Quelle:Riesengebirgsheimat - Heimatblatt für die ehemaligen Kreise Trautenau und Hohenelbe - 48 Jahrgang Nr. 8
Betrachtet man das Bild des Marktplatzes
von Trautenau, überfüllt von vielen Marktfiranten und ihren Planwagen,
wird man unwillkürlich aufgefordert, sich mit der Geschichte der örtlichen
Märkte näher zu befassen. Das Marktrecht und das Recht der Zolleinnahme
(Standgebühren zahlten diejenigen Händler nicht, die am Tage des Marktes
anreisten und am gleichen Tage abreisten) gehörten zu den wichtigsten Vorrechten
der Stadt. Das Recht, jeden Donnerstag Markttag abzuhalten, bestätigten
im Jahre 1340 Johann von Luxemburg und der König Vladislav der Jagellonen
im Jahre 1485. Von dem letzteren Datum ab wurden auch jeden Montag Wochenmärkte
abgehalten, und man verkaufte auch Getreide und Leinwand. Im Jahre 1599, im
Dezember, verließen zur Zeit des großen Marktes 50 Metzen Weizen,
die in Trautenau eingekauft worden waren, das Niedertor der Stadt nach dem schlesischen
Breslau, wo eine arge Mißernte stattgefunden hatte.
Zur Zeit des Marktes belebte sich der Ringplatz außerordentlich stark.
Außer der einheimischen Stadtbevölkerung kamen zahlreiche Dorfbewohner
aus der näheren und weiteren Umgebung und deckten sich mit handwerklichen
Erzeugnissen ein für Gelder, die sie für mitgebrachte Naturalien lösten.
Zwei Jahresmärkte bewilligte der Stadt im Jahre 1545 König Ferdinand
I. Sie wurden regelmäßig alle Jahre abgehalten. Nur am 28. September
1585 erfolgte eine Ausnahme; wegen des großen Sterbens fiel der Jahrmarkt
aus. Für ein ordentliches Geschäftsgebaren sorgte der Rat der Stadt.
Er gab im Jahre 1599 vor der Bekanntmachung des freien Marktes richtige Maße
heraus. Es ging zum Beispiel um die Länge der Elle. Die Ehefrauen der Händler
hatten "kürzere Ellen" als die amtlichen festgelegt waren, und
die Käufer wurden beim Abmessen der Leinwand geschädigt. Die Wochen-
und Jahrmärkte gaben Gelegenheit für große Einkäufe. Im
Laufe des Jahres kaufte man in den Ladengeschäften, die Gemischtwaren,
Gewürze, Gemüse, auch Stoffe, Hüte, Mützen und anderes mehr
anboten. Wie reich manche Geschäfte ausgestattet waren, zeugt eine Inventur
aus dem Jahre 1597 der verstorbenen Witwe Pachin, bei der acht Tage lang die
Bestände von Leinen, Eisenwaren, Gewürzen, Getreide, Butter, Käse
und Fleisch aufgenommen wurden.
Märkte, besonders Jahrmärkte, bildeten stets große Ereignisse
im Leben der Stadt. Sie erforderten aber auch außerordentliche Überwachungsmaßnahmen,
eine Marktaufsicht, die in alter Zeit der Stadtrichter versah; später übernahm
diese Aufgabe die Stadtpolizei. Märkte boten den Dieben und den Beutelschneidern
(sie verstanden es, im Gedränge die Geldbeutel blitzartig abzuschneiden)
günstige Gelegenheit für ihre Betätigung. Doch wenn sie dabei
ertappt wurden, gab es keinen Pardon; der Galgen war ihnen sicher. Es kam auch
zu Nichtsnutzigkeiten. So ließ ein unbekannter Täter auf dem Ringplatz
während des Markttreibens einem Fuhrmanne aus einem Fasse vier Eimer Wein
ab. Das Handeltreiben war zur damaligen Zeit sehr oft ein großes Risiko.
