Quelle:Riesengebirgsheimat - Heimatblatt für die ehemaligen Kreise Trautenau und Hohenelbe

Aus der Geschichte der Stadt Trautenau *

Von Ernst Kröhn-Gießdorf

"Die Schicksale der Bürger formen die Geschichte einer Stadt."


Vorwort

Von Jahr zu Jahr ereignet sich soviel, dass wir davon nur einen Bruchteil im Gedächtnis behalten, alles übrige wird vergessen. Das scheint etwas Selbstverständliches zu sein. Und doch ist dem nicht so.

Erinnern wir uns an unsere Heimat! Alle Begebenheiten, alle Ereignisse sehen wir bei den Gedanken daran wieder wie sie wirklich waren, unsere Umgebung mit ihren Personen, wo und wie wir einmal lebten, entsteht wieder vor unserem "inneren" Auge, wird wieder Wirklichkeit und wir freuen uns darüber! Wir wundern uns selbst, was unserem Gedächtnis nach all den Jahren erhalten geblieben ist und je mehr wir von allem behalten haben, desto "reicher" sind wir und sind stolz auf diesen "Schatz", denn so kann man das Wissen um seine Heimat bezeichnen! Erwerben kann man dieses Wissen durch eigenes Erleben, aber auch durch die Überlieferung und das betrifft vor allem unsere Jugend! Hier obliegt uns eine heilige Verpflichtung, sie so reich wie möglich über das Wissen unserer Heimat auszustatten, denn wie arm stände sie da, wenn das Gegenteil der Fall wäre! Wir können ein jeder unser "Scherflein" dazu beitragen und zwar durch Wort, Bild und Schrift: Ja, soviel Möglichkeiten dazu gibt es. Darum, machen wir, wo immer wir es können, davon Gehrauch! Zwei Worte umschließen alles für uns Vertriebene: "Heilige Heimat!"

* * *

Hohenelbe und Trautenau! Es ist nicht nötig, den einen Namen oder den anderen zuerst auszusprechen, sie haben beide für uns alle dieselbe Bedeutung, jede von beiden Städten ist ein Stück unserer teuren, lieben Riesengebirgsheimat! Als Chronist derselben will ich Sie in diese durch die Jahrzehnte und Jahrhunderte zurückführen wie bei einer Wanderung zu bekannten Stätten, Zielen!


1506

Am 28. Januare des Jahres 1506 ist Hans Pfeyffer als Bürgermeister zu Trautenau auf dem Ringplatz neben dem Pranger mit dem Schwerte hingerichtet und auf Fürbitten auf dem Friedhof bestattet worden, jedoch zur Schmach und Schande an jener Stelle in der hintersten Bastei, wo die Schüler ihre Nothdurft zu verrichten pflegten.

Hans Pfeyffer war von Görlitz nach Trautenau gekommen und hatte seine Frau verlassen und hier eine junge und begüterte Witfrau geehelicht. Weil von Beruf Schneider, war er zu Trautenau bald der Herrschaft Hofschneider und nebstbei Briefträger usw., also vielseitig beschäftigt.

Doch es währte nicht allzulange, da erhielt der ehrsame Rat von Trautenau von dem Rat von Görlitz in mehreren Briefen Nachricht und Bescheid über diesen Betrüger.

Hans Pfeyffer wurde einem peinlichen Gericht unterzogen und musste bekennen, dass er zwei Frauen geehelicht, aus den Stadtbüchern etliche Blätter herausgeschnitten und anderes mehr begangen hatte.

Daraufhin ward er dem Henker übergeben, zuvor im oberen Turm gemartert und gnadenweise mit dem Schwert hingerichtet. Als ihn der Henker geköpft und der Kopf herabsprang, hat er dreimal gegähnt und die Zunge herausgereckt.

So spottete er im Tode noch dem ehrsamen Rat und der Gemeinde und ging nun als eines der unvergesslichen wirklichen "Originale" in die Geschichte der Stadt Trautenau ein.



1509

Am 21. Januar brannte zu Trautenau das Gehöft vor dem Mitteltor im Hofgarten um 4 Uhr nachts ab. Das Gehöft stand neben der Brücke an der Aupa und gehörte Hans Nepell und das Feuer brach durch ein Licht, das in die Siede gefallen war, aus.

Im selben Jahr war auf der Prager Kleinseite ein großer Aufruhr und König Wladislaus ließ viele richten, schinden und köpfen.

Im Riesengebirge lag zu Jahresbeginn derart viel Schnee, dass viele Dächer eingedrückt und der Verkehr lahmgelegt wurde.



1559

Am 28. Februar begann es auf dem Krepphof zu brennen, doch konnte das Feuer gelöscht werden.

Am 28. April kamen zur Festlegung ihrer Besitzgrenzen zusammen: Der Abt von Grüßau, Herr Christoph von Gendorf und von der kaiserl. Kommission die Herren: N. von Kaunitz, Herr Hodowszky, Herr Georg von Waldstein auf Arnau, Herr Christoph Silber u. a. m.

Eine weitere Grenzverhandlung fand am 18. Mai und am 07. Juni auf dem Tschischwitzgestein  (Waldrevier) zwischen dem Herrn von Smirschitz und denen von Trautenau statt, die jedoch erfolglos verlief und man sich am Schluss derselben noch einmal daselbst zusammenfinden wollte, was aber nicht geschah.

