Quelle:Riesengebirgsheimat - Heimatblatt für die ehemaligen Kreise Trautenau und Hohenelbe
Von Ernst Kröhn-Gießdorf
Mit diesem Jahr wird alles nach
dem neuen, dem Gregorianischen Kalender gerechnet. Am 03. Januar wurde die
edle und tugendsame Frau Lukrezia, eine Tochter des Christoph von Gendorf
zu Hohenelbe, Gemahlin des Herrn Boleslaus Krzinetzky, in der Schatzlarer
Kirche beigesetzt.
Am 28. Januar wurde Herr Watzlaw Zadawsky, Herr zu Wildschütz, auf Guttwasser
gestorben, in Horschitz beerdigt.
Am 07. März geriet der Müllerbursch in der Niedermühl ins Mühlrad.
Am andern Tag brach bei Bartel Baufisch Feuer aus. Am 11. April ist der Wehrturm
hinter dem Hause des Hans Hanisch eingefallen.
Am 12. April wurde Herr Valerius Bayer zum Kantor und Organisten von Trautenau
aufgenommen.
Am 26. April wurde der Grund für die Schule vermessen und unter Bürgermeister
Caspar Geiszler (Primas) von Maurermeister Georg Widmann von Görlitz, 19 Ellen
lang und 8 Ellen breit erbaut.
Am 01. Juni hat Christoph Hancke Fechtschule abgehalten. Am 10. Juni wurde
mit dem Bau der Spitalbrücke begonnen.
Am 13. Juni wurde auf dem Oberturm eine Uhr eingebaut und der Turm mit Weißblech
gedeckl. Am 24. Juni hat das Unwetter in Georg Steudlers Garten einen knietiefen,
fünf Schritte breiten und langen Graben gerissen, von da an den Berghang herab
weitere 50 Schritte und 3 Ellen breit.
Am 08. Juli wurde Jockei Wyck von Altenbuch im Hause des Jakob Bayer erschlagen.
Am 19. und 20. August wurden die Grenzstreitigkeiten zwischen dem Hermann
Tzetrisz auf Schatzlar und dem Herrn Adam Silber auf Neuhof in Anwesenheit
des ehrbaren Rates und der dazu berufenen Personen beigelegt.
Am 04. September, 12 Uhr nachts, brannte vor dem Niedertor die Spitalmühle
bis auf die Grundmauern ab, wobei auch die Ehefrau des Müllers Hans Graff,
namens Ursula mit der Tochter Helena in einem Bett "zu Pulver verbrannten",
desgleichen 3 Kühe, 19 Gänse, 9 Ellen Leinwand, 3 Malter Getreide, Futter
und Geld, wovon z. T. 40 Thaler wieder aufgefunden wurden. Der Stadt Trautenau,
welcher die Spitalmühle gehörte, entstand großer Schaden.
Der Müller Caspar Rücker nahm sich darum an, die Spitalmühle wieder aufzubauen.
Da ihm der Rat jedoch nur 60 Schock gab, konnte er mit einem solchen Lohn
nicht auskommen.
Am 10. September brach im Mälzhaus unter dem neuen Rathaus Feuer aus, das
jedoch gelöscht werden konnte. In der Nacht zum 13. September hatte man am
Himmel feurige Strahlen gegen Meißen zu gesehen.
Zu dieser Zeit begann in Trautenau die Pest zu grassieren, dass innerhalb
eines Vierteljahres nahezu zweihundert Personen starben.
Am 14. September wurde der Hofrichtcr Jan Chudowitz beerdigt.
Dessen Sohn Benjamin erneuerte am 20. September das Recht und die Ämter. Darnach
wurden Wenzel Schmitt Primas, d.h. Stadtoberhaupt, Ratherrn: Hans Ficker,
Caspar Geiszler (die beide bereits einmal die Geschicke der Stadt leiteten),
Georg Meur, Augustin Copenbiler, Michel Bayer, Georg Neidigk, Georg Wayner,
Georg Altmann, Matz Schmidt, Georg Koch, Georg Ansorge jun.; Gemeindeälteste:
Merten Köpf, Konigk, Adam Frölich, Bartel Baudisch, Max Hampel. Stadtvogt:
Wenzel Neidigk, Rentmeister: Matz Schmidt und Hans Zan; Spitalherrn: Copenbiller
und Bartel Rukliner; Salzherrn: Thomas Gaber, Hampa Jokel etc.
Am 05. Oktober hat sich der Pfarrherr von Eipel mit einem Messer "die
Gorgel abgestochen", sodass er verblutete.
Man hatte den Pfarrer verleumdet, weshalb er sich das Leben nahm.
Am 16. November haben die Schüler vor den Häusern in den Straßen gesungen.