Überfälle auf Kaufleute Kaperer waren nicht selten aus "vornehmen
Kreisen", wie zum Beispiel Schumburger - kamen damals recht häufig
vor. Drum sorgte man für einen bewaffneten Schutz. Im Jahre 1584 begleiteten
den Geschäftsmann Krause auf seinem Wege von Trautenau nach Landeshut in
Schlesien nicht weniger als 24 Mann Geleitschützer. Das kostete ganze sieben
Taler. Solche Lasten wurden natürlich auf den Preis der Ware geschlagen,
und deshalb gab es in dieser Zeit für Waren keine Festpreise. Den Schrecken
der Kaufleute bildete damals die Räuberbande Santmann, die in der Gegend
ihr Unwesen trieb.
Im Jahre 1776 ersuchte Trautenau, das damals unter kriegerischen Geschehnissen
litt, um Bewilligung zweier weiterer Märkte (Jahrmärkte), verbunden
mit der Bewilligung von Verkauf von Pferden und Vieh. Trautenau protestierte
vergeblich gegen die Zulassung weiterer Jahrmärkte in den Nachbarstädten
Jaromiersch, Nachod, Politz und Schatzlar. Dadurch werde der Markt von Trautenau,
der Markt in der bedeutendsten Gegend, erheblich geschädigt. Im Jahre 1777
bewilligte man der Stadt zwei weitere Jahrmärkte und zwar am Montag vor
dem heiligen Josefstag (19.3.) und vor dem Tag der heiligen Elisabeth (19.11.).
Die vorgeschriebene Taxe von 120 Gulden wurde der Stadt im Hinblicke auf die
bedrückende wirtschaftliche Situation erlassen. Von der Zeit an hatte Trautenau
sechs Jahrmärkte.
Als der Marktplatz und die Lauben den zahlreichen Marktfiranten wegen der aufgestellten
Buden und Verkaufsstände nicht mehr ausreichte, weil man sich noch kaum
durchzwängen und bewegen konnte, wurde der Verkauf an andere Plätze
verlegt. Ab 1884 fand der Gänsemarkt in den Rinneln, der Verkauf von Geschirr
und Schuhwerk auf dem ehemaligen Friedhof bei der Kirche statt.
Die Marktordnung vom Jahre 1918 (Jänner) führt wieder außer den Wochenmärkten
sechs Jahrmärkte auf. Die Wochenmärkte fanden jeweils am Montag und am Samstag
statt. Es wurde genau festgelegt, wo an welchen Plätzen, die bestimmten Waren
feilgeboten werden durften. Es war untersagt, an Markttagen Fuhrwerke und Wagen
auf dem Ringplatze abzustellen. Nur Wagen, von denen verkauft wurde, waren ausgenommen.
Hundegespanne, sie waren damals gar nicht selten, durften nur an bestimmten
Stellen außerhalb des Marktplatzes abgestellt werden. Die Verkaufszeit war streng
einzuhalten. An Wochenmärkten war es in den Wintermonaten geboten, ab 8 Uhr
zu verkaufen, in den anderen Monaten dauerte die Marktzeit von 7 Uhr bis 12
Uhr. Um 14 Uhr mußte der Marktplatz geräumt und gesäubert sein. Vom Ende des
19. Jahrhunderts an durften die Marktfiranten nicht mehr frei auf dem Marktplatze
übernachten. -
In der Vorweihnachtszeit standen auf dem Marktplatze in der Nähe des Rübezahlbrunnens
voluminöse Holzbottiche gefüllt mit Wasser, in denen dicht gedrängt Prachtexemplare
von fetten Karpfen aus der südböhmischen "Wittingauer Teichplatte" durcheinander
wimmelten. Sie fanden reißend Absatz bei den Städtern und den Bewohnern der
umliegenden Ortschaften. Den wohlschmeckenden Weihnachtskarpfen in Butter gebraten
wollte man sich nicht entgehen lassen.
Aus alten Annalen nach "Trutnov - znamy neznamy": Just A., Hybuer K.
Alfred Förster, früher Oberaltstadt 97