Am 24./25. Juni wurde vom Böhm. Meister Nikolaus vom Hoff, welcher im selben Jahre das steinerne Haus des Georg Nicundei erbaut hatte, die steinerne Brücke vor dem Mitteltor errichtet. 


1563

Am 26. Januar wurden zu Trautenau Wunderzeichen am Himmel gesehen, als Feuerstrahlen über dem Riesenberg aufblitzten und aufschössen etc. etc.

Der Stadtschreiber Matheus Peter kam nach Trautenau gezogen. Das Gut, welches der N. Waltzel dem alten Peter Just verkaufte und das Peter Just an Lorenz Richter weiterverkaufte und dann von diesem Frau Eustachia von Gendorf, die Kanzlerin, erwarb, ging schließlich von Letzterer durch Kauf an deren Schwester Frau Benigna, Gemahlin des Przibig Mirschkowsky von Stropschitz über. Dieser befahl am 03. Mai 1563 den Grund zu graben und den Neuenhof (Gut Neuhof) zu Trautenau an der Aupa steinern zu bauen, wozu ihm der ehrbare Rat den jährlichen Zins an die Stadt schenkte, ausgenommen den Zehent, der, wie zu alten Zeiten festgesetzt, dem Pfarrherrn ohne Aufforderung zu entrichten war.

Am 01. Juni verkaufte Hans Fiedler den Gasthof zu Trautenau samt Feld und Garten vor dem Obertor, mit allem, was er von der Stadt Trautenau hatte, an Math. Petrus um 700 meißnerisch Schock, davon 400 bar und alle Jahre 50 Schock, bis zur vollständigen Bezahlung. Hans Fiedler zog am 29. Juni (zu Peter und Paul) nach Tschaslau. Matheus Petrus war zu dieser Zeit Stadtschreiber zu Trautenau und war aus Striegau.

Am 06. August, am Freitag vor Laurentius, verschied in Gott der edle wohlgeborene gestrenge Ritter Herr Christoph von Gendorf, kais. Rat und Herr auf Hohenelbe und Schatzlar sowie Pfandsinhaber der Stadt Trautenau, im 66. Lebensjahr und wurde am Sonnabend darnach zu Hohenelbe in der neuen Gruftkapelle bestattet. Obzwar er viel zur neuen Glocke zu Hilfe gegeben hatte, wurde ihm zu Trautenau mit keiner Glocke ausgeläutet.

Am gleichen Tage starb auch Fridrich Hittel.

Am 11. Juni hatte der Pastor Martin Kretschmer den Rat um Beurlaubung gebeten, da ihn der Stadtschreiber Matheus Petrus in Stephan Scholtz’s Hause beim Wein gerauft und geschlagen hatte, welchem Begehren der ehrbare Rat zu Trautenau am 20. September stattgegeben hat. Dieser Martin Kretschmer – tabernator genannt – war gebürtig von Frankenstein in Schlesien und kam im Jahre 1535 von Soor nach Trautenau, war Predigerordensbruder und wurde von unserem Pfarrherrn Wenzel Bütner als Kaplan in das Stift aufgenommen und wurde nach dessen Tode selbst Pfarrherr zu Trautenau, als welcher er über 28 Jahre hier wirkte. Ihm oblag die Verwaltung des Stifts, der Orgel und das Uhr-("Seiger"-)stellen, wofür ihm der ehrbare Rat jährlich 8 Schock, verteilt auf jedes Quartal 2 Schock, gab, dazu 10 Malter Zehent, und er noch daneben in seinem Haus Leinwand wirkte.

Am 11. Oktober wurde damit begonnen den steinernen Galgen zu bauen und legte der Bürgermeister Matz Krebs den ersten Grundstein. Er hatte einen Umfang von 36 Ellen und 4 Säulen. Es wurden dazu 12 Malter Kalk verwendet und in 9 Tagen war er fertiggestellt.

Am 22. Oktober stürzte um 17 Uhr der steinerne Neubau des Stephan Scholz oder Stephan Hübner gegenüber dem Rathause zu Trautenau ein, welcher von dem Baumeister Orban Hirsch aus Lemberg in Schlesien aufgeführt und schon in allem, auch mit dem Erker, Gesims usw., 3 Schwibbogen lang, vorn auf 4 Steinsäulen ruhend, fertig war. Der Bau hatte 71 Schock gekostet. Auf Geheiß des Bauherrn hatte der Baumeister die Errichtung des hölzernen Baugerüsts unterlassen, weshalb der Schaden entstand. Stephan Scholz verdingte den Baumeister den Abraum wieder wegzuräumen und gab dafür den Maurern 7 Schock, einen Scheffel Korn und 1 Fass Bier. Darnach aber ließ er das Haus von einem böhmischen Maurer Simon N. aus Königinhof wieder aufbauen.

Am 25. Oktober wurde Johannes Hyntzius, Pfarrherr zu Michelsdorf vom ehrbaren Rat und den Gemeindeältesten als Seelsorger und Pfarrherr nach Trautenau berufen und aufgenommen. Am St.-Andreas-Tag, den 30. November, hat er seine erste Predigt zu Trautenau gehalten. Als der neue Pfarrherr ankam, hat er der Stadt eine Truhe voll Glas geschenkt, um die Kirchenfenster verglasen zu lassen, was auch geschah. Das Jahr darauf, am 14. Oktober 1564, ließ Johannes Hintze seine Frau, seine Kinder und den ganzen Hausrat nach Trautenau nachkommen.

