Im Januar erhielt ich einen Anruf
zu meiner Webseite Trautenau. In dem Gespräch wurde ich zum Ringplatz in Trautenau
befragt. Der Anrufer, ein akad. Gemälderestaurator und Dipl. Grafiker, beschrieb
mir den Ringplatz, so wie ich ihn noch nicht kannte. Er sprach von einem "königlichen
Postamt Trautenau". Wobei er bei der Entzifferung des 1. Buchstaben von
Trautenau sich nicht sicher war. Es könnte auch ein "G" sein. Das
Ölgemälde in der Größe 42 x 62 cm schätzte er aufgrund der dargestellten Personenbekleidung
auf das Jahr 1820.
Nach der erfolgten Restaurierung erhielt ich neue Fotos von dem Ölgemälde.
Am 08.04. besuchte ich den Restaurator und bekam das Bild im Original zusehen.
Ein Mitarbeiter des Stadtmuseums Trutnov hat das Bild dem Jahre 1780 zugeordnet.
Der Maler hat den Ringplatz mit Blickrichtung Gebirgsstraße dargestellt. Bestechend
sind die Detaildarstellungen auf dem Bild. Am linken Rand plaudern zwei Herren
in Uniform. Das Gebäude daneben stellt das "königliche Postamt Trautenau"
mit dem Doppeladler auf dem Giebel dar. Davor steht eine ausgespannte Postkutsche.
In der Arkade hat der Maler den Postbeamten im Fenster dargestellt, der einen
Brief von einem Bürger entgegennimmt oder aushändigt. Plastisch sieht man in
die Gebirgsstraße und man sieht im Laufe der Straße noch einige Gebäude. Rechts
neben dem Rathaus in der Arkade hat der Maler eine alte Frau mit Stock und Kiepe
dargestellt. Die Friese um die Fenster hat der Maler plastisch auf dem Bild
hervorgehoben. Links neben dem Lindwurmbrunnen hat der Maler Arbeiter dargestellt
die Holz bearbeiten. Der Stadtbrunnen zeigt den liegenden Lindwurm in einer
Schale und über den Rand der Schale plätschert das Wasser. Zwei Frauen plauschen
am Brunnen, eine weitere Frau trägt ein Kleinkind auf dem Arm und ein Kind,
hinter dem Brunnen, schaut ihr zu. Die jungen Bäume um den Brunnen sind mit
ihren Schatten dargestellt. Zwischen Brunnen und der Siegessäule hat der Maler
ein beladenes Fuhrwerk mit den Zugtieren und dem Frächter zusehen. Daneben steht
ein weiteres beladenes ausgespanntes Fuhrwerk. Die ausgespannten Pferde finden
wir rechts neben der Säule mit dem Frächter wieder. Vor der Säule befinden sich
zwei kniende Frauen die im Gebet vertieft sind. Die Figuren um die Säule und
selbst Teile der Inschrift hat der Maler angedeutet.
Die Pflasterung des Ringplatzes wurde von ihm ebenfalls akribisch dargestellt
wie die Gebäudearchitektur. Der Hintergrund wird vom entfernten Riesengebirge
ausgefüllt. Die Schneekoppe, die höchste Erhebung, ist in weiß gekleidet. Selbst
die Koppenkapelle ist zu erkennen. Zwar dürften die Proportionen der Kapelle
nicht ganz stimmen, aber wie hätte sonst der Maler die Schneekoppenkapelle hervorheben
sollen.
Nach Aussage des Restaurators hat er vor drei Jahren das Bild von einem Bremer
Nachlassverwalter erworben, der inzwischen verstorben ist. Auf der Rückseite
des alten Rahmens befinden sich die Reste eines Aufklebers eines Berliner Spediteurs.
Dem Bild fehlt die Signierung. Damit ist der Schöpfer unbekannt.
Die Restauration wurde durch eine schriftliche Dokumentation, beschrieben und
bebildert, vom Restaurator festgehalten. Derzeit fehlt noch der Firnissanstrich.
Weitere Aufnahmen, vor und nach der Restauration, mit Details von dem Ölgemälde
finden Sie nachstehend.
Das Stadtmuseum besitzt noch ein weiteres altes Ölgemälde von Trautenau. Dieses
soll nach Vorlage alter Schützenscheiben um 1900 gemalt worden sein. Das Gemälde
ist auf der Webseite des Museums, http://www.muzeumtrutnov.cz,
unter Deutsch und Archiv zu sehen. Beide Ölgemälde weichen m.E. erheblich in
ihrer Darstellungen von einander ab.