Mit der Pest kam zugleich eine große Teuerung ins Land und das Brotgetreide,
aber auch Hafer und Gerste usw. wurden zu fast unerschwinglichen Preisen gehandelt.
Der Chronist Simon Hüttel dankte Gott, dass er ihn dieses schwer Jahr überleben
ließ, in welchem 244 Personen starben, davon 182 Personen von der Pest dahingerafft
wurden. 26 Paare wurden getraut und 142 Kinder geboren.
Am Hl. Dreikönigstag, den 06. Januar
sind die kaiserlichen Kommissare wieder nach Prag zurückgefahren, nachdem
sie seit dem 28. Dezember, also eine Woche lang eine Bestandsaufnahme zu Trautenau
und den umliegenden Orten durchgeführt und darnach die entsprechenden Abgaben
taxiert hatten. Gleichzeitig war auch eine Viehzählung vorgenommen worden.
Am 09. Januar wurde das neue Ratsglöcklein und die Rathausuhr wieder aufgehängt.
Am 28. Januar wurde der Kantor Andreas Pol zum Organisten und Kantor von Trautenau
bestellt und auf ein Jahr aufgenommen, wobei ihm der Rat 40 meißnerische Schock,
4 Scheffel Korn und 3 Umgänge zu Martini, Nicolai und Dorothea nebst anderen
Akzidenten bewilligte.
Am 08. Februar musste der Lanzknecht von Schweidnitz Urfriede schwören.
Am 08. März ist das Urteil gegen Georg Koschka verlesen worden, worauf er
am 14. Mai ins Gefängnis eingezogen wurde.
Am 03. April wurde die neue Glocke vom Sturm vom Kirchturm geworfen und wurde
nach Arnau zur Erneuerung gebracht, von wo sie am 15. Juli zurückkam. Sie
wog 11 Zentner.
Am 04. Juni sind auf dem Trautenauer Schlosshof dreihundert Holzflößknechte
zusammengekommen. Der ehrbare Rat von Trautenau schenkte jedem 2 Thaler und
bewirtete sie mit 2 Fass Bier, Brot usw.
Am 05. Juni wurden das alte Rathaus und die Brotbänke auf dem Trautenauer
Ringplatz abgetragen.
Am 23. Juni war ein großes Hochwasser, das das Haus des Simon Wyck wegriss
und viele weitere Häuser stark beschädigte. 16 Wochen lang konnte in der Spitalmühle
nicht gemahlen werden. In ganz Böhmen waren große Hochwasserschäden.
Am 17. Juli wurden Caspar Nus und Hans Ficker von der Regierung ihrer Ämter
enthoben und bis zur Ratserneuerung am 29. August Hans Ficker wurde
als Primas rehabilitiert war ihretwegen der kaiserliche Hauptmann Felix
Taborsky zur vorübergehenden Verwaltung der Herrschaft Trautenau und der kaiserlichen
Dörfer eingesetzt.
Am 17. Dezember wurden die Ober- und Mittelmühle samt dem Pferdezoll zufolge
eines Anspruchsversäumnisses der Stadt Trautenau dem kaiserlichen Hauptmann
Felix Taborsky abgetreten.
1591 sind zu Trautenau 32 Paare getraut worden, getauft wurden 155 Kinder
und 108 Personen starben.
Am 14. Januar wurde, Käthe Sew
aus dem Brunnen auf der Baustelle des Wenzel Grundmann herausgezogen, welche
schwanger war und sich ertränkt hatte. Sie wurde auf der Richtstätte begraben.
Am 21. Februar wurde der Schmied von Rognitz, Hans Hell, wegen eines Mordes
gefangen nach Trautenau gebracht.
Am 04. März wurde Baltzer Ladenbach gemartert und bekannte, dass er mit einem
Bauer von Albendorf das Gehöft des Schultheis (Gemeindevorstehers) von Qualisch
niederbrannte.
Am 13. März wurden die beiden Personen hingerichtet. Baltzer Ladenbach wurde
lebendig verbrannt und der Schmied Hans Hell lebend geviertelt, da er innerhalb
25 Jahren 5 Morde beging und 10 Pferde gestohlen hatte.
Am 09. April hat Herr Tobias Scharffenberg. Pfarrherr auf Hohenelbe mit Erlaubnis
des ehrbaren Rates zum Gedenken seiner verstorbenen Tochter Maria in der Kirche
zu Trautenau neben dem hohen Altar (Hauptaltar) für 6 meißnerische Schock
ein Epitaph (Gedenkstein) setzen lassen.