Am 01. Dezember 1563 zog der alte Pfarrherr Martin Kretschmer aus dem Pfarrhof aus und der Maler Simon Hüttel (Chronist) ließ ihn samt Weib und Kinder in sein Haus einziehen und beherbergte ihn so lange, bis er darnach 1564 Mittwoch nach Pfingsten nach Langenau verzog, wo er noch über 15 Jahre als Pfarrherr wirkte. – Er nahm sein Vieh (7 Rinder etc.) dorthin mit. Kaplan Fabian Korb zog von Trautenau nach Rognitz und wurde daselbst unter dem Herrn Christoph Silber Pfarrherr. Es sind ihm aber zu Rognitz innerhalb dieses Jahres 40 Taler bares Geld gestohlen worden, weshalb er Rognitz aus Gram verließ.

Am Silvestertag, den 31. Dezember, wurde über fürstlichen Befehl Matz Hergesell beauftragt, dem Rat Rechnung zu legen und sind an diesem Tage sämtliche Sublikationen zu Trautenau vor der ganzen Gemeindeversammlung verlesen worden.

In diesem Jahre wurde über Anweisung des ehrbaren Rates die Tischlerzechordnung durch den Stadtschreiber Melcher Pusch beschrieben und mit dem Stadtsiegel von Landeshut bekräftigt. Die ehrbaren Meister des Handwerks der Tischler zu Trautenau, Bartel Reym, Sebastian Kleme, Adam Heldt und Jakob Tzscheppe, hatten im Namen ihrer ganzen Zunft um ihre Handwerksordnung gebeten, was auch durch den Bürgermeister und Ratsleute der Stadt Landeshut in Schlesien geschah. Darnach ist die Trautenauer Tischlerordnung von der Schlesischen Hauptzeche (Zeche = Handwerksgilde) von Breslau bestätigt und privilegiert worden.


1568

Am 29. Januar wurde Sigmund Hübner, gebürtig von Landshut, von Polkenhain nach Trautenau zugezogen, von dem ehrbaren Rat für die Kantorei und Schule zur Unterstützung des Valerius Grunberg aufgenommen und wurde am 15. März gar Schulmeister, wobei er von Genanntem ein Verzeichnis darüber bekam, was er den Knaben in der Schule wie folgt lernen solle: Compendium grammatices latinaee Goldbergense. Fabulae Aesopi Camerarii. Musica latina Spangenbergii. Civilitas morum Ersami Roterodami. Catonis dicta moralia. Catechesis d. Martini Luth.: latina. Evangelium latinum et graecum usw. usw., mit dem ausdrücklichen Hinweis, dass nichts unterbleiben solle, um die Knaben auszubilden. Valerius Grundberg, gebürtig von Glatz, der die Schule zu Trautenau gehalten hat, hatte die beschriebenen Bücher und anderes mehr seine Schüler fleißig gelernt von jener Zeit ab, da er von Braunau nach Trautenau kam und hier als Schulmeister aufgenommen wurde.

Am 24. April hatte der lutherische Pfarrherr zu Opau Johannes Hintzius den Herrn Hieronimus Hirsch nach Trautenau entsandt, um das Pfarramt zu versorgen. Hirsch war jedoch ein guter "bibasticus", er lief in betrunkenem Zustand in die Schule des Herrn Valerius Grunberg, jagte den Kantor Sigmund Hübner zum Schulfenster hinaus und hieb dem Paul Zipfel mit einem langen Messer (damals als Waffe "tessak" genannt) die Nase entzwei. Dem Kaplan Albrecht entführte er das Weib und verließ sein eigenes Weib samt Kinder. Er ist lange im Mittelturm gefangen gesessen, hat von hier aus mit Steinen unter die Leute geworfen und alte Tücher zusammengeknöpft und vom Turm heruntergelassen, dass das Volk sich denken solle, er habe sich vom Turm herabgelassen und sei entkommen. Die Turmtür hat er mit Steinen versperrt, dass niemand zu ihm konnte. Er war Feldprediger gewesen und es wäre noch viel von ihm zu schreiben. – Am 13. Dezember ist Pfarrherr Johannis Hintzius, durch den Hirsch nach Trautenau kam, nach Elbogen verzogen. Die Dorfpfarrherrn predigten in dieser Vakanz allhier in der Stadt, in der man damals "neue Nachrichten in gedruckten Briefen" (= Vorläufer der heutigen Zeitungen) verbreitete.

Am 15. Dezember 1568 entschlief die edle, wohlehrenwerte und tugendsame Frau Eustachia, geborene von Gendrof, des edlen, ehrenfesten Herrn Sigmund Bok, fürstlicher Gnaden zu Liegnitz, Oberster Doktor der Rechte etc., des Herrn eheliche Hausfrau, und sie wurde zu Hohenelbe christlich bestattet. Sie hatte zuvor etliche Jahre auf dem Schloss zu Trautenau "hausgehalten".

Am 29. Dezember 1568 wurde der ehrwürdige und wohlgelehrte Johannis Thymus, gebürtig aus Zwickau, von Kauffung aus Schlesien nach Trautenau gefahren und dann hier von einem ehrsamen Rat zum Pfarrherrn und Seelsorger bestellt. Er ist über 8 Jahre Pfarrherr zu Trautenau gewesen.


