Quelle:Riesengebirgsheimat - Heimatblatt für die ehemaligen Kreise Trautenau und Hohenelbe

Aus der Geschichte der Stadt Trautenau

Von Ernst Kröhn-Gießdorf

– Fortsetzung –


1586

Mit diesem Jahr wird alles nach dem neuen, dem Gregorianischen Kalender gerechnet. Am 03. Januar wurde die edle und tugendsame Frau Lukrezia, eine Tochter des Christoph von Gendorf zu Hohenelbe, Gemahlin des Herrn Boleslaus Krzinetzky, in der Schatzlarer Kirche beigesetzt.

Am 28. Januar wurde Herr Watzlaw Zadawsky, Herr zu Wildschütz, auf Guttwasser gestorben, in Horschitz beerdigt.

Am 07. März geriet der Müllerbursch in der Niedermühl ins Mühlrad.

Am andern Tag brach bei Bartel Baufisch Feuer aus. Am 11. April ist der Wehrturm hinter dem Hause des Hans Hanisch eingefallen.

Am 12. April wurde Herr Valerius Bayer zum Kantor und Organisten von Trautenau aufgenommen.

Am 26. April wurde der Grund für die Schule vermessen und unter Bürgermeister Caspar Geiszler (Primas) von Maurermeister Georg Widmann von Görlitz, 19 Ellen lang und 8 Ellen breit erbaut.

Am 01. Juni hat Christoph Hancke Fechtschule abgehalten. Am 10. Juni wurde mit dem Bau der Spitalbrücke begonnen.

Am 13. Juni wurde auf dem Oberturm eine Uhr eingebaut und der Turm mit Weißblech gedeckl. Am 24. Juni hat das Unwetter in Georg Steudlers Garten einen knietiefen, fünf Schritte breiten und langen Graben gerissen, von da an den Berghang herab weitere 50 Schritte und 3 Ellen breit.

Am 08. Juli wurde Jockei Wyck von Altenbuch im Hause des Jakob Bayer erschlagen.

Am 19. und 20. August wurden die Grenzstreitigkeiten zwischen dem Hermann Tzetrisz auf Schatzlar und dem Herrn Adam Silber auf Neuhof in Anwesenheit des ehrbaren Rates und der dazu berufenen Personen beigelegt.

Am 04. September, 12 Uhr nachts, brannte vor dem Niedertor die Spitalmühle bis auf die Grundmauern ab, wobei auch die Ehefrau des Müllers Hans Graff, namens Ursula mit der Tochter Helena in einem Bett "zu Pulver verbrannten", desgleichen 3 Kühe, 19 Gänse, 9 Ellen Leinwand, 3 Malter Getreide, Futter und Geld, wovon z. T. 40 Thaler wieder aufgefunden wurden. Der Stadt Trautenau, welcher die Spitalmühle gehörte, entstand großer Schaden.

Der Müller Caspar Rücker nahm sich darum an, die Spitalmühle wieder aufzubauen. Da ihm der Rat jedoch nur 60 Schock gab, konnte er mit einem solchen Lohn nicht auskommen.

Am 10. September brach im Mälzhaus unter dem neuen Rathaus Feuer aus, das jedoch gelöscht werden konnte. In der Nacht zum 13. September hatte man am Himmel feurige Strahlen gegen Meißen zu gesehen.

Zu dieser Zeit begann in Trautenau die Pest zu grassieren, dass innerhalb eines Vierteljahres nahezu zweihundert Personen starben.

Am 14. September wurde der Hofrichtcr Jan Chudowitz beerdigt.

Dessen Sohn Benjamin erneuerte am 20. September das Recht und die Ämter. Darnach wurden Wenzel Schmitt Primas, d.h. Stadtoberhaupt, Ratherrn: Hans Ficker, Caspar Geiszler (die beide bereits einmal die Geschicke der Stadt leiteten), Georg Meur, Augustin Copenbiler, Michel Bayer, Georg Neidigk, Georg Wayner, Georg Altmann, Matz Schmidt, Georg Koch, Georg Ansorge jun.; Gemeindeälteste: Merten Köpf, Konigk, Adam Frölich, Bartel Baudisch, Max Hampel. Stadtvogt: Wenzel Neidigk, Rentmeister: Matz Schmidt und Hans Zan; Spitalherrn: Copenbiller und Bartel Rukliner; Salzherrn: Thomas Gaber, Hampa Jokel etc.

Am 05. Oktober hat sich der Pfarrherr von Eipel mit einem Messer "die Gorgel abgestochen", sodass er verblutete.

Man hatte den Pfarrer verleumdet, weshalb er sich das Leben nahm.

Am 16. November haben die Schüler vor den Häusern in den Straßen gesungen.