Am 19. Mai sind von Königgrätz aus 86 Kriegsknechte zur Einquartierung beordert
worden, weiter Furier Matz Walter, Schmied, Leutnant Elias Tyselbach, Fähnrich
Junker L. Pomer, Herr Christoph Stirtzschky. "Öberster Rittmeister sowie
Hauptmann" Hans Hamer. Am 26. Mai sind sie wieder aufgebrochen und nach
Königgrätz abgezogen. Dieselben sind am 28. Oktober in Siebenbürgen dem Türken
ins Lager gefallen, das sie plünderten und aus dem sie ihn verjagten. Darob
haben die Türken wiederum vier Fürsten, darunter den Stirtzschky, sehr viele
Christen gefangengenommen und niedergesäbelt.
Am 24. Juni und 16. Juli wurden mit einer kaiserlichen Kommission Verhandlungen
über die Abgaben der Zechen der Händler, Handwerker und Krämer auf dem Schloss
zu Trautenau geführt.
Am 28. Juli erschien zu Mitternacht am nördlichen Himmel ein neuer Komet,
auch "Straußstern" genannt, welcher einen Monat lang zu beobachten
war. Daraufhin ist zu Böhmen eine schwere Contribution erfolgt, Türkensteuer,
Essengeld, Haussteuer u. a. Abgaben mehr.
Am 30. Juli hat Herr Wilhelm von Donnerstein aus Schwaben einen Befehl (Order)
vom Prager Erzbischof Berka und dem Konsistorium überbracht, den Hr. Felix
Kuness aus Gemnik in die Trautenauer Pfarrei einzusetzen und besuchte zugleich
die Kirche allhier. Zur gleichen Zeit holte Marten Windisch, der Kunstschreiber,
der 7 verschiedene "Schriftarten" schreiben konnte, zu Trautenau
seinen Geburtsbrief (Taufschein) ab. Er war 13 Jahre "außen" gewesen,
in Preußen, Dänemark. Schweden, Norwegen, England, Portugal und Spanien. Zur
Zeit wohnte er in Danzig und besaß viele schöne Zeugnisse. (Genannter beherrschte
7 Sprachen).
Am 25. August wurde von Pfarrherr Gregor Forbergk von der Kanzel der kaiserliche
Gebetsauftrag verkündet, früh morgens, mittags und abends Gottes Hilfe gegen
die Türken zu erbitten.
Am 20. September 1596 sind zu Trautenau die Ämter erneuert worden, Caspar
Geyszler als Primas, Matz Metzschel als Stadtvogt und David Geyszler als Kirchenbitter.
Am selben Tag ist die Zeche der Ziechen- und Leinenweber bestätigt worden
als letzte und jüngste der Zechen (Zünfte) und wurde Matz Stertz deren erster
Zechmeister und Michel Gompricht dessen Stellvertreter. Die Stadttorhüter
mussten Eide schwören, dass sie jeden anzeigen, der dem Kaiser Flößholz entwendete.
Am 22. September verkündete der Pfarrherr Gregor Forbergk, daß alle Aposteltage
wie ehedem wieder zu feiern sind.
Am 14. Oktober wurden zu Trautenau 21 Personen für den Kriegsdienst gegen
die Türken geworben, mit Wartegeld ausgestattet und am 23. Oktober nach Gratz
zur Musterung geschickt.
Am 22. Oktober hat sich Matz Himpels Töchterchen im Seifensiedehaus in einem
Kessel voll heißen Inselt, in das es von oben herabfiel, tödlich verbrannt.
Am 13. November wurden wiederum 21 Personen zur Musterung nach Znaim abgeschickt
und zog der Ratsherr Caspar Scheps mit ihnen, um sie am Musterungsplatz auszuzahlen.
Sie wurden mit Schützenröcken, Handschuhen, Mützen, Sturmhauben, Seitengewehren
(Bajonetten, Hellebarden, Büchsen und "halbem" Schlachtschwert zu
ihrer Wehr ausgestattet. Sie wurden jedoch wieder bis auf weitere Order zurückgestellt.
Zu dieser Zeit wurde der sog. Kellerhals vor dem Rathaus vorn vor der Tür
herausgebaut, mit dem Eingang gegen die Brotbänke zu.
1596 wurden zu Trautenau 22 Paare getraut, 140 Kinder getauft und 61 Personen
starben.
Über die in diesem Jahre beschlossene Bier- bzw. Brausteuer spricht Simon Hüttel, der wichtigste Geschichtsschreiber von Trautenau mit diesem selben Jahre schließen seine Aufzeichnungen, so dass er am Ende 1601, evtl. kurz darnach, gestorben ist kritisch von einer Schwächung der alten Privilegien "so die Kaiser Rudolfus und sein Großvater Ferdinand der Stadt Trautenau gegeben, dass die Mitwohner frei bräuen sollten, ohne solche schwere Auflagen oder Geldgeben." (Es regt sich in ihm offenbar der "brauberechtigte" Bürger)