1569

Am 04. Januar hat Veit Schaps, Mitbürger zu Trautenau, vor dem Obertor 13 Baustellen vermessen und abteilen lassen und der Stadt Trautenau zugute den Mitbewohnern verkauft, damit hier eine neue Vorstadt erbaut werde. Denn Kinder zeugen und Städte bauen führt zu ewigem Gedenken. Am 02., 17. und 25. Mai wurde mit dem Bau von 3 Häusern begonnen auf den neuen Baustellen und innerhalb von 10 Jahren sind 10 neue Häuser erbaut worden, wie aus den Jahreszahlen auf den Giebeln dieser Häuser zu ersehen war.

Am 17. Juli hat der Rat der Stadt Trautenau für Begräbniszwecke von der alten Stadtschreiberin Elisabeth, Witwe nach Pankratz König, den Garten beim Niedertor um 60 Schock gekauft.

Am 30. September wurde Mathäus Mylner von Krymitzsch in Meißen, von Goldberg nach Trautenau kommend, vom Rat der Stadt aufgenommen und zum Schulmeister bestellt. Er bekam jährlich 10 Schock Besoldung, zusätzlich der Naturalien der Schüler etc., nebst dem Umgang zu Weihnachten und Schulgarten usw. Am 30. September ist der ehrwürdige Herr Pfarrer Valerius Grünberg von Trautenau nach Golden Öls zu einem Pfarrer verzogen, nachdem er 24 Jahre lang Schulmeister zu Trautenau war, die Kantorei mitversorgte und die Orgel spielte. Er war viele Jahre Trautenauer Bürger und hatte in der Stadt zugunsten seiner Kinder sein Haus behalten.

Am 17. Oktober sind 7 Scheunen auf dem Viehweg zu Trautenau abgebrannt.

Am 21. Oktober kam der Goldschmied und Markscheider Girsig von Razne aus Kuttenberg nach Marschendorf nebst mehreren Gesellen und sandte einen Boten auf den Kreppelhof nach dem Maler Simon Hüttel (Chronisten), dass er ihm helfe das "Hriesengebirge abzumarscheiden". Der große Hrisenberg (Schneekoppe) aus dem Hrisengrunde (Riesengrunde) hinauf wurde mit 1920 Ellen berechnet. Ebenso wurden weitere Berge und Täler nach ihrer Höhe taxiert, um große Wasserklausen bauen zu können. Der Markscheider samt Gesellen "verzehrte" in 4 Wochen über 82 Gulden etc.



1573

Am 31. Mai hat das ehrbare Schusterhandwerk zu Trautenau wieder von seinem Kirchenchor Besitz genommen, der länger als 50 Jahre von der lutherischen Brüderschaft benützt, und darnach Bruderchor genannt wurde. Der Schusterchor wurde schon vor Zeiten von den alten Schustern erbaut und im Jahre 1503 von e. w. Herrn Bischof Johann Wardnensis von Olmütz, als er die Kirche zu Trautenau confirmierte, eingesegnet.

Im Monat Mai wurden nach altem Gewohnheitsrecht vom ehrbaren Rat der Stadt und einer Abordnung derselben die Grenzen begangen und besichtigt.

Am 4. Juni wurde vom ehrbaren Rat und der ganzen Gemeinde beschlossen, die Grundstücke am Stadtberg unter die Mitbewohner der Stadt und Vorstadt zu verteilen, weshalb 107 Stücke abgemessen und zugeteilt wurden, ausgenommen die Mitbewohner, die bereits Grundstücke auf dem Spitalfeld oder Spitalgärten hatten. Dies geschah, als Herr Adam Krebs das Bürgermeisteramt in Trautenau in Verwaltung hatte.

Am 20. Juni sind die Jüngsten von allen Handwerksgilden und sonstige andere, mehr als 40 Mann, mit bewaffneten Händen auf die Grenze zwischen Pauszwitz, Kautt und Parschnitz, am Tschischwengesteine gelegen, gezogen, welche zwischen der Stadt Trautenau und dem Herrn von Nachod sich befand und haben allda unsere Leute fünf Fuhren Stangenholz, das der Herr von Nachod auf Trautenauer Gebiet schlagen ließ, nach Trautenau gefahren, sowie auch zwei Fuder Heu und Gras von der Wiese an der Grenze. Dabei war Herr Albrecht Sygler, bewehrt mit Harnisch, als Hauptmann.

Am 13. Juli ist die neue Glocke vom Turm zur Mittelglocke zu Hilfe genommen worden. In der Zeit hat der Glockengießer Hans Neupaur den Schmelzofen auf dem Hofplatz und vor dem Schloss zubereitet und als er kaum einen halben Meter tief gegraben hatte, hat er einen zwei Ellen langen Menschenkörper gefunden, dem der Gehirnschädel zerschlagen war. Am Tage der Apostelteilung ist zu Mitternacht sodann die Glocke gegossen worden im Schmelzofen, darin sich das Metall und die Glockenspeise befanden. . . .

Simon Hüttel, Maler, hat zum ewigen Gedenken an diese Zeit zwei ungarische Gulden in den Schmelzofen geworfen.

