´ Im Übrigen sagte der Prinz, würde er nachdem seine Majestät ihm mit dem gewaltigen Kommando zu betrauen geruht, alles aufbieten, um diese aus früherem, längeren Aufenthalt ihm so lieb gewordene Provinz auf das Äußerste zu verteidigen. Nur müsse man nicht das Vertrauen verlieren, wenn zeitweise kleinere Landstriche vom Feind occupiert werden sollten, denn Hilfe werde dann nicht ausbleiben.

Auf alle, welche diese laut gesprochenen Worte vernahmen, machten diese einen tiefen Eindruck."


Starke Truppenbewegungen durch den Landkreis Landeshut

Am 30.06.1866 wurde folgendes veröffentlicht:

"Landeshut, 26.06.1866. Nachdem von gestern früh 5 Uhr ab fast sämtliche Infanterie und Kavallerie Regimenter vom 1. Armeekorps nebst der ostpreußischen Artillerie – Brigade Nr. 1, des ostpreußischen Jäger Bataillons Nr. 1, der Pionier Abteilung Nr. 1 mit den Schanz- und Brückenwerkzeugen und Utensilien, den leichten Feldlazaretten, dem Krankenträger Korps und der Fuß- und reitenden Gendarmerie hier durch Liebau und Schömberg nach der Grenze vorgerückt waren hat das Gros – noch ohne Widerstand zu finden – überschritten und ist bis Schatzlar und Bernsdorf vorgerückt.

Soeben geht uns die Nachricht zu, daß unsere Truppen in Trautenau eingerückt sind. Die zur Beobachtung aufgestellten Windischgrätzer haben sich zurückgezogen. An keinem Ort ist der Feind jetzt sichtbar gewesen. Die hier durchziehenden Truppen waren trotz des heftigen Regens lustig und frohen Mutes und machten durchweg einen guten Eindruck. Die Pickelhauben der Infanterie und Artillerie sind geschwärzt, um den hellen Schein zu unterdrücken. Die Offiziere haben die Epeuletten abgelegt. Die Gendarmerie trägt am rechten Arm eine weiße Binde mit einem schwarzen Adler, die Lazarett Beamte eine weiße Binde mit einem roten Kreuz. Heute Mittag rücken die hier noch zurückgebliebenen Truppen nach und morgen wird das ganze 1. Armeekorps in Böhmen stehen."

Nun eine Nachricht aus Breslau:

"Breslau, Freitag 29.06.1866, morgens. Der Breslauer Zeitung wird aus Landeshut telegraphisch mitgeteilt, daß gestern Nachmittag ein Transport gefangener Österreicher eingbracht worden sei. Unter den Gefangenen befanden sich auch der Bürgermeister von Trautenau, der Vorsteher des dortigen Bezirks und dessen Sohn. Nach weiteren hier eintreffenden Nachrichten sind die Bewohner Trautenaus den einrückenden Preußen friedlich entgegengetreten."

"....haben wir von den Siegen unserer Truppen zu berichten !"

Auf der Titelseite der Zeitung vom 30.06.1866 erschien in Fettdruck:

"Berlin, 29.06.1866. Durch Gottes Barmherzigkeit haben wir vom Siegen unserer Truppen zu berichten:

Wir fassen alle hier eingegangenen Nachrichten hier zusammen: Armee seiner königlichen Hoheit der Kronprinz ist im siegreichen Vorrücken geblieben, Das 5. Preußische Armeekorps unter General von Steinmetz, welches am 27. dieses Monats nach hartem Kampf das österreichische Korps Ramming auf Josephstadt zurück geworfen hat, ist gestern von neuen gegen den Feind losgegangen. Es hat ihm nach heißem blutigen Kampf zum Rückzug gezwungen und neue Trophäen erbeutet. Das 5. Armeekorps hat mit heldenmütiger Tapferkeit gefochten, seine Verluste sind nicht gering. –

Das Gardekorps hat das Österreichische 10. Korps Gablenz, welches am 27. einem preußischen Korps bei Trautenau gegenüberstand, gestern mit großer Energie angegriffen und nach hartnäckigen Gefecht total geschlagen. Mehrere tausend Gefangene, Geschütze, Gewehre, Tornister, Bagage, Munitionswagen und anderes Kriegsmaterial sind in unsere Hände gefallen, Die Ermattung der Truppen durch die große Hitze, die mit unübertrefflicher Bravour gefochten, rettete den Feind vor Vernichtung.

Die Armee des Prinzen Friedrich Carl hat ebenfalls am 28. Juni ein glückliches Gefecht bestanden. Vereint mit den Truppen des Generals Herwarth ist gestern Münchengrätz genommen, es wurden 600 bis 800 Gefangene gemacht. Der Feind zog sich auf Fürstenbruck zurück, seine Verluste betrugen 2000 Mann, der unserige ist erheblich geringer."

