Quelle: Aus Schlesisches Jahrbuch 1938. Breslau
von Karl Schneider
Eine Bildkarte aus dem 16. Jahrhundert
1936 aufgefunden. Dann im Besitz der städtischen Kunstsammlungen Breslau.
Das Gebirge ist mit südwestlicher Beleuchtung aus der Vogelschau von SO
gesehen. Am besten dargestellt das obere Aupatal. Um das Hohenelber Stadtbild
sind „die schmeltzgrub“, die „welschen Hämmer“, ein „kohlenmeiler“, „des
herrn Eilhelms alter Rechen“. „dass Holzlassen auf der Elbe“ zeigt die Rodung
des Gebirges. „Der alte Berg“ ist eine befahrene Grube. Der „breite Graben“
aus dem „haw“ kommend, führt zur Elbe, zu der in gleicher Höhe vom
linken Ufer „der große seyffen“ kommt. Wenigstens über dieser Stelle
ist die „newe Klause“.
Damals galt die „weiße Wiese“ als Quellgebiet der Elbe (Quellgebiet des
Weißwassers).
Das Aupatal ist besonders gut dargestellt. Kein Wunder. Denn das obere Aupatal
mit seinen Zuflüssen ist kaiserlicher Besitz. Von hier wird das Holz und
die gewonnene Holzkohle nach Kuttenberg geholt. Man braucht zur Bewältigung
der Holzmassen Klausen. Der Riesengebirgler kann sie nicht bauen. So holt man
die Menschen aus den Alpen. Sicherlich ist es Gendorfs Idee. (Gendorf ist der
Herr auf Hohenelbe). Diese „Schwatzer“ werden zum erstenmal im Frühjahr
1565 genannt (Chronik Hüttel). Die Nennung ist so, dass man deutlich sieht,
sie waren sehr unbeliebt. („grosz wasser hat den schwatzern lehrgelt geben“).
Um die Klausen zu bauen, wird das in Aussicht genommene Talstück „abgemerscheidet“.
Simon Hüttel gibt dies ausdrücklich zum Jahre 1569. Der kaiserliche
Markscheider Georg von Razne aus Kuttenberg hat die Arbeit durchgeführt.
Um 1577 und 1598 weiter vermessen, daher dieses Gebiet gut erfasst. Da ist vorab
die besonders große „newe Klausen im Kolbenthall“ und „Kolbendorff“ selbst.
Südlich davon ist ein „ochsenthal“, bachabwärts „d. Kindeltan“ (?),
bei dem eine Brücke zum „wasserschmied“ führt. Marschendorf steht
vor dem Beschauer, gleich zuerst „dz rathaus“ (Rathaus) im „großen thall“.
Darunter zieht die „trautenauer grenitz“.
Der eigentliche Riesengrund ist im Tal und an den Hängen mit zahlreichen
Berggruben bedeckt. Hier lassen sich ablesen: „S. Christoffel“ – man wird an
Christoph von Gendorf erinnert – „dz gendorffer bergwerk der sonen glanz“, „dz
breslauer Bergkwerkg“, „S johans bergwerkg“ „d hilfe gottes“, „ d reiche trost“,
„dr große „gangk“ dr gelbe Kieß“, ds große ertz“, „dz arsenikum“,
„hansseuferts haus“. Es ist nicht bekannt, ob diese Gruben alle zur gleichen
Zeit befahren wurden. Ohne Zweifel hat man hier auf Eisenerz, Arsenik, Kupfer
und Schwefel gegraben. Damals war die Eisengewältigung im Riesengebirge
von Bedeutung. Von drei Schmelzhütten Hohenelbe, Niederhof, Marschendorf
wurde die Kriegsindustrie des ausgehenden 16. Jahrhunderts genährt. Der
Schwefel und das Pech, im Walde zusammengesucht, gaben das Rohmaterial für
die beliebten Pechkränze.
Trautenau ist sonderbarerweise nicht vermerkt.
Wie ist es um den Hersteller der Karte? Gruhn weist auf Simon Hüttel. Ist
er es, so ist diese neue Arbeit nur ein weiteres Stück jenes Schaffens,
das erst nach Jahrhunderten aufgeht, Bewunderung und Begeisterung der Sachkundigen
erweckt, wissenschaftlich registriert werden muss, als geschichtliche Quelle
eine wundervolle märchenhafte Fundgrube ist, das ein prächtiges zeitgenössisches
Bilderbuch des Riesengebirges darstellt.
Das gleiche Urteil hat für jeden anderen Zeichner zu gelten. Wer hat die
Karte zeichnen lassen? Denn eine private Fleißaufgabe für den eigenen
Hausgebrauch ist sie nicht. Der Besteller ist sicherlich in Hohenelbe zu suchen.
Das Gendorf-Geschlecht kommt einzig in Frage. Es ist mehr als wahrscheinlich,
dass Simon Hüttel nicht der Zeichner gewesen ist.
[1] Das schlesische Jahrbuch
mit dem Aufsatz ist in der Bibliothek Düsseldorf nachgewiesen.
Dabei Reproduktion der Gesamtkarte und Ausschnitte vergrößert vom
oberen Aupatal, Hohenelber Bereich, Weißwasserbereich mit „schlesingschen
Weg“ (heutiger Steinweg).