Am 02. August haben die Herrn von Trautenau drei gefangen gebracht und zwar mit Selbdritten seinen Sohn Caspar Rabe und einen Schneider von Rognitz. Diese haben 40 Tage im Gefängnis gesessen. Am 23. September in der Nacht ist Georg Rabe samt seinem Sohne und dem Schneider aus dem Gefängnis ausgebrochen, haben sich auf einem Seil über die Mauer hinabgelassen und sind davon gekommen. Zu dieser Zeit war Falten Neuman Bürgermeister und ein Jude Henker zu Trautenau, der sein Eheweib am Judensabatt am Schandpfahl auspeitschte.

Am 11. August 1573 hat der Glockengießer Hans Neuper die neue Glocke (Anna genannt) in der Mittagsstunde gegossen. Es ist kaum genug Glockenspeise gewesen und zu einer Bierglocke blieb nichts übrig. (Nach dem Bierglockenzeichen war es zu jener Zeit z. B. verboten, mit einem offenen Licht auf die Gasse zu gehen oder sich überhaupt auf der Gasse noch zu zeigen und in den Wirtshäusern durfte alsdann weder getrunken noch gespielt werden).

Am 12. August ist der Röm. kais. Prokurator Matheus Hoscynus genannt auf der Grenze beim Johannisbrunnen am Spiegelwasser unter dem Schwarzenberg gewesen und hat die Grenzen besichtigt und aufgeschrieben, wie weit eine jede Grenze geht und an wen sie anraint, zuerst die Grenzen des Herrn von Gendorf, darnach des Herrn Georg von Waldstein (Gorg von Walstain), Herr auf Arnau, darnach des Herrn Christoph Sylbers Grenzen und der Stadt Trautenau Grenzen, wie es um die beschriebenen Grenzen der Reviere wegen bestellt sei etc. Dabei waren anwesend: Herr Forstmeister Caspar Nus, der Zahlmeister, der Holzmeister, der Herr Peter Scheyber anstatt eines ehrbaren Rates, und nachfolgende ehrbaren Personen: Herr Matheus Petter, Stadtschreiber, Wenzel Herolt, Georg Krause, Symon Hyttel (Simon Hüttel), Georg Grundt, Bartel Tzan, Georg Aldtman, Augustin Fiedler, Hans Renell, Augustin Capenbiller, Tomas Gerndt u. a. m.

Am 15. August (Maria Himmelfahrt) hat man beide neuen Glocken auf den Kirchturm gezogen und ist der Glockengießer Hans Neuper von Bistritz auf die Glocken gestiegen und hat sich, also auf den Glocken stehend, mit hinauf auf den Kirchturm ziehen lassen und ist dann alle beidemal von den Glocken zum Turmfenster bei der Mittelglocke hineingesprungen.

Am 23. September hat der ehrbare Rat der Stadt Trautenau "aus dringender Not" und wegen der Ablage städtischer Schulden eine große Haussteuer auf alle Häuser angelegt. Überschlagen und geschätzt worden sind nach Gelegenheit und Vermögen von einer jeden Person ihre Güter, Hantierungen oder Gewerbe, darnach, was einer vermochte, so zu 40 w. Groschen, zu 2, 3, auch zu 4 Schock, mehr und weniger. Zu dieser Zeit hat auch ein ehrbarer Rat das Schock fürs Bierbrauen festgesetzt, und zwar von jedem Gebräu Bier ein Schock und vom Gerstenbier 2 Schock, der Stadt zugute auf Rechnung und Botenlohn. Es sollte zwei Jahre lang währen, aber es hielt an nach dem bekannten Spruch: "Plus ultra . . ."

Am 29. September hat der Maler Symon Hyttel (Chronist) durch Gunst des ehrbaren Rates und des Herrn Pfarrherrn "sein Epitaphium in der Kirche gesetzt."

Am 13. November hat Herr Adam Sturm, Röm. kais. Hofrichter zu Prag etc. etc. zu Trautenau das Recht erneuert und sind diese Personen (für das Schöffengericht) erwählt worden: Wenzel Schmidt als Primas (Vorsitzender), Ratmann Michel Bayer, Hans Ficker, Peter Scheyber, Caspar Geizler, Rentmeister Matz Gaberla, Jakob Ansorge, Kirchenbitter Hans Himpel; die Gemeindeältesten: Nickel Freiwald, Albrecht Sigler, Bartel Bayer, Georg Koch; die Zöllner: Marten Pitsch, Lorenz Stentzel; die Spitalmeister: Georg Kleyber, Jakob Grolik.

Zu dieser Zeit hatten die Mägde zu Trautenau einen Rat unter einander erwählt; darob wurden sie mit Gefängnis bestraft. (Der geringste Versuch zu demokratischen Neuerungen wurde damals gewaltsam unterdrückt).

Am St. Nikolaustag, den 06. Dezember 1573, ist das Haus vom Reichelt in der Altstadt abgebrannt.

In diesem Jahr sind zu Trautenau 65 Personen, "alt und jung", gestorben.



1578

Am 11. Januar kam Georg Loge mit vielen Adeligen aus Schlesien nach Trautenau, so dass alle Herbergen voll Rösser standen. Sie blieben über Nacht und waren in der Frühe des nachfolgenden Samstags mit großem Gepränge gegen Wildschütz geritten, wo er mit der jüngsten Tochter des Herrn Christoph Sylber Hochzeit hielt.

Am 17. Februar ist Puschmann von Markausch im Kautt (im Volksmund später "Beierwinkel" genannt) bei Parschnitz vom Steg in die Aupa gefallen und ertrunken ("gott weis, ober ers gern getan hat oder nicht"). Sein Stecken wurde mitten am Steg am Geländer aufgehängt gefunden.