Mit der Pest kam zugleich eine große Teuerung ins Land und das Brotgetreide, aber auch Hafer und Gerste usw. wurden zu fast unerschwinglichen Preisen gehandelt. Der Chronist Simon Hüttel dankte Gott, dass er ihn dieses schwer Jahr überleben ließ, in welchem 244 Personen starben, davon 182 Personen von der Pest dahingerafft wurden. 26 Paare wurden getraut und 142 Kinder geboren.



1591

Am Hl. Dreikönigstag, den 06. Januar sind die kaiserlichen Kommissare wieder nach Prag zurückgefahren, nachdem sie seit dem 28. Dezember, also eine Woche lang eine Bestandsaufnahme zu Trautenau und den umliegenden Orten durchgeführt und darnach die entsprechenden Abgaben taxiert hatten. Gleichzeitig war auch eine Viehzählung vorgenommen worden. Am 09. Januar wurde das neue Ratsglöcklein und die Rathausuhr wieder aufgehängt.

Am 28. Januar wurde der Kantor Andreas Pol zum Organisten und Kantor von Trautenau bestellt und auf ein Jahr aufgenommen, wobei ihm der Rat 40 meißnerische Schock, 4 Scheffel Korn und 3 Umgänge zu Martini, Nicolai und Dorothea nebst anderen Akzidenten bewilligte.

Am 08. Februar musste der Lanzknecht von Schweidnitz Urfriede schwören.

Am 08. März ist das Urteil gegen Georg Koschka verlesen worden, worauf er am 14. Mai ins Gefängnis eingezogen wurde.

Am 03. April wurde die neue Glocke vom Sturm vom Kirchturm geworfen und wurde nach Arnau zur Erneuerung gebracht, von wo sie am 15. Juli zurückkam. Sie wog 11 Zentner.

Am 04. Juni sind auf dem Trautenauer Schlosshof dreihundert Holzflößknechte zusammengekommen. Der ehrbare Rat von Trautenau schenkte jedem 2 Thaler und bewirtete sie mit 2 Fass Bier, Brot usw.

Am 05. Juni wurden das alte Rathaus und die Brotbänke auf dem Trautenauer Ringplatz abgetragen.

Am 23. Juni war ein großes Hochwasser, das das Haus des Simon Wyck wegriss und viele weitere Häuser stark beschädigte. 16 Wochen lang konnte in der Spitalmühle nicht gemahlen werden. In ganz Böhmen waren große Hochwasserschäden.

Am 17. Juli wurden Caspar Nus und Hans Ficker von der Regierung ihrer Ämter enthoben und bis zur Ratserneuerung am 29. August – Hans Ficker wurde als Primas rehabilitiert – war ihretwegen der kaiserliche Hauptmann Felix Taborsky zur vorübergehenden Verwaltung der Herrschaft Trautenau und der kaiserlichen Dörfer eingesetzt.

Am 17. Dezember wurden die Ober- und Mittelmühle samt dem Pferdezoll zufolge eines Anspruchsversäumnisses der Stadt Trautenau dem kaiserlichen Hauptmann Felix Taborsky abgetreten.

1591 sind zu Trautenau 32 Paare getraut worden, getauft wurden 155 Kinder und 108 Personen starben.



1596

Am 14. Januar wurde, Käthe Sew aus dem Brunnen auf der Baustelle des Wenzel Grundmann herausgezogen, welche schwanger war und sich ertränkt hatte. Sie wurde auf der Richtstätte begraben. Am 21. Februar wurde der Schmied von Rognitz, Hans Hell, wegen eines Mordes gefangen nach Trautenau gebracht.

Am 04. März wurde Baltzer Ladenbach gemartert und bekannte, dass er mit einem Bauer von Albendorf das Gehöft des Schultheis (Gemeindevorstehers) von Qualisch niederbrannte.

Am 13. März wurden die beiden Personen hingerichtet. Baltzer Ladenbach wurde lebendig verbrannt und der Schmied Hans Hell lebend geviertelt, da er innerhalb 25 Jahren 5 Morde beging und 10 Pferde gestohlen hatte.

Am 09. April hat Herr Tobias Scharffenberg. Pfarrherr auf Hohenelbe mit Erlaubnis des ehrbaren Rates zum Gedenken seiner verstorbenen Tochter Maria in der Kirche zu Trautenau neben dem hohen Altar (Hauptaltar) für 6 meißnerische Schock ein Epitaph (Gedenkstein) setzen lassen.