Nun eine Nachricht aus Greiffenberg im Kreis Löwenberg:

"Greiffenberg, Schlesien 25.6.1866. Heute traf ein verwundeter Dragoner von Böhmen her in Greiffenberg ein. An der Spitze einer Patrouille, von welcher er sich ziemlich weit voraus entfernt hatte, war er auf fünf feindliche Husaren gestoßen, die ihm sofort angriffen und zunächst auf sein Pferd schossen. Im Begriff, über den Graben zu setzen, bricht er mit dem verwundeten Pferd zusammen und verteidigt sich nun von zu Fuß gegen die Angreifenden. Er schießt mit dem Karabiner einen Husaren, beseitigt schnell dessen Pferd und entkommt glücklich. Mehrere Hiebe drangen durch den Helm und verwundeten ihm am Kopf, einer an der Hand, doch sind diese Verwundungen nur leicht."


Blutiges Gefecht von Liebau

Hier nochmal, aber ausführlicher eine Meldung aus Liebau wiedergegeben:

"Liebau, 29.06.1866, früh 5 Uhr. Das Gardekorps hat das Österreichische Korps Gablenz, welches am 27. Juni einem preußischen Lager bei Liebau gegenübergestanden, gestern mit Entschiedenheit angegriffen und nach hartnäckigen Gefecht zwischen Eipel und Trautenau total geschlagen. Mehrere tausend Gefangene, Geschütze, Gewehre und Bagage, Munitionswagen sind in unsere Hände gefallen. Die Ermattung der Truppen, die mit unübertrefflicher Bravour gekämpft, rettete den Feind vor gänzlicher Vernichtung."


Meldung aus Landeshut

Am 01.07.1866 wurde aus Landeshut über das Kriegsgeschehen berichtet:

"Landeshut, 28.6.1866. Das erste Armeekorps unter Befehl des Generals von Bonin ist über Liebau in Böhmen eingerückt. Die Avantgarde fand gestern Morgen 10 Uhr Trautenau unbesetzt, stieß aber jenseits auf stärkere österreichische Truppenmassen, vor denen sie langsam durch die Stadt zurückging. Plötzlich öffneten sich die Fenster der oberen Stockwerke in den verschlossenen Häusern, und verborgen gehaltene Soldaten, wie die Einwohner – und selbst Kinder – begannen ein lebhaftes Feuer auf unsere Leute. Die Avantgarde wurde darauf verstärkt und Trautenau von uns im Sturm genommen. Die Österreicher zogen sich auf Josephstadt zurück. General von Bonin soll der Stadt zur Strafe eine Konstribution auferlegt haben und sie mit Granaten beschießen lassen.

Für das schöne litauische Dragoner Regiment soll der Tag besonders ungünstig gewesen sein. Dasselbe macht auf ein Windischgrätz Dragoner Regiment einen Angriff, bemerkte aber im Korne, durch welches vorgegangen werden sollte, nicht, daß die Österreicher hinter einem tiefen Graben standen. In diesem stürzte ein großer Teil unserer Leute und wurde während des Versuches, sich heraus zu arbeiten, angegriffen und auch vielfach verwundet. Es kam ihnen aber bald Hilfe, Die Verwundungen sollen zwar zahlreich sein, man spricht mehr als zweihundert, aber es sollen fast ohne Ausnahme nur leichte Wunden sein. Der Kampf soll sehr erbittert gewesen sein und kann, da die Österreicher alles daran zu setzen scheinen, das Eindringen des 1. Armeekorps nach Böhmen über Trautenau zu hindern, noch nicht als beendet betrachtet werden. Übrigens dürften die Österreicher, wenn sie Trautenau noch kurze Zeit festhalten lassen, von Gardekorps von Braunau aus angegriffen werden."


Ein Verwundeter berichtet

Am 01.07.1866 wurde ein Bericht eines Verwundeten, welcher am Gefecht in Trautenau teilnahm, veröffentlicht:

"Wir gaben auf 800 Schritt Feuer auf eine österreichische Kolonne, das eine verheerende Wirkung auf dieselben ausübte, der Boden war weiß übersät von österreichischen Uniformen. Die Österreicher rangierten sich und griffen von der von Benedeck ihnen so warm ans Herz gelegte Bajonett Attacke. Wir ließen sie auf 150 Schritt herankommen und gaben – dem Regiment zuwider – statt mit zwei Gliedern mit dreien Feuer, indem das erste Glied – wie zur Zeit Friedrichs des Großen – aufs Knie warf. Die Österreicher zerstoben vor Feuer und was nicht gefallen war, ging schleunigst zurück. Wir lagerten, zum Tode ermüdet, im Korne und alles gab sich, mit Ausnahme der Vorposten, dem Schlafe hin. Da sprengten Kavalleristen der Vorposten heran und meldeten, das der Feind mit vieler Artillerie wieder vorrückte. Kaum hatten wir uns erhoben, unsere Gewehre genommen und uns rangiert, als uns ein mörderischer Kartätschenhagel begrüßte, mich niederwarf und verwundete. Mein treuer Bursche warf sich über mich, konnte aber nicht verhindern, das die Feinde, die uns auf den Leib gekommen waren, mich ausplünderten. Die Freude der Österreicher dauerte indes nicht lange, die Unsrigen gingen rasch vor, warfen den Feind zurück und ich wurde aufgenommen und verbunden."


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