Am 21. März, am Freitag vor Palmsonntag, wurde in Altstadt ein totes, neugeborenes Kind im Wasser gefunden und darnach wurde alsbald die Vettel, welche den Kindesmord beging, ergriffen, nach Schatzlar geführt und daselbst gerichtet.

Am 01. April ist in der Schule zu Trautenau bei dem gelehrten Schulmeister Johannes Rosa ein Musikkollegium gegründet worden, das beschloss, dass ein jeder der Reihe nach, einer nach dem anderen, eine Mahlzeit, bestehend aus Nachfolgendem, den anderen 12 Personen bereiten solle: 24 Eimer (= ein "dreiling") Bier, 4 Seideln Wein, Speise aufs Herrlichste, eine Rindssuppe, Fleisch, vor allem gebratenes und gewürztes, Zwetschken, ein Käsebrot etc. etc. Dem Kollegium gehörten die nachfolgend beschriebenen Personen an: Erstens der ehrenfeste Herr Albrecht Sygler, der Herr Primas Johannes Ficker, der Herr Stadtschreiber Mattheus Petrus, der Ratsherr Martin König, der Ratsherr Hans Wytigk, der Herr Stadtvogt Georg Altmann, Herr Hans Neumann, Gemeindeältester, Herr Augustin Goppenbiller, David Fuchs, Wenzel Krebs, Augustin Fiedler, Herr Schulmeister Johannes Rosa und Kantor Johannes Heniochus Nissensis Debissus. Sie haben auch solche löbliche Musikzusammenkünfte ohne Beisein ihrer Frauen abgehalten.

Am 27. Februar hat der Tischler Theophil Faber dem ehrbaren Rath zu Trautenau zugunsten der Kirche eine Orgel geschenkt, weil er der Sohn des Schulmeisters und von Geburt Trautenauer war. Er schätzte die Orgel auf 15 Thaler. Dies geschah, als Georg Aychler Bürgermeister war, der auch mithalf, sie von Hohenelbe abzuholen.

Am 22. April sind auf Befehl des ehrbaren Rathes der Stadt Trautenau an die 50 Personen bis hinunter an die Grenze des Waldreviers Tschischwitzgestein gezogen und haben das abgehauene Holz nach Trautenau zum Bau der Schlossbrücke gefahren, welches Holz der "große Rup von Prausnitz" für sich zu einem Hausbau abgehauen hatte. Er wurde von den Trautenauern gefangengesetzt.

In dieser Zeit kam ein Büchsenschäfter, namens Hans Tschemisch von Tirschenreut aus der Pfalz nach Trautenau. Der lehrte die Schlosser zu Trautenau Büchsenkugeln gießen, so dass man fünf Schüsse in einer Büchse aufeinander laden konnte, und wenn man abschoss, so hörte man einen jeden Schuss fein gesondert so lange, wie sich ein Mann umgedreht hatte, nacheinander abgehen. Man konnte auch den letzten Schuss noch in der Büchse behalten, so lange man wollte etc. etc.

Am 12. Mai hat Herr Adam Sylber auf Neuhof bei Trautenau die Stube, zu der eine Treppe führte, über dem Frauenzimmer gelegen, steinern ausgebaut und erweitert.

Am 28. Juni haben die kaiserl. Kuttenbergischen Bergwerksamtsleute veranlasst, die Uferbefestigungen allhier zu Trautenau unter dem Schloss und für den Spitalgarten der Straßen zugute zu erbauen. – Zu dieser Zeit hat man auch neue Münzen nach Trautenau gebracht, die zu Prag geprägt wurden, worauf folgender Text stand "Kleiner Groschen" sowie die Jahreszahl und das Kaiserbildnis mit dem Namen "Rudolf König von Böhmen". Ein solcher Groschen galt 7 Pfennige.

Dieses Jahr war gottlob nicht allzu teuer, so dass man Zu Weihnachten den Scheffel Korn um 20 w. Groschen kaufen konnte. Aber es hat das Volk "gewaltig viel getrunken und geschlemmt", wie aus Folgendem hervorgeht:

Am 25. Juli, am Tage Jakobi, hat Simon Hüttel, Maler und Mitbürger zu Trautenau und Schreiber der Chronik, die Bierschröter Paul Tzippel und Georg Scheyber befragt, wieviel Eimer Wein sie zu Trautenau den Weinschenken in den drei Vierteljahren abgelassen hätten. Sie sagten mit Bestimmtheit aus, dass sie schon eintausendfünfhundertfünfundsechzig Eimer Wein an ihrem Kerbholz angekerbt hätten. Wie dann auch der Pfarrherr Tobias Scharffenberger kurz zuvor gegen solches Weinsaufen gepredigt hat: "Es würde mehr Wein zu Trautenau ausgetrunken, als selbst in großen Städten"usw.

Zu dieser Zeit hatte der ehrbare Rath der Stadt Trautenau auch genug Ursache, die Handwerksordnung und Privilegien etlicher Handwerksgilden zu überprüfen, insbesondere der Fleischer und Bäcker, vornehmlich aus wichtigen Gründen zum Besten des Gemeinnutzes.