Am 19. Mai sind von Königgrätz aus 86 Kriegsknechte zur Einquartierung beordert worden, weiter Furier Matz Walter, Schmied, Leutnant Elias Tyselbach, Fähnrich Junker L. Pomer, Herr Christoph Stirtzschky. "Öberster Rittmeister sowie Hauptmann" Hans Hamer. Am 26. Mai sind sie wieder aufgebrochen und nach Königgrätz abgezogen. Dieselben sind am 28. Oktober in Siebenbürgen dem Türken ins Lager gefallen, das sie plünderten und aus dem sie ihn verjagten. Darob haben die Türken wiederum vier Fürsten, darunter den Stirtzschky, sehr viele Christen gefangengenommen und niedergesäbelt.

Am 24. Juni und 16. Juli wurden mit einer kaiserlichen Kommission Verhandlungen über die Abgaben der Zechen der Händler, Handwerker und Krämer auf dem Schloss zu Trautenau geführt.

Am 28. Juli erschien zu Mitternacht am nördlichen Himmel ein neuer Komet, auch "Straußstern" genannt, welcher einen Monat lang zu beobachten war. Daraufhin ist zu Böhmen eine schwere Contribution erfolgt, Türkensteuer, Essengeld, Haussteuer u. a. Abgaben mehr.

Am 30. Juli hat Herr Wilhelm von Donnerstein aus Schwaben einen Befehl (Order) vom Prager Erzbischof Berka und dem Konsistorium überbracht, den Hr. Felix Kuness aus Gemnik in die Trautenauer Pfarrei einzusetzen und besuchte zugleich die Kirche allhier. Zur gleichen Zeit holte Marten Windisch, der Kunstschreiber, der 7 verschiedene "Schriftarten" schreiben konnte, zu Trautenau seinen Geburtsbrief (Taufschein) ab. Er war 13 Jahre "außen" gewesen, in Preußen, Dänemark. Schweden, Norwegen, England, Portugal und Spanien. Zur Zeit wohnte er in Danzig und besaß viele schöne Zeugnisse. (Genannter beherrschte 7 Sprachen).

Am 25. August wurde von Pfarrherr Gregor Forbergk von der Kanzel der kaiserliche Gebetsauftrag verkündet, früh morgens, mittags und abends Gottes Hilfe gegen die Türken zu erbitten.

Am 20. September 1596 sind zu Trautenau die Ämter erneuert worden, Caspar Geyszler als Primas, Matz Metzschel als Stadtvogt und David Geyszler als Kirchenbitter. Am selben Tag ist die Zeche der Ziechen- und Leinenweber bestätigt worden als letzte und jüngste der Zechen (Zünfte) und wurde Matz Stertz deren erster Zechmeister und Michel Gompricht dessen Stellvertreter. Die Stadttorhüter mussten Eide schwören, dass sie jeden anzeigen, der dem Kaiser Flößholz entwendete. Am 22. September verkündete der Pfarrherr Gregor Forbergk, daß alle Aposteltage wie ehedem wieder zu feiern sind.

Am 14. Oktober wurden zu Trautenau 21 Personen für den Kriegsdienst gegen die Türken geworben, mit Wartegeld ausgestattet und am 23. Oktober nach Gratz zur Musterung geschickt.

Am 22. Oktober hat sich Matz Himpels Töchterchen im Seifensiedehaus in einem Kessel voll heißen Inselt, in das es von oben herabfiel, tödlich verbrannt. Am 13. November wurden wiederum 21 Personen zur Musterung nach Znaim abgeschickt und zog der Ratsherr Caspar Scheps mit ihnen, um sie am Musterungsplatz auszuzahlen. Sie wurden mit Schützenröcken, Handschuhen, Mützen, Sturmhauben, Seitengewehren (Bajonetten, Hellebarden, Büchsen und "halbem" Schlachtschwert zu ihrer Wehr ausgestattet. Sie wurden jedoch wieder bis auf weitere Order zurückgestellt.

Zu dieser Zeit wurde der sog. Kellerhals vor dem Rathaus vorn vor der Tür herausgebaut, mit dem Eingang gegen die Brotbänke zu.

1596 wurden zu Trautenau 22 Paare getraut, 140 Kinder getauft und 61 Personen starben.



1601

Über die in diesem Jahre beschlossene Bier- bzw. Brausteuer spricht Simon Hüttel, der wichtigste Geschichtsschreiber von Trautenau – mit diesem selben Jahre schließen seine Aufzeichnungen, so dass er am Ende 1601, evtl. kurz darnach, gestorben ist – kritisch von einer Schwächung der alten Privilegien "so die Kaiser Rudolfus und sein Großvater Ferdinand der Stadt Trautenau gegeben, dass die Mitwohner frei bräuen sollten, ohne solche schwere Auflagen oder Geldgeben." (Es regt sich in ihm offenbar der "brauberechtigte" Bürger)


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