Es ist auch in diesem Jahre 1578 der Branntwein vom ehrbaren Rath verboten und Zuwiderhandlungen mit 3 w. Groschen und Gefängnis zu bestrafen beschlossen worden. Ebenso waren der Wirt und der Gast in Bier- und Weinhäusern bei Überschreitungen des Verbots zur Zeit der Predigt an Sonn- und Feiertagen zu bestrafen.

Am 01. August wurde das Schloss zu Trautenau mit neuen Schindeln gedeckt. Jakob Ansorge baute das Haus auf dem Viehweg.

Am 03. August hat die Frau des Matz Kolb in Parschnitz eine Missgeburt zur Welt gebracht, die einen schrecklichen Anblick bot: Denn nur Hände und Füße waren menschlich, das Gesicht ohne Ohren und mehr dem bösen Geist als sonst einem Geschöpf ähnlich. Der Kindesvater hat das Särglein fest zugenagelt, damit niemand mehr das Kind, das ungetauft gestorben war, sehen konnte, das 3 Stunden gelebt hatte.

Zu jener Zeit hat man zum ersten Male neugeprägte Thaler von Kuttenberg gebracht, "die Kaiser Rudolph II. hatte schlagen lassen", und neben dem Text auf der einen Seite des Kaisers Bildnis und auf der anderen Seite den Reichsadler zeigten.

In der Nacht auf den 20. August wurde von unbekannten Tätern in die Kirche eingebrochen und da ihnen der Bohrer ins Altarschränkchen gefallen war, worin die beiden goldenen Kelche standen, hatten sie lediglich 5 w. Groschen, für arme Schüler gespendet, mitgenommen. Das Bußgeld hatten sie aufs Fenster gelegt und vergessen. – 8 Tage zuvor war auch die Kirche zu Öls erbrochen worden, wo sie jedoch nichts mehr fanden, als 1 vergoldetes Messingkettchen und 2 Silberschnürchen.

Der ehrbare Rath ließ einen neuen Boden in die Braupfanne im Bräuhaus machen, die auf 104 Schock kam.

Simon Walter erbaute in dieser Zeit vor dem Niedertor sein Haus.

Am 22. August wurde zu Trautenau "das Recht erneuert" und setzte sich darnach das Schöffengericht aus folgenden Personen zusammen: Hans Ficker als Ortsrichter (Primas) und als Schöffen die Herren: Rathmann Wenzel Schmiedt, Michl Baier, Caspar Geyszler, Peter Scheiber, Georg Himpel, Hans Wittig, Georg Eichler, Hans Merkel, Augustin Coppenbiller, Hans Neumann, Tobias Freyse, die Gemeindeältesten: Nikolaus Freiwaldt, Adam Frölich, Georg Kneitzel und Hans Kaszda. Dabei ließ der anwesende kaiserliche Hofrichter, der edle Herr Johann Kutowitz, einen böhmischen Brief vor der Versammlung verlesen, in dem ein Befehl stand, dass man sollt eine Steuer (Abgabe) geben. Der ehrbare Rat hat daraufhin dem Herrn Chutowitz 60 harte Thaler für die Rechterneuerung zugestellt, denn dieses kostete gewöhnlich jedesmal 100 Thaler.

Am 24. August hatte man auf dem Rathause eine Fechtschule gehalten, worüber der Pfarrherr Tobias heftig in der Predigt wegen solchen Teufelsspiel erzürnt war.

Zu dieser Zeit gab es so viele Buchecker, Eicheln und Ebereschenbeeren, dass die Bäume unter der Last der Letzteren brachen.

Am 27. August brach nachts ein grausames Unwetter mit Donner, Blitz, Graupeln und Regen herein, dass nicht allein zu Trautenau das Hochwasser groß gewesen ist, sondern in ganz Böhmen und Schlesien, wo um Hirschberg sowie in Schmiedeberg kleine Flüßlein so anschwollen, dass sie Häuser mit weggeführt haben.

An der Kirmes (14. September) ist zu Trautenau auch ein freier Fleischmarkt ausgerufen worden, der alle Samstage abgehalten wurde und zu dem die Bauersleute Schlachtvieh hereinführten und verkauften.

Am Freitag, den 19. September, brach in Bittner Tonis Gerberhaus beim Flachsdörrn der Riemerin Feuer aus.

Am Dienstag, den 07. Oktober, ist der ehrsame Rath in 3 Kutschwagen nach Prag gefahren, den der Herr Christoph Silber wegen des Sauhirtens von Jungbuch hineinladen ließ.

Am selben Tag war Hans Scheps mit etlichen Trautenauern nach Joromirsch gefahren, um dort seine Hochzeit zu halten. Viel Volk ist ihm und seiner Jungfrau entgegengezogen.

An diesem Tag war Hans Merckel allein vom ganzen Rath und hatte 3 Stunden lang als Ortsrichter (Primas) und Bürgermeister amtiert. Vor jedem Thor hatte man diese Zeit zwei Wächter wachen lassen.

Am 13. Oktober wurde der 2. Zwillingssohn, Karl Christoph genannt, des Herrn Adam Sylber zu Neuhof in Wildschütz beerdigt. Der andere, namens Hans Florian (beide am 27. Juli 1578 geboren), war bereits am Kirmessonntag (14. September) verstorben. Am 08. November wurden auf die Kirchenhalle zwei Giebel aufgebaut.

Am 01. Dezember wurde an die Salzkammer eine von Kaiser Rudolph II. erlassene Taxordnung angeschlagen, von vielerlei Artikeln der Handwerksleute, wie teuer sie ihre Waren geben sollten.



1579

Am 10. Januar hat der Gemeinderat auf jedes Haus 4 Schock Abgabe auferlegt oder wöchentlich 3 Kreuzer, am St. Georgstag zu zahlen. Ferner wurde beschlossen den Pfarrhof zu bauen und dazu im Pfaffenwald Bauholz zu fällen.

Am 22. Januar hat Herr Adam Silber auf Neuhof den Zimmerleuten und Schäfer Kretzig die Äxte im Pfaffenwald weggenommen, als sie für den Pfarrhofbau Holz fällen wollten.

Darnach sind zu Lichtmess, am 02. Februar, der Bürgermeister Hans Ficker und der Stadtschreiber Mathäus Peter nach Prag gereist in dieser Streitsache und sind bis zum 04. April 9 Wochen außen gewesen. Inzwischen hat Hans Hamer zu Petersdorf auf diesen Streit hin im Gemeindewald 100 Stämme Holz fällen lassen und auf seine Wiese bei der Hammerschmiede rücken lassen. Am 04. Februar haben dann die kirchzugehörigen Bauern angefangen die Steine für den Pfarrhofbau auf den Schlosshof zu fahren.

In der Nacht des Donnerstag, 26. März, haben infolge Hochwasser die Wasser im Riesengebirge Schäden angerichtet, besonders das Klausenwasser und hat dies in Dunkeltal die Holzriesen weggeführt. Dem Matz Lang zu Marschendorf hat das Hochwasser das Häuschen weggerissen und sind seine schwangere Frau mit 4 Kindern ertrunken. Matz Lang aber konnte sich mit der Hausgenossin und deren Kind schwimmend retten.

Am 31. März wurden auf Befehl des Rats durch die Zimmerleute im Beisein des Bürgermeisters Augustin Kopenbiler und aller Zechmeister die Fleischbänke abgebrochen. Am 01. April haben 8 Zimmerleute angefangen das Holz zum Kuttelhof auszuarbeiten, der 24 Ellen lang und 12 Ellen breit ausgemessen wurde und am Palmsonnabend  wurde bereits  dessen  Giebel aufgerichtet.

Am Gründonnerstag und Freitag haben die Fleischer von Politz und Eipel das erste Mal 36 Kälber und 1 Rind geschlachtet, das alles verkauft wurde.

Am Ostermontag und Dienstag wurde auf dem Schloss zu Trautenau ein Komödienspiel von "Hecasto und dem reichen Mann" unter der Regie von Schulmeister Johannes Rosa aufgeführt, bei welchem Herr Hans Wittig, zu dieser Zeit Bürgermeister, Ratsherr Hans Neumann und noch über 30 weitere Personen mitwirkten. Sie haben ungefähr 5 Taler bekommen.

Am 26. April hatte der Bäckenknecht Merten Gatzsche in Weibskleidern zur Vesperpredigt in der Kirche neben der Christine Spaerner gesessen und Predigt gehört. Er wurde vom Pfarrherrn Tobias Scharffenberg verwarnt und vom Rat mit Gefängnis bestraft.

Am 10. Juni, Mittwoch nach Pfingsten, hat der Stadtschreiber zu Trautenau, Herr Mathäus Peter aus Striegau beim Sturz von einer Stiege (beim "Kares" genannt) auf der Prager Kleinseite den Hals gebrochen.

Am selben Tage hat man in dem am 14. Mai angefangenen Kalkofen hinter der Walkmühle im Graben unterm Kochenberg neuen Kalk gebrannt und ist am 17. Juni mit dem Bau des Pfarrhofes begonnen und die Steine vom abgebrochenen Gefängnis am Schlosshof usw. genommen worden. Der Bau des Pfarrhofes ist dem Schaffer Kratzig für vierzig meißnerische Schock etc. verdingt worden und hat derselbe ihn innerhalb 13 Wochen, 34 Ellen lang und 18 Ellen breit aufgeführt und unter Dach gebracht.

Am 30. August in der dritten Morgenstunde verstarb der alte Herr Christoph Silber zu Wildschütz und wurde am 03. September bestattet, mit 46 Wappen an Fackeln, Sarg und Pferden, mit ritterlicher Kriegsfahne und vergoldetem Wappen und Schwert usw. Am Tage von seinem Tode, am 29. August, hatte die Frau des Herrn Adam Silber auf Neuhof eine Tochter, namens Anna, geboren.

Am 25. September ist der bisherige Kantor und Organist von Trautenau Johannes Heniochus Debissus aus Neiße nach Arnau verzogen und daselbst Schulmeister geworden.

Am 01. Oktober wurde Wenzel Riemer aus Hirschberg zum Stadtschreiber aufgenommen.

Das Jahr über währte der Streit zwischen der Stadt Trautenau, dem Herrn Adam Silber auf Neuhof und Herrn Hermann Tzetres von Schatzlar wegen dem Holz aus dem Pfaffen- und Bürgerwald, der zugunsten der Stadt Trautenau endete.





* Die einzelnen Geschichtsbeiträge, "Aus der Geschichte der Stadt Trautenau" und "Ein Auszug aus der Chronik der Stadt Trautenau", aus dem Heimatblatt "Riesengebirgsheimat" wurden nach den fortlaufenden Jahreszahlen neu geordnet.


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